Samstag8. November 2025

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Bräuche aus aller Welt

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Das Osterfest geht aus der jüdischen Pessachwoche hervor. An Ostern gedenken Christen in der ganzen Welt dem Tod und der Auferstehung Jesus. Aber es gibt weltweit viele verschiedene Osterbräuche.

Das Osterfest ist viel älter als das Christentum. Schon die Germanen und Kelten feierten ein Fest, das mit Ostern verglichen werden kann. Es war ein Frühlingsfest zu Ehren der nach dem Winter wiederkehrenden Sonne. Die Bezeichnung Ostern findet ihren Ursprung im altgermanischen Austro (Morgenröte). Häufig wird auch eine germanische Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin erwähnt, die Ostara hieß. Erste Beweise für ein Ostara-Fest fand man jedoch erst im 17. Jahrhundert. Des Weiteren hegen viele Historiker Zweifel an der Existenz einer solchen Göttin.

In der Bibel wird Ostern nicht erwähnt. Aber mit der Christianisierung Europas wurde der heidnische Brauch durch christliche Traditionen ersetzt. Das Osterfest hielt seinen Einzug in den Kalender. Zwischen dem 22. März und 25. April wird bereits seit dem zweiten Jahrhundert des Todes und der Auferstehung Christi gedacht. Die Christen leisten Ostern von der Himmelsrichtung Osten ab. Denn dort geht die Sonne, die das Symbol des wieder auferstandenen Sohn Gottes ist, auf. Um das christliche Osterfest sind im Laufe der Jahrhunderte weltweit viele Bräuche entstanden:

„Klibberen goen“

LUXEMBURG: In katholischen Gemeinden werden die Kirchenglocken zwischen Karfreitag und der Osternacht nicht geläutet. In einigen Gemeinden ziehen stattdessen Kinder und Jugendliche mit speziellen Ratschen oder Klappern durch das Dorf, um zu den Gottesdiensten und zum Angelusgebet zu rufen.

DEUTSCHLAND: Eier suchen und Schokoladenhasen verschenken sind typisch. Seit Jahrhunderten werden auch Osterfeuer angezündet. Volkskundler sehen darin neben heidnischen Relikten auch christliche Bezüge. So wird dem Feuer erneuernde Kraft zugeschrieben und mit ihm der Winter vertrieben. Das Feuer zeigt aber auch die Freude an der Auferstehung Jesu, dem „Licht der Welt“. Vor allem in sorbischen Gebieten wie der Lausitz werden Eier als Fruchtbarkeitssymbole über Felder und Wiesen gerollt.

Veilchen aussähen

FRANKREICH: Traditionell stellen Chocolatiers in Handarbeit Osterglocken und andere oft teure Schokoladenfiguren her. In der Bretagne werden am Karfreitag Veilchen ausgesät, die Blumen der griechischen Göttin Persephone. Sie lebte nach einem Kompromiss mit ihrem Gatten, dem Unterweltgott Hades, und ihrer Mutter, der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, eine Hälfte des Jahres über und die andere Jahreshälfte unter der Erde.

ITALIEN: In vielen Dörfern gibt es Inszenierungen des Leidensweges Christi („Via Crucis“) und Oster-Prozessionen. Die Geschäfte bieten riesige Schokoladen-Eier an, die mit allerlei Überraschungen gefüllt sind. Eine Spezialität ist die „Colomba Pasquale“, die Ostertaube, ein Kuchen aus Hefeteig. Am Ostermontag gibt es zum sonst „süßen“ Frühstück ausnahmsweise Salami, eine „Torta Rustica“ (ein mit Gemüse und Eiern gefüllter Kuchen) und ein Gläschen Wermut.

Eier-Wettkullern

GROSSBRITANNIEN: Die Briten essen zu Karfreitag „cross buns“, Rosinenbrötchen mit einem eingeritzten Kreuz. Zu Ostern lassen sie bunt gefärbte Eier um die Wette von einem Hügel kullern.

ÖSTERREICH: Ein am Gründonnerstag gelegtes Ei zu essen, bringt nach altem Volksglauben Glück. Diesem Antlass-Ei – abgleitet vom mittelhochdeutschen „antlaz“ für Ablass oder Lossprechung von Sünden – schreibt man auch Heilkräfte zu. Als Schutz vor Feuer werden die Eier in Dachböden gelegt.

Messen und Prozessionen

SPANIEN: Bei Prozessionen frommer Bruderschaften werden riesige Jesus- und Heiligenfiguren durch die Straßen getragen. Vielerorts sind die Teilnehmer mit spitzen Kapuzen vermummt, einige tragen als „Büßer“ eiserne Ketten.

