Freitag31. Oktober 2025

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Zu große Ambitionen?

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Das Foto auf der Aufschlagseite der Tageblatt-Sportrubrik am vergangenen Dienstag resümierte alles: Während Philippe Gilbert im Ziel des Rad-Klassikers Liège-Bastogne-Liège über sein Triplé jubelte, stand die Enttäuschung den Schleck-Brüdern ins Gesicht geschrieben.

Vor den Mikrofonen machten sie später „gute Miene zum bösen Spiel“ und gratulierten fair dem Überflieger aus Belgien, der den Schlecks quasi im Alleingang den ersten Saison-Höhepunkt, die Ardennen Klassiker,
„versaut“ hatte.

Logo" class="infobox_img" />Philip Michel
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Erst triumphierte Gilbert beim Amstel Gold Race, nachdem er Ausreißer Andy Schleck am Fuße der letzten Steigung gestellt hatte. Zuvor hatte das Leopard-Team Pech gehabt, als ein Sturz die Co-Kapitäne Fabian Cancellara und Frank Schleck aus dem Rennen bugsierte. Dann demonstrierte der Belgier seine krasse Überlegenheit drei Tage später an der Mauer von Huy, die Schlecks waren chancenlos. Genau wie am Sonntag auf den letzten Kilometern von Liège-Bastogne-Liège, auf denen Gilbert keinen Zweifel ließ, wem der oberste Platz auf dem Podium gehört. Es wurde also nichts aus einem Klassikersieg für das neue Radteam aus Luxemburg, nachdem Cancellara bei Mailand – San Remo, der Flandern-Rundfahrt und Paris – Roubaix als Zweiter (2x) und Dritter seiner Favoritenrolle nicht gerecht wurde, zum Teil weil sich das gesamte Peloton gegen ihn verbündet hatte.

Demnach also ein enttäuschender Auftakt für das ambitionierte Team von Mäzen Flavio Becca?

Ja, in Anbetracht der selbst auferlegten Erwartungshaltung. Wer die Latte dermaßen hoch legt, der braucht sich nicht über Hohn und Spott zu beschweren, wenn er sie nicht überquert.

Auf der anderen Seite, ist es nicht legitim, nach dem Höchsten zu streben, vor allem im Sport? Und vor allem wenn man im Vorfeld der Saison vom internationalen Radsport-Verband UCI wegen des starken Aufgebots auf Platz eins im Ranking der Rad-Rennställe gesetzt wird?

Natürlich hilft eine selbstbewusste Außendarstellung auch bei der Sponsorensuche. Welcher Geldgeber spielt schon mit, wenn im Vorfeld der Rennen andauernd nur eine Top-15-Platzierung ausgerufen wird anstelle eines Sieges? Ein Bluff waren die selbstbewussten Ansagen aus dem Leopard-Lager aber beileibe nicht. Cancellara war in Flandern und Roubaix der Stärkste, und die Schlecks peilen bei ihren Saison-Höhepunkten stets das Optimum an. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Und wäre Gilbert nicht gewesen, dann wäre mindestens ein Leopard-Sieg herausgekommen.

Der Verliererplatz

Hätte, wenn und aber zählen jedoch nicht, schon gar nicht im Sport, wo der zweite Rang gemeinhin als erster Verliererplatz gilt. Auch in Luxemburg. Dabei wäre bei uns eine gewisse Portion Demut durchaus angebracht, denn so oft kann es große Siege in Anbetracht der kleinen Bevölkerungszahl nicht geben. Zwei Luxemburger auf dem Podium von Liège-Bastogne-Liège ist ein fantastisches Resultat, selbst wenn die Beteiligten den Sieg anpeilten.

Auch sind Radrennen keine Selbstläufer. Die Tour de France schon gar nicht. Die wollen die Schlecks übrigens auch gewinnen, was sie im Vorfeld auch kundtun werden. Schließlich wissen sie am besten, was sie in den Beinen haben.