„Jeder muss seinen Beitrag leisten“

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LUXEMBURG – Der Präsident des Cargolux-Verwaltungsrates, Paul Helminger, sagt im Interview mit Tageblatt.lu, der Strategieplan sei absolut notwendig, um die Zukunft der Frachtgesellschaft abzusichern. Die Aktionäre würden einen Beitrag leisten. Es sei jetzt am Personal dasselbe zu tun.

Tageblatt: Heute hat der Verwaltungsrat der Direktion den Auftrag erteilt, den Strategieplan 2013 – 2017 umzusetzen. Was sind die Ziele dieses Plans?

Paul Helminger ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Cargolux und der Luxair. (dpa)

Paul Helminger: „Es geht darum, Cargolux noch wettbewerbsfähiger zu machen. Wir sind im Augenblick die elftgrößte Flugfrachtgesellschaft der Welt. Etwa 3 Prozent der weltweiten Fracht wird von unseren Flugzeugen transportiert. Aber das Umfeld ist schwierig. Die Wirtschaftskrise setzt auch uns zu. Es gilt, die Zukunft der Gesellschaft abzusichern. Nach der Verwaltungsratsversammlung von heute (Donnerstag) wissen wir, wo wir stehen und wo wir in fünf Jahren sein wollen.“

Keine Kapitalerhöhung im eigentlichen Sinn

T: Es ist unter anderem ein Wandeldarlehen von 100 Millionen Dollar (74,6 Millionen Euro) vorgesehen. Im nächsten Jahr sollen noch einmal 175 Millionen (130.5 Millionen Euro) dazukommen. Wofür ist dieses Geld?

P.H.: „Es handelt sich bei einem Wandeldarlehen um eine Anleihe, welche die Aktionäre aufnehmen und die jederzeit in Aktien umgewandelt werden kann. Auf diese Weise pumpen wir frisches Geld in die Gesellschaft, für die Operationen, die Flugzeuge usw. Der luxemburgische Staat hält 35 Prozent der Anteile der Cargolux, macht aber nicht bei dieser Maßnahme mit. Er argumentiert zu Recht, er hätte schon die Anteile der Kataris übernommen. Des Weiteren müsste er der EU erklären, wieso es sich bei dem Darlehen nicht um eine versteckte Staatshilfe handelt. Die 100 Millionen, die dieses Jahr vorgesehen sind, werden also von der Luxair, der Spuerkees und der SNCI (Société Nationale de Crédit et d’Investissement) bereitgestellt. Nächstes Jahr soll ein neuer Aktionär die 35 Prozent des Luxemburger Staates übernehmen. Er wird sich dann an der Kapitalaufstockung beteiligen.“

T: A propos Aktionär: Wie steht es mit neuen strategischen Partnern für die Cargolux?

P.H.: „In der Presse zirkulierten ja schon viele Namen. Es ist die Regierung, welche über die Übernahme ihrer Anteile entscheidet, auch wenn wir in die Verhandlungen eingebunden werden. Es sind Gespräche mit mehreren potentiellen Partnern dabei, geführt zu werden. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

„Cargolux ist schon flexibel“

T: Interims-CEO, Richard Forson, sagte, die Cargolux müsse flexibler werden. Sind Sie auch dieser Meinung

P.H.: „Die Cargolux war schon immer ein flexibler Betrieb, unter anderem was die Operationen anbelangt. Es ist einer der Schlüssel unseres Erfolges. Cargolux-Berater, Olivier Wyman vertrat in seiner Analyse sogar die Ansicht, wir seien zu flexibel. Die Firmenführung ist jedoch überzeugt, dass trotz der Krise und anderen Problemen wie der Lieferverzögerung in der Vergangenheit bei Boeing das flexible System das richtige ist. Es erlaubt eine effizientere Nutzung der Flotte. Die Flugzeuge bleiben weniger am Boden und verdienen somit mehr Geld. Wir sind auf diese Weise auch näher am Kunden. Oft erhalten wir Prämien, weil wir auf Maß geschneiderte Transport-Lösungen anbieten. Die Flüge müssen Geld einbringen. Am Geschäftsmodell wird sich nichts ändern.“

T: Was ist in diesem Zusammenhang der Nutzen der mit den Kataris durchgeführte Wyman-Studie?

