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„Hin und her gerissen“

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LUXEMBURG - Sarah Correia ist die Laureatin des „Prix Robert Krieps“ für die beste Diplomarbeit des Jahres 2011. Thema ihrer Arbeit: Die Portugiesen in Luxemburg und die Vermittlung ihrer Werte zwischen den Generationen.

Ja, sie habe in der Schule Probleme mit dem Deutschen gehabt, wie viele portugiesische Kinder und Jugendliche ihrer Generation, sagt Sarah Correia. Man habe ihr sogar abgeraten, eine klassische Sekundarschule zu besuchen. Sie habe aber allen Unkenrufen zum Trotz ein klassisches Abitur gemacht, sogar auf der literarischen A-Sektion. Bis zum Schluss kämpfte sie mit der deutschen Sprache.

Der Robert-Krieps-Preis

Die Robert-Krieps-Stiftung verleiht seit 2009 einen Preis für die beste Diplomarbeit. Die Themen, die für den Preis in Frage kommen, sind unter anderem zeitgenössische Geschichte, Politologie, öffentliches und europäisches Recht, Grundrechte, Philosophie, Soziologie und politische Ökonomie. Einzige Voraussetzung ist, dass das Thema mit Luxemburg zu tun hat.

Das Stichdatum für die Kandidatur des Robert-Krieps-Preises 2012 ist der 30.6.2012. Die Arbeit muss bis spätestens den 1.9.2012 eingereicht werden.

Weitere Infos auf der Internetseite www.fondationrobertkrieps.lu.
E-Mail: [email protected].

Nach ihrem Sekundarstudium studierte sie Sprachen in Montpellier, worauf ein Master in „Français langue étrangère“ folgte. Mit einem Master in Soziolinguistik vervollständigte sie ihre Ausbildung. Für ihre Master-Arbeit suchte sie sich ein Thema aus, das sie aus eigener Erfahrung gut kannte: Wie werden die kulturellen Werte und die Sprache innerhalb der portugiesischen Gemeinschaft in Luxemburg von einer Generation auf die nachfolgende vermittelt?

Erste und zweite Generation

Ihre Untersuchungen konzentrierte sie auf die erste und zweite Generation der Einwanderer. Diejenigen, die ihr Land verließen, um in Luxemburg ihr Glück zu suchen, pflegten in Luxemburg fast ausschließlich sozialen Umgang mit ihren Landsleuten.

Das Aufrechterhalten der kulturellen Werte ihrer Heimat war dieser Generation wichtig. Ihre Sprache war fast ausschließlich das Portugiesische, nur im Umgang mit den Luxemburgern sprachen sie französisch. War diese Generation noch ziemlich ausgegrenzt, vor allem wegen der Sprache, änderte sich dies für ihre Nachfahren, d.h. die Generation, die in Luxemburg geboren wurde. Sie wuchsen zum Teil zweisprachig auf und hatten mehr Kontakte mit Einheimischen. Die portugiesische Sprache verlor für sie die Bedeutung, die sie noch für ihre Eltern hatte. Ihre sozialen Kontakte gaben ihnen auch mehr berufliche Möglichkeiten. Die Integration war für sie zwar einfacher, verlief aber nicht bei allen in dem gleichen Maße.

Zwei Identitäten

Es mache einen großen Unterschied, sagt Sarah Correia, ob die Eltern beide aus Portugal stammen oder nur einer der beiden. In den rein portugiesischen Familien machten sich zwei Tendenzen bemerkbar. Es gebe erstens diejenigen, die sich als Portugiesen bezeichnen. Daneben gebe es Jugendliche, bei denen das Interesse an Portugal abnimmt. Sie seien zwischen zwei Identitäten hin und her gerissen. Oft werde ihr portugiesisches Erbe als Hindernis für ihren schulischen und beruflichen Werdegang angesehen. Eindeutiger sei es bei Kindern aus gemischten Familien. Hier überwiege die Kultur des luxemburgischen Elternteils. Alles in allem schwanke die Integration der zweiten Generation zwischen totaler Angleichung („assimilation“) und zweigleisiger Kultur.

In einem nächsten Projekt will sich Sarah Correia mit der sogenannten dritten Generation der Einwanderer beschäftigen.