Dienstag11. November 2025

Demaart De Maart

Auftrag: Sauberes Trinkwasser für Alle

Auftrag: Sauberes Trinkwasser für Alle

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Mit dem Gesetz vom 31. Juli 1962 wurde das „Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“ aus der Taufe gehoben. Im Vorfeld der „Séance académique“, die gestern Abend im Musikkonservatorium stattfand, hat sich das Tageblatt mit Georges Kraus, dem verantwortlichen „ingénieur-directeur“ der Sebes unterhalten.

Über Trinkwasser zu verfügen, ist in unseren Breitengraden zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Damit das lebensnotwendige Nass aber zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Wasserhahn läuft, bedarf es einer ausgeklügelten Infrastruktur. Einen wesentlichen Teil trägt das „Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“ (Sebes) dazu bei, das die Wasseraufbereitungsanlage in Esch/Sauer betreibt.

„Die Idee, eine Staumauer zu bauen, ging Anfang der 50er Jahre vom Geologen Michel Lucius aus, der frühzeitig erkannte, dass die natürlichen Quellen in Luxemburg nicht zur alleinigen Wasserversorgung ausreichen würden. Die Staumauer war die Lösung, um auch das wertvolle Oberflächenwasser nutzen zu können. Der Bau wurde 1953 beschlossen, 1959 wurde das Becken zum ersten Mal aufgefüllt“, weiß Georges Kraus. Die erste Lieferung erfolgte am 19. Juni 1969 an die DEA („Distribution d’eau des Ardennes). Seither lieferte der Stausee 623 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Von rund 15.700 Tagen in Betrieb stand die Anlage nur an acht Tagen still.

Als „ingénieur-directeur“ des Syndikats kennt er sich bestens mit der Prozedur zur Trinkwassergewinnung aus. Und weiß auch, wie wichtig die Aufbereitungsanlage für die Wasserversorgung in Luxemburg geworden ist. 1986 hatten Algen die Anlage drei Tage lang lahmgelegt. Dem Produktionsstopp folgte ein landesweiter Aufruf zum Wassersparen. Für einen Stopp der Anlagen sorgte im Juni 2003 ein Rohrbruch. Obwohl das Leitungsnetz nach 30 Stunden wieder repariert war, reichten die Wasserreserven nicht aus.

80 Prozent der Einwohner

Beim Entleeren des Stausees zu Reparaturen an der Staumauer im Jahr 1991 wurde neben zusätzlichen Aufbereitungsanlagen und Wasserspeichern auch eine „prise d’eau à hauteur variable“ installiert. Mit dieser Vorrichtung wird seither sichergestellt, dass das Wasser stets in optimaler Qualität entnommen wird, um einen ähnlichen Vorfall zu verhindern.

Rund 80 Prozent Luxemburgs werden direkt oder indirekt mit Wasser aus dem Stausee versorgt. Je nach Reserven und Bedarf der einzelnen Gemeinden wird das Wasser der Sebes zugemischt. Sinkt das Grundwasser aufgrund lang anhaltender hoher Temperaturen, ist die Aufbereitungsanlage in Esch/Sauer gefragt, um das Defizit auszugleichen. „An einem gewöhnlichen Tag liefern wir zwischen 50.000 und 60.000 m3 Wasser. Unser Rekord liegt bei fast 88.000 m3.“ In solchen Fällen wird die Förderleistung der Anlage, die bei 72.000 m3 am Tag liegt, deutlich überstiegen. Dann werden die 1991 gebauten Anlagen bei Everlingen, Hagen und Contern hinzugezogen.

150 Liter am Tag

„Der Pro-Kopf-Verbrauch in Luxemburg liegt zurzeit bei rund 150 Litern Wasser am Tag und ist über die Jahre leicht rückläufig. Gleichzeitig steigt der Gesamtbedarf durch das Bevölkerungswachstum.“ Obwohl die Einwohnerschaft um 1,39 Prozent steigt, erhöht sich der Wasserverbrauch lediglich um 0,98 Prozent.

Dass Luxemburg sparsamer mit dem kostbaren Nass umgeht, steht damit fest. Woran es allerdings genau liegt, kann auch der Experte nur vermuten: „Vielleicht liegt es am Wasserpreis, am Umweltbewusstsein, an sparsameren Haushaltsgeräten oder der Verbreitung von Regenauffangbecken.“

Von der Qualität des Trinkwassers ist Kraus überzeugt. Neben den hohen Hygienestandards schont man seinen Rücken, da man keine Wasserkästen schleppen muss, und auch das Sparschwein freut sich, da das Wasser aus dem Hahn günstiger ist und nicht zusätzlich gekühlt werden muss. Die Gewohnheit, zum Wasser aus dem Supermarktregal zu greifen, kommt seiner Meinung nach durch die Arbeit der Werbeprofis.

Treibstoff, Säure und Pestizide

Damit die Qualität gewährleistet werden kann, müsse man besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen. So stockte den Verantwortlichen im April 1992 der Atem, als Säure in den Stausee lief. Aber auch Verkehrsunfälle können die Trinkwasserqualität beeinträchtigen. „Die Sauer fließt durch Martelingen. Alleine dort gibt es 14 Tankstellen. Man will sich gar nicht vorstellen, welche Konsequenzen ein auslaufender Treibstofftank haben kann.“ Doch nicht nur Mineralölprodukte können das Gleichgewicht des Sees aus der Balance bringen. Eine zu hohe Konzentration an Algen ist ebenso ein Problem wie Löschmittelrückstände oder Pestizide. Eine Analyse soll die Risiken beleuchten und Lösungsansätze bringen.
Wer glaubt, die Sebes würde vor sich hindümpeln, irrt gewaltig. Eine moderne Anlage mit einer Kapazität von bis zu 110.000 m3 täglich ist in Planung. Sie soll bis 2017 am Hauptbehälter in Eschdorf gebaut werden.

Die Anlage in Esch/Sauer zu renovieren, käme unterm Strich teuerer als ein Neubau. Zudem möchte man die Trinkwasseraufbereitung nicht gefährden. „Das Ziel ist sportlich gesetzt, aber die Prozeduren sind bereits in vollem Gang.“