Dienstag4. November 2025

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Problematische Cousins aus Fernost

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Derzeit häufen sich die Meldungen über Ansammlungen von Marienkäfern in und um Wohnhäuser. Dabei handelt es sich meist um den asiatischen Cousin der heimischen „Himmelsdéiercher“.

Neu ist das Phänomen nicht. Und es ist hausgemacht. Der asiatische Marienkäfer, der sich farblich und äußerlich von den heimischen Arten unterscheidet, wurde zur biologischen Schädlingsbekämpfung in andere Regionen importiert.

Logo" class="infobox_img" />Im Augenblick erlebt Luxemburg eine Marienkäfer-Invasion.

Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA, in den 80er Jahren auch nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande. „Er wurde vor allem als Nützling im professionellen Gartenbau eingeführt. Denn anders als unsere ‚Himmelsdéiercher‘, die nur bestimmte Läuse fressen, vertilgen die asiatischen Käfer auch noch andere Schädlinge. Und sie fressen mehr, allerdings vermehren sie sich auch stärker“, so Lea Bonblet vom „Haus vun der Natur“.

Mehr Ärgernis als Bedrohung

Doch es hielt die krabbelnden Schädlingsbekämpfer nicht im Gewächshaus, und sie haben sich in der freien Natur breit gemacht. Das Problem: Sie fressen nicht nur Schädlinge, sondern auch die Larven von anderen Nützlingen, u.a. die von ihren europäischen Verwandten. „Sie verdrängen sie, weil sie ihnen eine immense Konkurrenz machen. Sie vermehren sich schneller, fressen mehr und sie fressen die Larven der anderen Marienkäfer“, erklärt Lea Bonblet. Und weil „Harmonia axyridis“, wie die fernöstlichen Krabbler richtig heißen, den Nachwuchs ihrer europäischen Verwandten wegfressen, haben sie seit einiger Zeit ein massives Image-Problem: „Invasion der Killer-Käfer“ titelte das Boulevard-Blatt Bild kürzlich in seiner Online-Ausgabe und sprach vom China-Käfer, der zur „Killer-Maschine“ geworden ist. Das dürfte allerdings nur für die unglückseligen Larven der heimischen Käfer gelten.
Für den Menschen sind die Marienkäfer eher ein Ärgernis als eine Bedrohung. In den USA wurden zwar z.T. riesige Schwärme gesichtet, aber in Luxemburg wurden bisher eher Ansammlungen von einer Handvoll Käfer in Ritzen beobachtet. „Das Problem ist eher das Sekret, das sie zu ihrem Schutz aussondern, die sogenannte Reflexblutung ist viel aggressiver als bei unseren heimischen Arten. Das kann zu allergischen Reaktionen führen und es riecht auch unangenehmer. Und es macht mehr Flecken, auf Tapeten zum Beispiel“, so Lea Bonblet. Sie rät dazu, die Tierchen mit dem Staubsauger einzufangen und dann auszusetzen.
In den USA haben die Käfer es schon vereinzelt geschafft, die Traubenlese zu ruinieren. „Weil sie mit den Trauben in die Presse gerieten und eben ihr Sekret abgesondert haben, ist es schon vorgekommen, dass der Wein ungenießbar wurde.“ In Luxemburg ist das noch nicht passiert. Wohl auch deshalb, weil die Lese stattfindet, bevor sich die Käfer zum Überwintern sammeln.Problematisch ist eher, dass die einheimischen Arten verdrängt werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Nützlinge aus dem Ruder laufen, was nicht heißen soll, dass deshalb gleich die biologische Schädlingsbekämpfung infrage gestellt gehört. „Es gibt Studien dazu“, so Lea Bonblet, „meist geht man davon aus, dass sich das irgendwann einpendelt und sich die neue Art einbürgert.“ Richtig gefährlich und schädlich für den Menschen sind die Krabbler aus Fernost aber nicht. Schließlich sind es doch nur „Himmelsdéiercher“.