Freitag31. Oktober 2025

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Das Bild eines mutmasslichen Täters

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Wie liefen die Ermittlungen bei den Anschlägen der Bommeleeër? Das Bezirksgericht Luxemburg setzte am Montag die Befragung von Ermittler Klein fort. Nach dem Kasematten-Attentat konnte erstmals ein Phantombild gezeichnet werden.

Keine Fingerabdrücke, keine Berichte. Das ist einer der Fehler, die den Ermittlern während der Attentatsserie 1984-1986 unterliefen. Davon berichtete Carlo Klein am Montag vor den Richtern. Er ist Ermittler bei der Kriminalpolizei. Derlei Verhalten sei damals gang und gäbe gewesen, so Klein gegenüber einer erstaunten Richterin Sylvie Klein. Es sollte nicht der einzige Zwischenfall sein, der die Justiz am Montag überraschte.

Die Spurensicherung habe damals noch in den Kinderschuhen gesteckt. So konnten bei den Steinbrüchen Feidt, wo hunderte Kilogramm Sprengstoff gestohlen wurde, keinerlei Fingerabdrücke sichergestellt werden.

Untätig waren die Ermittler damals nicht. Zur Anschlagsserie hatte es 360 Vernehmungen gegeben, so Klein.

In allen Einzelheiten ging das Gericht auch am Montag die einzelnen Attentate durch. Mit Details dienlich war Carlo Klein bereits am vergangenen Freitag gewesen. Er ist einer von vier Luxemburger Polizeibeamten, die als Zeugen gehört werden. Ihnen soll u.a. ein Beamter des deutschen Bundeskriminalamtes folgen.

Die Sprengfalle von Asselscheuer

Folgenschwer hätte der Anschlag mittels einer Sprengfalle in Asselscheuer am 5. Juli 1985 sein können. Damals hatten die Täter einen Sprengkörper an einem Baum in 1,60 Meter Höhe über dem Waldboden angebracht. Die Explosion sollte durch einen Stolperdraht ausgelöst werden, der über dem Boden gespannt worden war. Neugierige sollten mit einer brennenden Taschenlampe in die Falle gelockt werden. Ein Ehepaar hatte den Schein der Taschenlampe bemerkt und die Polizei alarmiert.

Viel Rauch und Gestank sollte hingegen der Anschlag in den Kasematten verursachen. Dabei wurden ein Gemisch aus Benzin und Diesel entzündet. Spuren von drei Tätern wurden festgestellt. Erstmals hatte ein Zeuge die mussmasslichen Täter beobachtet. Eine belgische Urlauberfamilie auf der Durchreise beobachtete einen Mann, der mit einem Funkgerät hantierte. Das darauf hin gezeichnete Phantombild wurde jedoch nie veröffentlicht. Es zirkulierte während vier Monaten bei der Gendarmerie, dann wurde es zu den Akten gelegt.

Zweites Phantombild

1991 wurde das belgische Ehepaar nochmals gehört. In getrennten Gesprächen bestätigten die Eheleute ihre Aussagen von 1985. Ein neues Phantombild wurde erstellt, diesmal von belgischen Ermittlern. Der Gendarmerie wurde es jedoch nicht weitergereicht. Es landete in die Akten. Staunen bei Richterin Conter.

Näher betrachtet wurden dann die Anschläge am Haupteingang des Verlags St. Paul in Luxemburg, auf die Polizeiwache und ein Häusschen der Straßenbauverwaltung auf Glacis, auf die Schwimmhalle auf Kirchberg. Hier entstand lediglich Sachschaden. Täter wurden keine gesichtet.

Klein hatte am vergangenen Freitag seine Aussagen mit dem Diebstahl von großen Mengen Sprengstoff in mehreren Steinbrüchen begonnen, Material das dann später bei den Anschlägen auf Strommasten, einem Ferienhaus und am Eingang von St. Paul in Gasperich benutzt werden sollte. Entwendet worden war in einem Materiallager des Straßenbauamtes jedoch auch eine Schreibmaschine und Briefumschläge, die später für die Erstellung und das Versenden mehrerer Erpresserbriefe an die damalige Cegedel genutzt worden waren.

Explosion in Chalet

Eine neue Explosion hatte zu Beginn der zweiten Verhandlungswoche die Prozessteilnehmer am Montag erschüttert. Am Vorabend des Bommeleeër-Prozess ereignete sich in Bauschleiden eine Explosion. Ermittlungen liefen, heißt es. Die Information verbreitete Me Gaston Vogel zu Prozessbeginn.

Aus ermittlungstechnischen Gründen könne nichts gesagt werden, so die Staatsanwaltschaft. Der Polizeipressebericht vom 24. Februar sprach lediglich von einem Brand in einem Chalet in Boulaide.

Dem Feuerwehrkorps von Bauschleiden zufolge sei eine Gasflasche explodiert.
Das Chalet gehört einem pensionierten Lehrer, der das Häuschen und den nebenliegenden Weiher an Privatleute und Vereinigungen vermietet.

(fo/lmo/Tageblatt.lu)