GRIECHENLAND: Während der Osterwoche werden stundenlange Messen gefeiert. Am Samstag um Mitternacht verkünden die Priester „Christus ist auferstanden“, die Gläubigen erwidern „Er ist wahrhaftig auferstanden“. Dazu wird ein Feuerwerk gezündet. Am Ostersonntag wird mit Lammfleisch und Rotwein gefeiert, dazu gibt es „Kokoretsi“ – ein Gericht aus den Lamm-Innereien.

BULGARIEN: Für die christlich-orthodoxen Bulgaren ist Ostern das größte Fest. Den gefärbten Ostereiern werden heilende und magische Kräfte zugeschrieben. Am Ostersonntag stoßen die Bulgaren die Eier gegeneinander. Der Besitzer des Eis, das dabei unbeschädigt bleibt, soll über das ganze Jahr gesund sein.

Wohlriechende Frauen

TSCHECHIEN, RUMÄNIEN, SLOWAKEI, UNGARN: Das „Begießen“ von Frauen und Mädchen am Ostermontag geht auf einen vorchristlichen Fruchtbarkeitsbrauch zurück. Männer besuchen verwandte oder befreundete Frauen und besprengen sie mit Parfüm. Dafür werden sie mit Ostereiern, Kuchen und Alkohol bewirtet.

FINNLAND: Freunde und Bekannte schlagen einander leicht mit einer Birkenrute, um an die Palmzweige, mit denen Jesus in Jerusalem empfangen wurde, zu erinnern. Am Ostersonntag ziehen Kinder mit Trommeln und Tröten durch die Straßen zur Beendigung der Trauerzeit. In Finnland ist Ostern auch das Fest der Kerzen.

SCHWEDEN: Frauen gehen nachts heimlich und schweigend an eine Quelle, um das Osterwasser zu holen. Schaffen sie es, dabei nicht gesehen zu werden und mit dem Wasser ihren Liebsten zu benetzen, dann erobern sie damit seine Liebe. Ostern wird mit Feuerwerk und Lärm gefeiert. Die „Osterhexen“ werden symbolisch am Osterfeuer verjagt. Am Gründonnerstag verkleiden sich die schwedischen Kinder als „Osterweiber“. Sie laufen mit langen Röcken und Kopftüchern durch die Straßen und betteln an den Türen um Süßigkeiten, als „Bezahlung“ überreichen sie selbstgemalte Osterbilder.

Festessen

RUSSLAND: Der orthodoxe Ostergottesdienst beginnt mit einer Prozession, bei der die Gemeinde mit Kreuzen und Kerzen um die Kirche zieht. In der Osternacht fährt die Moskauer Metro länger als üblich, damit die Gläubigen nach der stundenlangen Mitternachtsmesse nach Hause kommen können. Auf die strenge vorösterliche Fastenzeit folgt das Fastenbrechen mit „Pascha“, einer gehaltvollen Quarkspeise, und dem Kuchen „Kulitsch“.

MEXIKO: Dort feiert man für etwa zwei Wochen eine Art Volksfest mit Musik und Tanz. Die Straßen sind mit Girlanden geschmückt. Am Karfreitag ist es ruhig, und es finden Prozessionen statt.

Männer werden festgenagelt

PHILIPPINEN: In dem Dorf Cutud wird am Karfreitag die Kreuzigung Jesu nachgestellt. Junge Männer tragen ein Holzkreuz auf einen Hügel und lassen sich an Händen und Füßen festnageln. Dann werden die Kreuze aufgerichtet. Die Männer betrachten das als Sühne, die katholische Kirche kritisiert das Ritual.

SÜDAFRIKA: Eine Spezialität sind die köstlich duftenden „Hot Cross Buns“ – mit Zuckerguss-Kreuzen überzogene lebkuchenähnliche Brötchen.

Osterparaden

USA: Gefeiert wird mit vielen Osterparaden. Die größte gibt es in New York. Viele der Zuschauer tragen verwegene Fantasie-Osterhüte. Im Weißen Haus in Washington dürfen Kinder Eier suchen und mit ihnen „Eier rollen“. Dabei werden harte Eier mit einem Stock vorangestoßen.

AUSTRALIEN: Auf dem Kontinent sind Kaninchen und Hasen verpönt, weil sie das karge Weideland kahlfressen. Die Eier bringt stattdessen das Osterbilby, ein Beuteltier mit langer Nase und großen Ohren, das besonders unter der Kaninchenplage zu leiden hatte. Mehrere Süßwaren- Hersteller haben inzwischen einen Bilby aus Schokolade im Angebot.