Donnerstag30. Oktober 2025

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„Success-Story Luxemburg noch nicht vorbei“

„Success-Story Luxemburg noch nicht vorbei“
(Tageblatt/Hervé Montaigu)

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Der Ingenieur von heute ist längst nicht mehr der Brücken- oder Hochofenbauer. Ingenieure arbeiten in der Biochemie genauso wie in den verschiedensten Bereichen des Umweltschutzes. Der Tag der Luxemburger Ingenieure war aufschlussreich.

Der Vorsitzende der Vereinigung der Luxemburger Ingenieure, Yves Elsen, begrüßte in der Handwerksammer am vergangenen Samstag 34 neue Mitglieder, jeden namentlich, mit seinem erworbenen akademischen Grad und mit der Universität, die den Grad verliehen hatte. Unter den 34 „Neuen“ befanden sich sieben Frauen. Eine von ihnen Arbeitet in der Biochemie, drei im Umweltbereich, eine ist gleich doppelt qualifiziert mit Managementbereich und Maschinenbautechnik und zwei arbeiten im traditionellen Baubereich.

Die sieben Frauen bildeten ab, was sich als neue Tendenz in den Ingenieurberufen zeigt: Die neuen Bereiche sind Umwelt- und Wassertechnik, sind die Biochemie. Und selbst, wer traditionell in den Maschinenbau geht, verfügt noch über eine zusätzliche Qualifikation. Auch der Baubereich ist so umfangreich geworden, dass ein Ingenieur sich zusätzlich zum Beipiel mit Umweltfragen auskennen muss.

Betätigungsfelder

Was sich ebenfalls als Neuheit im Beruf des Ingenieurs herausstellt, ist der akademische Grad. Von den vier Dr. Ing, waren gleich zwei Frauen: Dr. Ing Marie Dennewald im Bereich der Biochemie und Marie Claude Marx als Master of Science und PhD der Universität Reding in Großbritannien. Neben den Doktoren traten acht neue Ingenieure mit einem Master auf und drei mit einem Bachelor. Die Bildungsreform in den Universitäten macht sich nun auch in den technischen Bereichen bemerkbar.

Yves Elsen, Präsident der Vereinigung der Luxemburger Ingenieure verwies denn in seiner Rede auch auf die Veränderungen, die sich bemerkbar machen: „Für den Ingenieur gibt es neue Möglichkeiten in den verschiedensten Bereichen“, sagte er. „Das Bild verändert sich“. Der Ingenieur brauche sich also keine Sorgen um seine Zukunft zu machen, wenn er der Tatsache Rechnung trage, dass Innovation in allen Bereichen der Entwicklung und der Umsetzung immer drängender würde. Der Ingenieurberuf seit verzweigter denn je.

Minister Schneider zieht Bilanz

Der Verband der Luxemburger Ingenieure zählt 1.320 Mitglieder. Davon 1.130 Vollmitglieder als Ingenieure, unter ihnen 61 Frauen. 190 Mitglieder sind dem Verband angeschlossen als Ingenieurstudenten. Elsen zeigte sich erfreut über die hohe Zahl an jungen Nachwuchskräften. Von den Luxemburger Ingenieuren haben 47 Prozent ihr Studium in Deutschland absolviert, 21 in der Schweiz, 20 Prozent in Belgien, sieben Prozent in Frankreich.

Zehn Tage fehlten Wirtschaftsminister Etienne Schneider am vergangenen Samstag noch zu seinem ersten Geburtstag als Minister Luxemburgs. Schneider zog dennoch ein kurzes Fazit des ersten Arbeitsjahres als Minister. Sein Ziel den Stahl als Industrie in Luxemburg zu erhalten, sei gelungen auch, wenn Schifflange eingemottet worden sei. Es sei auch gelungen bei Luxguard zu einer Einigung zu kommen.
Man könne andererseits noch keine grundlegende Änderung der wirtschaftlichen Situation feststellen.
Das Wirtschaftswachstum in Luxemburg habe im vergangenen Jahr 0,5 Prozent betragen. Für das gerade begonnene Jahr werde mit einem Wachstum von einem Prozent gerechnet. Das sei weit von den Wachstumsraten entfernt, die Luxemburg in der Vergangenheit gekannt habe. In Luxemburg seien 15.400 Menschen arbeitslos. Ihre Zahl werde bis Ende des Jahres 2013 von 6,2 auf 6,5 Prozent steigen. Sie steige seit 2009 ständig an. Die Inflationsrate steige ebenfalls stetig an. Luxemburg, so Schneider, stehe im Jahre 2013 noch vor schwierigen Zeiten. Erst im Jahre 2014 werde es ein wenig besser werden.

