Montag10. November 2025

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Mission accomplished?

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Es gibt für einen Staats- oder Regierungschef, der zu Hause mehr schlecht als recht die Geschicke seiner Nation leitet, wohl nichts Schöneres, als als siegreicher Feldherr einen Triumphzug in einem fremden Land anzuführen.

Einmal als Held bejubelt zu werden. Besonders wenn man zu Hause in Frankreich oder Großbritannien diese Rolle in letzter Zeit wenig bis überhaupt nicht spielen kann.

Logo" class="infobox_img" />Sascha Bremer [email protected]

David Cameron und Nicolas Sarkozy mussten am Rande ihrer Visite im (fast) befreiten Libyen „leider“ auch immer wieder betonen, es gehe ihnen überhaupt nicht um das Erdöl, welches in dem dünn besiedelten Wüstenland so ergiebig sprudelt. Und ein Geheimabkommen zwischen Paris, London und dem libyschen nationalen Übergangsrat um die Neuverteilung der Rohstoffkonzessionen sei – so Sarkozy – überhaupt nicht ausgehandelt worden.

Glaubt man den Protagonisten aus NATO-Europa, war dieser Einsatz – wenn auch nicht völlig selbstlos – im Namen der Demokratie und der Menschenrechte ausgeführt worden. Wenn ein Sieg viele Väter hat, dann hat ein Kriegseinsatz auch immer mehrere, komplexere Ursachen: Demokratie und Menschenrechte haben sicherlich eine Rolle in den Berechnungen von London und Paris gespielt, aber nur am Rande.

Nüchtern betrachtet war (und ist) dieser Waffengang ein Konflikt, der die wenigsten politischen und wirtschaftlichen Risiken für die ehemaligen Groß- und Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien barg. Man wird sich hingegen hüten, in Syrien oder anderswo einzugreifen, allein weil die militärische und wirtschaftliche Macht fehlt.

Andererseits verspricht der von Anfang an gewünschte und jetzt eingetretene Ausgang mit dem Verschwinden Gaddafis und dem Sturz seines Regimes – wer erinnert sich noch an das UN-Mandat zum Schutz der Zivilbevölkerung? – große politische und wirtschaftliche Renditen. Anders ausgedrückt: Trotz allem Diskurs über die humanitäre Lage, die gefolterten, verschleppten und getöteten Menschen, wurde hier kalte westliche Realpolitik betrieben. Der Neokolonialismus lässt grüßen.

Da können Sarkozy und Cameron eigentlich noch so viel beschwichtigen, wie sie wollen, ihr kleiner Auftritt in Tripolis dient natürlich auch dazu, die Libyer daran zu erinnern, wer ihnen Gaddafi vom Halse geschafft hat. Es stimmt zwar, dass Europas Ölmultis bereits unter Gaddafi blendende Geschäfte gemacht haben. Der große Reibach wird allerdings mit dem Wiederaufbau des Landes, seiner Förderkapazitäten und seiner Streitkräfte (wurden die nicht erst vor kurzem, also zu Gaddafis Zeiten, vom Westen modernisiert?) gemacht werden.

Verantwortung für die Zukunft

Eines konnten die politischen und militärischen Stäbe nicht berechnen. Keiner weiß in der Tat, in welche Richtung sich das Land entwickeln wird. Wie einst im Irak hat sich nach dem Sturz des Despoten auch bereits in Libyen der politische Erbfolgekampf angekündigt.

Durch das Eingreifen des Westens ist man nun gezwungen, hier Verantwortung zu übernehmen. Es gilt, nach der Schlacht, ob man nun will oder nicht, auch den Frieden zu gewinnen. Libyen liegt eben nicht irgendwo am Hindukusch, sondern an der Schwelle zu Europa. Politisches Chaos wird man sich hier angesichts der vielen regionalen Herausforderungen nicht leisten können. Die Mission wird weitergehen müssen. Es wäre für alle Beteiligten besser, die Siegesfeiern würden sich nicht allzu sehr in die Länge ziehen.