Samstag15. November 2025

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Oft am Träumen

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Wir begegnen Sandra Nasic vor dem Konzert in ihrer Loge. Sie empfängt uns mit ansteckender Freude, bietet uns einen Tee an und bittet uns, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen.

„Unter Musikern pflegt man sich zu duzen!“, erklärt sie prompt und ermöglicht uns somit, locker und ungezwungen mit unserem Interview loszulegen.

Oh, what a night!

Mit der Energie und Sympathie von immer, gekoppelt mit hinzugewonnener
Lebenserfahrung und persönlich musikalischer Reife nach der Stand-by-
Periode der Band , standen die „Affen“ aus Göttingen zum dritten Male auf der „Atelier“-Bühne und brachten ihre Fans zum Singen und ausgelassenen Pogen. Wie schön, Sandra, Henning, Stefan und Dennis wieder live zu erleben, ihre alten Hits „Open your eyes“ oder „Big in Japan“ wieder zu hören und ihre neuen Songs aus dem Album „Bel Air“, wie „Oh, what a night“, „She’s a killer“ … zu entdecken! Vor ihnen hatten „Alpha Academy“ den Abend überzeugend eingeleitet und die Zuschauer in die richtige Stimmung versetzt.

Aus verschiedenen Gründen seid ihr eine sehr interessante Band: Ihr habt sehr jung angefangen und schnell internationalen Erfolg geerntet, ihr habt den Mut gehabt, einfach aufzuhören, als die Chemie unter euch nicht mehr stimmte, ihr habt aber wiederum den Mut zu einem Neustart gehabt, interessant seid ihr auch durch eure Zusammensetzung: Drei Jungs und du als Frontfrau. And last, but not least: dein versatil-attraktives Aussehen, das viele, ob Männer oder Frauen, fasziniert. Stimmst du unserer Interpretation irgendwie zu?

Sandra Nasic: „Ja, sicher, ich hör mir das natürlich gerne an! Es geht runter wie Öl! (lacht). Dann erzähl ich jetzt mal ein bisschen von mir. Ich habe immer schon gerne Texte geschrieben oder gezeichnet, und in der Schule war ich oft am Träumen. Ansprechbar war ich nur im künstlerischen Bereich, das hatten die Lehrer schnell raus und stellten sich darauf ein. Ein Beispiel: Ich hatte 2-3 Jahre lang eine 5 im Englischen. Der Lehrer war echt schlimm. Als dann der Direktor der Schule als Austauschlehrer mit einer Gitarre in die Klasse kam, hat er es fertiggebracht, durch Musik bei mir alle Türen zu öffnen und ich bin innerhalb eines halben Jahres von einer 5 auf eine 1 gestiegen! Ich habe mich sehr früh mit der Welt der Kunst identifiziert und wäre ich nicht Musikerin geworden, dann vielleicht Grafikerin. Mit der Band ging es dann sehr früh los und wir bekamen direkt nach dem Abitur einen Plattenvertrag. Heute würde ich sagen: zu früh. Ein Studium vorerst wäre wichtig gewesen, um zu reifen und Leute auf einer anderen Ebene kennenzulernen. Aber egal, es ging rasant aufwärts und nach neun Jahren mussten wir eine Pause einlegen, es machte keinen Spaß mehr. Somit hatten wir endlich Zeit für das Privatleben und konnten in Ruhe Soloprojekten nachgehen. Ich habe alles ausgetestet: Gitarre und Klavier gespielt und in Ruhe Songs geschrieben. Vieles davon habe ich in unser neues Album einfließen lassen. Die Keyboards und die dance-orientierten Drumbeats kommen von mir. Wir respektieren zwar immer noch den Guano-Apes-Stil, aber wir lassen neue Einflüsse zu, weil wir uns nicht einfach wiederholen wollen.“

Als Crossover-Band ist es fundamental, viele Musikrichtungen in Betracht zu ziehen. Wie steht es mit Klassik?

„Außer Celli, die wir mal dabeihatten, bis jetzt noch nicht.“

Stichwort Celli und Apocalyptica! Du hast als Erste der finnischen Band deine Stimme geliehen. Wie kam es dazu?

„Das war wirklich eine coole Angelegenheit und ich bin stolz, ihre erste Sängerin gewesen zu sein. Wir waren zusammen auf einem Festival in Finnland, sie fanden meine Stimme gut. Sie stellten sich mir vor und fragten mich einfach. Ich konnte natürlich nicht widerstehen. Aber, obwohl sie weiter mit mir arbeiten wollten, beließ ich es bei dem einzigen Mal. Es darf keine Routine werden. In Zukunft vielleicht mal, wer weiß?“

Apropos Stimme: Wie hast du sie entdeckt?

„Sie hat mich entdeckt! Genetisch hab ich sie von meinem Vater. Er war früher hobbymäßig Sänger und Gitarrist in einer Band. Bei mir hab ich auf einmal gemerkt, dass ich mich gut mit meiner Stimme identifizieren kann, sie mir total gut tut, dass es Spaß macht, auf der Bühne zu stehen und den Glanz in den Augen der Zuschauer zu entdecken. Wo würde ich sie ansiedeln? Keine Ahnung, jedenfalls berührt sie viele Genres und ich bin mit ihrer Range sehr zufrieden.“

Eine Frage noch zum Symbolismus, der Schlange auf dem Cover deiner Soloplatte und des Namens „Bel Air“ der neuen Guano-Apes- CD.

„Die Schlange steht ja bekanntlich für Paradies und Verführung, aber auch für Gesundheit und Heilung. Mir gefiel aber auch die Idee der Häutung und da ich im chinesischen Horoskop Drache bin, fühle ich mich der Schlange sehr nahe. Der Album-Titel ist bei uns immer der Titel einer meiner Texte und zieht sich durch wie ein roter Faden. Mit ’Bel Air’ meine ich einen Ort der Illusionen, wo man träumen kann. Hollywood z.B. ist eine Traumstation. Musik auch, da kann man alles hineininterpretieren. ’Bel Air’ ist auch gute Luft, an einem schönen Aussichtspunkt. Nachdem wir als Band unsere Hörner abgestoßen haben, ist jetzt der Moment gekommen, in dem wir alles nur noch genießen. Ein Wortspiel also.“