P.H.: „Sie gab uns Aufschluss über die Lage du half uns bei einigen wichtigen Entscheidungen, zum Beispiel was die Wahl der neuen Flugzeuge anbelangt. Wyman hinterfragte Praktiken, unter anderem, was die Kontrolle der Rentabilität betrifft. Eine enge Überwachung ist gut, auch wenn wir nicht auf den Weg einer separaten Kontrollstruktur gehen.“

Moderne Flotte angestrebt

T: Sie sprachen soeben von neuen Flugzeugen. Was sieht der strategische Plan vor?

P.H.: „Wir haben 13 neue Flugzeuge bei Boeing bestellt. Cargolux setzt in diesem Zusammenhang auf eine Ein-Flugzeugtyp-Strategie. Die B747-400Fs hat bis jetzt gute Dienste geleistet. Es wurde über die Anschaffung eines weiteren Typs, der B777F, spekuliert. Eine Zweitypenflotte ist aber kontraproduktiv. Die Kosten würden in die Höhe schnellen, durch zum Beispiel die Einführung einer typspezifischen Wartung, der Ausbildung der Flugzeug-Crews usw. Wir bleiben aber flexibel. Je nach Marktlage müssen wir in der Lage sein, drei bis fünf der alten Maschinen inklusive Crew schnell in die Luft zu schicken oder am Boden zu halten. Somit wird unsere Flotte bei 16 bis 18 Fliegern liegen.“

T: Für Diskussionen hatte in den letzten Monaten die einseitige Kündigung der Kollektivverträge gesorgt. Inwiefern beeinflusst das Strategiepapier die Personalpolitik der Cargolux?

P.H.: „Es wird zu keinem Personalabbau kommen. Auch sieht der Plan keine Auslagerungen von Abteilungen vor. Es muss jedoch gespart werden. Die Aktionäre liefern einen Teil, die Arbeitnehmer müssen sich auch an der Restrukturierung beteiligen. Wir wollen bis 2017 insgesamt 170 Millionen Dollar (127 Millionen Euro) beim Personal einsparen. Dieses Jahr sollen 10 Millionen Dollar (7,48 Millionen Euro) eingespart werden. In den vier darauf folgenden Jahren sollen es jeweils 40 Millionen Dollar (29,9 Millionen Euro) pro Jahr sein. Die Direktion hat ihre Vorschläge unterbreitet. Jetzt liegt der Ball bei den Personalvertretern.
Wir sind offen für alle Alternativvorschläge, die dasselbe Sparziel erreichen. Es wäre jedoch ratsam schnell zu einer Einigung zu kommen. Die Weltwirtschaft wartet nicht auf einen Kompromiss unsererseits.“

Zwei Jobs …

T: Sie sind Präsident des Verwaltungsrats der Cargolux und der Luxair, die einer der Hauptaktionäre der Flugfrachtgesellschaft ist. Was sind die Vor- und Nachteile dieser doppelten Belastung?

P.H.: „Ich muss aufpassen, dass es nicht zu Interessenkonflikten kommt. Die Luxair hat jedoch großes Interesse, dass es der Cargolux gut geht. Beide Firmen sind eng miteinander verbunden, nicht nur durch mich. So arbeiten 1.200 Luxair-Angestellte im Cargocenter. Es sind aber noch weitere Synergien möglich, unter anderem im IT-Bereich oder der Personalverwaltung. Auf diese Weise kann man erhebliche Kosteneinsparungen erreichen. Ich werde in den kommenden Monaten dementsprechende Diskussionen führen.“

T: Letzte Frage: Wie sehen sie die Entwicklung im Flugfrachtbereich?

P.H.: „Ich habe keine Kristallkugel. Aber die Studien aller anerkannter Institutionen im Flugfrachtbereich gehen in eine Richtung: Einer Erhöhung des Frachtvolumens von 4,5 bis 4,8 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Da gilt es, die Cargolux fit zu machen. Wenn alle mitmachen, bin ich überzeugt, dass es uns gelingt.“