Der wegen wiederholten Dopings gesperrte und zurückgetretene US-Radprofi Tyler Hamilton hat den Weltverband UCI schwer angegriffen. In der Sendung „60 Minutes“ im US-Fernsehsender CBS warf er der UCI am Sonntag (Ortszeit) vor, eine positive Dopingprobe des siebenmaligen Tour-de-France-Siegers Lance Armstrong vertuscht zu haben. „Ich weiß, dass er einen positiven Test hatte, auf EPO bei der Tour de Suisse 2001“, sagte Hamilton. Er und Armstrong fuhren in der Zeit von 1999 bis 2001 zusammen für das Team US Postal. Armstrong bestreitet, jemals gedopt zu haben.
Der damalige UCI-Präsident Hein Verbruggen widersprach Hamiltons Behauptungen. „Es hat niemals Vertuschungen gegeben“, sagte der Niederländer am Montag. Tour-de-Suisse-Sprecher Rolf Huser erklärte, die Organisatoren wüssten nichts über die Ergebnisse der Proben. Bereits vor einem Jahr hatte der Weltverband UCI erklärt, dass es bei der Schweiz-Rundfahrt 2001 keine positiven Dopingtests gegeben habe.
Landis belastete Fahrer
Vorangegangen war ein Doping-Geständnis von Armstrongs Ex-Teamkollege Floyd Landis, der auch andere Fahrer belastet hatte – darunter Levi Leipheimer und George Hincapie. Landis war wegen Dopings der Tour-de-France-Sieg 2006 aberkannt worden.
Hamilton behauptet nun, Armstrong selbst habe ihm vom positiven Dopingtest erzählt: „Er war sehr entspannt dabei, sagte es so nebenbei und lachte darüber.“ Wie der 40-jährige Hamilton erklärte, kenne er nicht die genauen Einzelheiten, „aber Leute aus Lances Team und Leute von der anderen Seite. Ich glaube, Leute aus dem Dachverband haben einen Weg gefunden, um da rauszukommen“.
„Verdächtige“ Probe
„60 Minutes“ berichtete zudem, dass das Schweizer Labor, das Armstrongs Probe damals analysierte, diese als „verdächtig“ eingestuft haben soll. Anschließend habe die UCI ein Treffen mit Armstrong und dessen Teamchef Johan Bruyneel arrangiert. In dem Gespräch sei über das Testverfahren gesprochen worden.
Ein Vertreter der UCI habe gebeten, dass der verdächtige Test nicht weiter verfolgt werden sollte. Dies habe der Direktor des Schweizer Labors dem Federal Bureau of Investigation (FBI), das unter Leitung von Chefermittler Jeff Novitzky eine umfangreiche Untersuchung gegen Armstrong leitet, in einer Eidesstattlichen Erklärung versichert.
Vertrauliche Aussage
Armstrong und sein Anwalt Mark Fabiani wiesen am Sonntag auch CBS-Informationen zurück, wonach Hincapie seinen Freund und früheren Teamgefährten im Rahmen der Untersuchung belastet habe. Die Aussage von Hincapie sei vertraulich, daher sei es nicht möglich, ihren Inhalt zu kennen, hieß in einer Erklärung von Fabiani.
Hincapie hatte erklärt, sich CBS gegenüber nicht geäußert zu haben und war nach dem Abschluss der Kalifornien-Rundfahrt am Sonntag für Journalisten nicht zu sprechen. Armstrong erklärte dazu via Internet: „Wir sind zuversichtlich, dass die Hincapie zugeschriebenen Äußerungen unzutreffend sind und die Berichte über seine Aussage nicht zuverlässig sind.“
De Maart

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