Donnerstag30. Oktober 2025

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Was 1984 und 1985 geschah

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Der vierte Tag im Bommeleeër-Prozess war der Tag der Experten. Details zu den Attentaten gab es während drei Stunden von Ermittler Carlo Klein. Zur Sprache kamen erneut Ermittlungspannen.

Das Gericht begann am Donnerstag mit der Prüfung der Ermittlungsarbeiten zu den einzelnen Sprengstoffattentaten 1984 bis 1986. Dabei kam als erster Experte der Ermittlungsbeamte Carlo Klein zu Wort. Während der drei Stunden dauernden Anhörung äußerte er sich unter anderem zum eingesetzten Sprengstoff und zu den Erpresserbriefen und gab Details zum Vorgehen der Täter. Klein sprach dabei von bis zu vier Tätern.

Wer bezahlt die Verteidigung?

Laut Tageblatt-Informationen würde die Gewerkschaft der Staatsbeamten (CGFP) die gesamten Rechtsanwaltskosten für den Bommeleeër-Prozess übernehmen. Dies konnte uns Me Gaston Vogel allerdings nicht bestätigen. „Sie droen all d’Käschte selwer, an déi Käschte si ganz minim“, so Me Vogel uns gegenüber. pha

Bei den Attentaten war Sprengstoff verwendet worden, der wenige Monate vor Beginn der Anschlagsserie in mehreren Gruben und Steinbrüchen im Lande entwendet worden war.

Allzu schwer war den Tätern der Diebstahl von Sprengmaterial nicht gefallen. Bei einem zweiten Einbruch in Helmsange etwa hatten die Diebe den Schlüssel im Kleiderschrank eines Arbeiters gefunden. Erhebliche Quantitäten Sprengstoff ließen sie mitgehen. In Helmsange verschwanden 25 kg Luxit. Bei einem weiteren Einbruch, diesmal in Steinbrüchen der Firma Feidt wurden gleich 82 kg entwendet. 350 kg waren es bei Einbrüchen in Altwies, Senningerberg, Ernzen und Brouch.

Bei einem Einbruch in ein Depot der Straßenbauverwaltung ließen die Täter eine Funkrelaisstation der Polizei aber uch Schreibpapier, Umschläge und Schreibmaschine mitgehen. Alles Utensilien, die sie dann zum Verfassen von Erpresserbriefen nutzen sollten. Insgesamt sechs Briefe waren an den damaligen Stromlieferanten Cegedel geschickt worden. Darin waren bis zu 750.000 US-Dollar gefordert worden. Die Geldübergabe in einer Tiefgarage in Luxemburg sollte jedoch scheitern.

„So manches lief schief“

Dass bei den Ermittlungen so manches schief lief, wie auch von der Verteidigung immer wieder angeprangert, bestätigt auch Ermittler Klein. So seien bei den Sprengungen der Strommasten viele Spuren vernichtet worden. Die Polizei habe nicht sauber gearbeitet.

In den vergangenen Tagen hatte die Verteidigung mehrfach auf das Verschwinden von Beweisstücken hingewiesen. Konkrete Fragen der Verteidigung nach dem Verbleib von Beweismaterial konnte auch Ermittler Klein nicht beantworten. So hatte ein Augenzeuge 1990 am Tatort Sprengstoff gefunden und es 2005 an die Polizei übergeben. Wo das Material jetzt verblieben sei, konnte Klein nicht sagen.

Augenzeugenbericht nicht aufgenommen

Ermittlungspanne auch bei einem anderen Zeugen? Der soll vor dem Anschlag auf eine Gasleitung in Hollerich gesehen haben, wie ein dunkel gekleideter Mann aus einen Schacht stieg. Die Polizei habe die Aussage des Zeugen nicht aufgenommen, so Me Vogel. Klein versuchte die Vorwürfe zu entkräften. Es habe wohl Augenzeugenberichte gegeben. Es konnte jedoch keine Verbindung zum Anschlag hergestellt werden.

Anders als am Vortag waren der Geheimdienst und die Geheimarmee der Nato, Stay Behind, und mögliche Verbindungen zu den Bombenanschlägen in den 1980er Jahren am Donnerstag kein Thema im Gerichtssaal. Diesbezügliche Fragen hatten die Verteidiger der beiden Angeklagten Jos Wilmes und Marc Scheer am Mittwoch mit Nachdruck gestellt. Ihrem Wunsch, die Ermittlungen nun auch in diese Richtung zu erweitern, wurde vorerst nicht stattgegeben.

Am Donnerstag tauchte das Gericht in die Bommeleeër-Affäre ein, wie die Staatsanwaltschaft sie interpretiert. Vor den Richtern sollen auch in den nächsten Tagen Experten gehört werden. Am Montag geht es mit den Aussagen von Carlo Klein weitern.

„Wilmes und Scheer sind keine Kriminellen“

Unterstützung bekamen die Angeklagten Wilmes und Scheer am Donnerstag von einem Demonstranten vor dem Gerichtssaal. Der Mann hielt in der Hand ein Plakat, auf das die Unschuld der beiden beteuert wird. Beim Demonstranten handelt es sich um den Bruder von Jos Wilmes. „Mein Bruder und mein Freund (Marc Scheer) sind keine Kriminellen. Sie haben die Bomben nicht gelegt“, heißt es auf dem Plakat. „In seinem Job war er Mitglied einer Elitetruppe, doch mit den Bommeleeër war er nie in Kontakt, davon bin ich überzeugt“, so der Mann.
(fo/lmo/ph/Tageblatt.lu)