Als am 6. November 2002 um 10.06 Uhr Lokalzeit der reguläre Luxair-Flug LG9642 (LH2420) von Berlin-Tempelhof beim Anflug auf Findel im Nebel zwischen Roodt/Syr und Niederanven abstürzte, ging eine langjährige Ära der Luxemburger Fliegerei ohne nennenswerte Unfälle zu Ende.
Was bisher geschah
6. November 2002:
Auftakt der „Instruction“. Der Untersuchungsrichter wird in Kenntnis gesetzt.Ende 2002 bis Ende 2003:
Hausdurchsuchungen. Der Bordkommandant, die Verantwortlichen der Fluggesellschaft und Zeugen werden vom Untersuchungsrichter gehört.Januar 2004:
Die Staatsanwaltschaft erhält die gesamte Akte von den Untersuchungsrichtern. Beschuldigt werden der Bordkommandant, Verantwortliche der Luxair, die „Direction de l’aviation civile“, das Directorate General of Civil Aviation, die Aircraft Braking Systems Corporation und die Verantwortlichen von Fokker Services.Februar 2004:
Der Untersuchungsrichter erhält die Berichte des „Service de Police judiciaire“.Juni 2004:
Gegen den Piloten und den Generaldirektor von Luxair, der zur Zeit des Unfalls im Amt war, wird Anklage erhoben.2005:
Der genannte Generaldirektor von Luxair erhebt Nebenklage, doch der Untersuchungsrichter erklärt die Nebenklage für unzulässig.Juni 2006:
Der Generaldirektor legt Berufung ein, doch diese wird von der Ratskammer des Berufungsgerichtes für unzulässig erklärt.Juni 2007:
Beschuldigt werden ebenfalls der Generaldirektor von Luxair, der von 1998 bis 2000 im Amt war, und der ehemalige Direktor der technischen Wartung.Oktober 2007:
Der Untersuchungsrichter verweigert verschiedene Beschuldigungen von 2004, doch die Staatsanwaltschaft legt Berufung ein.Dezember 2007:
Ein neuer Untersuchungsrichter wird ernannt.Juni 2008:
Der Flugzeugmechaniker und Chef Engineering/Manager Engineering and Planning und der Direktor der „Direction de l’aviation civile“ werden angeklagt.Juli-Ende 2008:
Weitere Verhöre des Bordkommandanten und des Direktors der technischen Wartung.2009:
Weitere Verhöre und Abgabe von verschiedenen Gutachten.Januar 2010:
Abschluss der Untersuchung. Die Akte wird an die Staatsanwaltschaft weitergereicht.März 2010:
Die Akte landet vor der Ratskammer des Bezirksgerichtes.Juli 2010:
Die Ratskammer entscheidet, dass sich sieben Personen vor dem Bezirksgericht verantworten müssen, doch gegen diese Entscheidung wird Berufung eingelegt.Oktober 2010:
Die Berufung wird zurückgewiesen.November 2010:
Eine der Parteien will Revision einlegen.März 2011:
Der Kassationsgerichtshof lehnt den Revisionsantrag ab und es kommt zum definitiven Prozess, der ab dem 10. Oktober stattfinden wird.(pha)
Bei dem Unglück starben 20 Leute: 15 Deutsche, vier Luxemburger und ein Franzose. Nur der Pilot und ein weiterer französischer Passagier sollten den Crash mit mehr oder weniger schlimmen Verletzungen überleben.
Sieben Angeklagte
Von anfangs acht Angeklagten müssen sich ab kommendem 10. Oktober deren sieben wegen fahrlässiger Tötung in mehreren Fällen vor der von Prosper Klein präsidierten und von Sylvie Conter sowie Claude Metzler assistierten 9. Kriminalkammer verantworten. Es sind dies der Pilot der Unglücksmaschine, die drei Luxair-Generaldirektoren zwischen 1992 und 2002 sowie die drei damals bei Luxair für Technik, Engineering und Planning verantwortlichen Mitarbeiter.
Dass die Voruntersuchungen fast auf den Tag genau neun Jahre andauerten, erklärte Doris Woltz mit der erstmaligen Herausforderung der Luxemburger Justiz, eine sowohl strafrechtliche wie zivile Prozedur auf solch breiter Ebene durchzuziehen.
Was die Chronologie der Ermittlungen angeht, welche die drei Untersuchungsrichter forderten, so wurden nicht weniger als 13 Rechtshilfeverfahren in zehn Ländern angefordert – von den Oppositionen der Verteidigung und der von Serge Wagner vertretenen Anklage sowie von den zahlreichen Expertisen gar nicht zu sprechen.
Dossier umfasst 42 Aktenordner
Eigens zu diesem Prozess wurde am 3. August 2011 auch ein Gesetz verabschiedet, das es erlaubt, einen dritten Assessor – in diesem Fall ist es Vanessa Wercollier – zu nominieren, der bei Bedarf für einen der Richter einspringen kann.
Vollständigkeitshalber sei noch erwähnt, dass der Pilot von Me Georges Pierret, der zum Zeitpunkt des Unglücks amtierende Direktor von Me Benoît Entringer, der vorherige Direktor von Me Patrick Kinsch, der bis 1998 amtierende Direktor von Me Jean Hoss, der frühere Technische Direktor von Me Yvette Hamilius, der Chief Engineering Manager von Me Frank Wies und der damalige Head of Planning von Me André Lutgen vertreten werden.
Anwälte der Nebenkläger sind Me Dieter Grozinger de Rosnay, Me Pol Urbany, Me Christian-Charles Lauer, Me Alexandre Chateaux und Me Patrick Weinacht. Ihnen wurde das 42 Aktenordner umfassende Dossier im November 2010 ausgehändigt.
Vincent Favé und Richard Tavernier sind die von der Staatsanwaltschaft bestellten Experten. Die Ermittlungen führte Emile Gras vom SPJ („Service Police judiciaire“), der neben neun von der Anklage bestellten Zeugen aussagen wird.
Medienrummel
15 einheimische Medien mit 30 Journalisten und 15 ausländische Medien mit 24 Journalisten haben sich zum Prozess angemeldet. Der große Sitzungssaal wird denn auch dementsprechend eingerichtet und es wird ein zusätzlicher Saal mit einer Live-Schaltung für die Presse nutzbar gemacht. Dem Anspruch entsprechend wird in drei Sprachen (Luxemburgisch, Deutsch und Französisch) mit simultaner Übersetzung verhandelt.
De Maart

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