Die Schauspielerin Ingrid Bergmann starb am 29. August 1982, der Schriftsteller William Shakespeare am 23. April 1616. Dazwischen liegen fast vier Jahrhunderte, aber eine Gemeinsamkeit sticht ins Auge: Beide verschieden am Tag ihres Geburtstags. Zufall? Jein. „Die Wahrscheinlichkeit am eigenen Geburtstag zu sterben ist um 14 Prozent höher als an jedem anderen Tag“, sagt Vladeta Ajdacic-Gross von der Universität Zürich.
Der Sozialwissenschaftler hat mit seinem Forscherteam nicht weniger als 2,5 Millionen Sterbedaten ausgewertet. Ein Jahr lang kämpften sie sich durch die Datenmengen, die einen Zeitraum von 40 Jahren umfassten. Dabei zeigte sich unter anderem, dass an Geburtstagen zwar grundsätzlich vermehrt gestorben wird, diese Häufung sich aber auf ein paar bestimmte Todesursachen konzentriert.
So treten Herzinfarkte um 18,6 Prozent häufiger auf als an normalen Tagen, Gehirnschläge bei Frauen gar um 21,5 Prozent. „Feierlichkeiten sind auch ein Stressfaktor. Und Stress erhöht die Wahrscheinlichkeit eines natürlichen Todes“, sagt Ajdacic-Gross. Allerdings ist sogar das Risiko, wie Ingrid Bergmann an Krebs zu sterben, um zehn Prozent höher. Die Forscher stehen vor einem Rätsel: „Wir dachten zuerst, dass assistierte Suizide einen Einfluss haben. Die Zahlen belegen dies allerdings nicht“, so Ajdacic-Gross.
Zu tief ins Glas geschaut
Ebenso erstaunt zeigen sich die Forscher, dass Selbstmorde an Geburtstagen – ganz im Gegensatz zur Weihnachtszeit – signifikant zunehmen. Bei Männern steigt die Anzahl um 35 Prozent. „Unsere Hypothese ist, dass für isolierte Menschen Geburtstage eine andere Rolle spielen als allgemeine Feiertage. Abschließend können wir die Frage aber nicht beantworten“, sagt Ajdacic-Gross.
Eine andere Ursache für die Häufung von unnatürlichen Todesfällen an Geburtstagen liegt auf der Hand: Alkohol. Wer etwas zu feiern hat, schaut in der Regel auch tiefer ins Glas. Vor allem für ältere Leute kann das Gläschen zu viel aber dramatische Folgen haben: Nicht Verkehrsunfälle oder Vergiftungen treten als Todesursache vermehrt in der Statistik auf, sondern schlicht und einfach Stürze.
Antonio Fumagalli/20 Minuten/Tageblatt.lu
De Maart

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