Dienstag11. November 2025

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Die Macht des Geldes: WM in Russland und Katar

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FUSSBALL - Russland gehörte zu den Favoriten, doch Katar ist eine Überraschung: Mit der Vergabe der WM-Endrunden 2018 und 2022 hat der Fußball-Weltverband FIFA die Kommerzialisierung der schönsten Nebensache der Welt weiter vorangetrieben.

2018 ins Riesenreich Russland, 2022 in den kleinen Wüstenstaat Katar: Die FIFA hat bei der Premiere der doppelten Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften auf neue Märkte und das große Geld gesetzt.

„Wir betreten Neuland, denn die WM war noch nie in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Deswegen bin ich ein glücklicher Präsident“, schwärmte FIFA-Boss Joseph Blatter nach der von Korruptionsvorwürfen gegen mehrere Exekutivmitglieder überschatteten Wahl in Zürich.

Frust und Freude

Als Blatter am Donnerstag um 16.37 Uhr in der Messe Zürich das mit Russlands Namen beschriftete Blatt aus einem versiegelten Umschlag zog, gab es vor allem bei der Delegation von Mitbewerber England lange Gesichter. „Ich bin unglaublich enttäuscht“, sagte Prinz William. Bei dem Versuch, die WM zum zweiten Mal nach 1966 austragen zu dürfen, scheiterte das Mutterland des Fußballs ebenso wie die Weltmacht USA mit der Bewerbung für 2022.

Russland setzte sich auch gegen die gemeinsamen Bewerbungen von Spanien/Portugal und der Niederlande und Belgiens durch. „Lasst uns zusammen Geschichte schreiben“, rief Russlands Vize-Regierungschef Igor Schuwalow dagegen euphorisch den FIFA-Mitgliedern zu. Im Rennen um den Zuschlag für das nach Olympia lukrativste Sport-Ereignis der Welt ging das russische Kalkül voll auf. Bei der abschließenden Präsentation hatte Sportminister Witali Mutko der FIFA im Falle des Zuschlages satte Millionengewinne in Aussicht gestellt. Allerdings stehen in den kommenden Jahren große Herausforderungen vor den WM-Machern. Die riesigen Distanzen zwischen den geplanten 13 Spielorten gelten als Problem, zumal die Flug- und Zugverbindungen schlecht sind. Von den 16 Spielstätten müssen 13 neu gebaut oder komplett umgebaut werden. Die veranschlagten Gesamtkosten liegen bei 3,82 Milliarden Dollar.

Die Petro-Dollars der Scheichs aus Katar und die Aussichten, eine ganze Region zu erschließen, bewogen die Exekutivmitglieder offenbar zum Votum für den Wüstenstaat. Neben den USA scheiterten auch Australien, Japan und Südkorea.

Staatsoberhaupt Scheich Mohammed bin Chalifa Al-Thani bedankte sich: „Im Namen der Millionen Menschen, die im Nahen Osten leben, danke ich der FIFA für diese mutige Entscheidung.“ Nur 1,6 Millionen Menschen leben in Katar. Dennoch versprach Al-Thani: „Die erste WM auf arabischem Boden wird etwas ganz Besonderes. Der Fußball wird die Kulturen weiter verbinden.“

Von den sieben Spielorten liegen fünf im Umkreis von 25 Kilometern – es wird damit eine WM der kurzen Wege. Geplant sind zwölf Stadien. Kostenpunkt: 2,87 Milliarden Dollar. Geld spielt für die Scheichs aber keine Rolle. 

Die Wahlergebnisse im Überblick

22 Exekutivmitglieder des Weltverbandes FIFA haben gestern die Gastgeber der WM-Endrunden 2018 und 2022 gewählt, zwei waren wegen Verstößen gegen den Ethik-Code der FIFA suspendiert worden und fehlten. Nötig war die absolute Mehrheit von zwölf Stimmen, bei einem Patt im entscheidenden Wahlgang hätte das Votum von FIFA-Präsident Joseph Blatter den Ausschlag gegeben. Der Bewerber mit den wenigsten Stimmen schied jeweils aus. Die FIFA teilte nach der Entscheidung die Ergebnisse der einzelnen Wahlgänge mit:

WM 2018:

1. Wahlgang: Russland 9 Stimmen, Spanien/Portugal 7, Niederlande/Belgien 4, England 2 – damit England ausgeschieden

2. Wahlgang: Russland 13 Stimmen, Spanien/Portugal 7, Niederlande/Belgien 2 – damit Russland gewählt

WM 2022:

1. Wahlgang: Katar 11 Stimmen, Südkorea 4, USA 3, Japan 3, Australien 1 – damit Australien ausgeschieden

2. Wahlgang:
Katar 10 Stimmen, USA 5, Südkorea 5, Japan 2 – damit Japan ausgeschieden

3. Wahlgang:
Katar 11 Stimmen, USA 6, Südkorea 5 – damit Südkorea ausgeschieden

4. Wahlgang:
Katar 14 Stimmen, USA 8 – damit Katar gewählt