Wachstum in Luxemburg

Er sehe es als seine Aufgabe an, die Wachstumssektoren in Luxemburg zu entwickeln. Das sei auf der einen Seite die Logistik. Die ehemalige WSA Fläche befände sich in vollem Umbau, die Verlagerung der Fracht auf die Schiene sei in vollem Gange. Die jüngste Entwicklung sei in der Strecke nach Triest und dann weiter per Schiff nach Istanbul zu sehen. Eines der größten Logistik-Unternehmen der Welt, Expeditors aus Seattle, habe sich in Luxemburg mit einem Team niedergelassen.

In einem anderen Bereich ist Schneider fest entschlossen, Luxemburg in die Spitzengruppe in der Welt zu hieven. Bei der Entwicklung und Erstellung von Datacentern läge das Land ganz weit vorn. Mit anderen Worten: Neben der Logistik sollen Investitionen in den Bereich des Datentransports und der Datenspeicherung erfolgen. Schneider: „Wir werden ein Gesetz zur elektronischen Datenspeicherung beschließen. Das Ziel ist: „In drei Jahren werden wir zu den Top drei in diesem Bereich gehören.“

Biotechnologie und Werbung fürs Land

Weitere Zukunftsmöglichkeiten für Luxemburg sieht Schneider in der Biotechnologie. In Esch, so hob er hervor, habe man bereits einen Inkubator für Datentechnik Start Ups und Biotechnologie Start Ups gegründet. Luxemburg müsse aber auch ein Land der Industrie bleiben, hob Schneider hervor. „Wir werden daher ein ‚haut comité de l’industrie‘ gründen.“ Wir wollen überdies mit einer großen Auslandskampagne für Luxemburg werben. Die Werbeaktion wird in internationalen Medien wie etwa der Fernsehstation CNN stattfinden.

Schneider versteht sich nicht als ein Politiker der „politisch korrekten Sprache“, der Schwierigkeiten in seinen Reden ausblendet oder als „Silberzunge“ umschreibt. In seiner Rede vor den Ingenieuren Luxemburgs blickte er nach vorne. „Natürlich brauchen wir Reformen in vielen Bereichen“, sagte er. „Aber die Jahre 2013/2014 scheinen dafür nicht mehr die richtigen zu sein. Wir gehen auf die Sozialwahlen zu, und die Gewerkschaften bringen sich bereits in Stellung. Im kommenden Jahr werden wir Parlamentswahlen haben. Dennoch müssen wir schwierige Themen politisch Angehen. Im März werde es eine Debatte über die Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs geben. Man müsse auch über Verwaltungsvereinfachungen für die Wirtschaft reden. Das sei ein Thema, über das man leichter reden könne als etwas zu bewirken. Aber er könne sich vorstellen, dass man das Commodo-Incommodo Verfahren verändern könne.

Man müsse bei steigender Arbeitslosigkeit über das Arbeitslosengeld und über die Sozialhilfe reden. In die Diskussion müssten auch die Preise für Wohnungen ins Gespräch bringen. Und: Man müsse Lösungen finden. Es müsse auch erlaubt sein über Flexibilisierung bei der Arbeit zu reden. „Wir müssen auch das Wahlrecht für Ausländer diskutieren. Sie wohnen hier, sie arbeiten hier, sie zahlen Steuern.“

„Wir haben mit Reformen begonnen, wie zum Beispiel mit der Rentenreform. Aber es bleibt noch sehr viel zu tun. Die Success-Story Luxemburg ist noch nicht vorüber.“