Alle Bereiche mit Ausnahme von Service und Touristik befanden sich in den roten Zahlen, erklärten Vorstandsvorsitzender Adrien Ney und Verwaltungsratsvorsitzender Paul Helminger im Gespräch mit Tageblatt.lu.
Kernzahlen
Fluglinie – 19,4 Millionen
LuxairCargo – 3,4 Millionen
Service + 1,8 Millionen
Touristik + 4,3 Millionen
Außerordentliche Erträge + 6,2 Millionen
Verlust 10,5 Millionen Euro(wy./Tageblatt.lu)
Zum ersten Male seit 30 Jahren schließt die Luxair-Gruppe ein Geschäftsjahr mit einem Verlust ab. Die Tendenz war in den vergangenen Jahren bereits absehbar. Die Gewinne schrumpften regelmäßig, betrugen für das Jahr 2011 nur noch etwas mehr als eine Million.
Fluglinie
Wesentlicher Verlustträger in der Luxairgruppe ist die Fluglinie selbst, die einen Verlust von 19,4 Millionen Euro verzeichnet. Auch LuxairCargo, die Frachtabwicklung, rutschte mit 3,4 Millionen in die roten Zahlen. Mit Gewinn arbeiteten im vergangenen Jahr der Servicebereich, der 1,8 Millionen Überschuss eintrug und der Touristikbereich mit einem Plus von 4,3 Millionen Euro. Außerordentliche Erträge wie Buchgewinne beim Verkauf von Flugzeugen in Höhe von um die 6,2 Millionen Euro reduzierten den Verlust auf 10,5 Millionen Euro.
Luxairgroup leidet unter seiner Fluglinie, die im vergangenen Geschäftsjahr den zehnten Verlust in Folge produziert hat. Das Geschäftsjahr 2012 war für den Flugbereich allerdings auch das schwierigste überhaupt. Luxair musste sich gegen neu auftauchende Konkurrenz auf den Linien nach München oder Genf wehren. Die Abwehr der Konkurrenz und Behauptung am Markt erfolgte durch Senkung der Flugpreise, die nun, nach Aufgabe von Darwin Airlines auf der Strecke nach Genf nicht wieder angehoben werden können. Nach der Finanzkrise der Jahre 2007/2008 hatte sich überdies das Verhalten der Geschäftsreisenden verändert.
Businessflüge wurden deutlich weniger gebucht. Geschäftsreisende buchten Economy. Und schließlich, so Adrien Ney, „muss die Fluglinie heutzutage wesentlich mehr Geld für Treibstoff ausgeben als noch im Jahre 2007. Vor sechs Jahren betrug die Kerosin-Rechnung 16,5 Millionen Euro, im vergangenen Jahr lag sie bei 24 Millionen. Eine ähnliche Entwicklung gibt es im Touristikbereich. Luxair Tours gab 2007 für Treibstoff 14,5 Millionen Euro aus, im vergangenen Jahr 26 Millionen. Diese Kosten wurden zumindest im Linienflug-Bereich nicht ausgeglichen, machten sich aber auch im Touristikbereich bemerkbar.
LuxairCargo
Unter schwierigen Bedingungen im Logistikbereich litt LuxairCargo. Der Verlust bei der abzuwickelnden Fracht betrug sechs Prozent, die sich in einem Verlust von 3,5 Millionen Euro bemerkbar machen. „Wir sind hier aber in den vergangenen Monaten wieder bei steigenden Frachtmengen, die im wesentlichen auf ein verbessertes Geschäft bei der Cargolux zurückgehen“, sagt Ney.
Die zehn Millionen Verlust sind ein operativer Verlust, der alleine auf die Geschäftstätigkeit zurückgeht. Luxair erstellt gleichzeitig eine konsolidierte Bilanz, anders ausgedrückt, einen Konzernabschluss, der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns darstellt. In dieser konsolidierten Bilanz, in der alle Beteiligungen und alle Tochtergesellschaften, sowie Vermögenswerte erfasst werden, weist der Konzern einen Verlust von 21 Millionen Euro aus. Arbeitsgrundlage zur Sanierung der Gruppe ist allerdings der operative Abschluss für 2012 mit einem Minus von zehn Millionen Euro.
Änderungen
Beide Zahlen zeigen allerdings, so Ney, dass bei der Luxair Änderungen erfolgen müssen. Der von der Beratungsgesellschaft Berger erstellte Bericht hat eine Reihe von Alternativen untersucht und dann festgestellt, dass es derzeit keine Alternative zum Geschäftsmodell gibt. Erst, wenn das Unternehmen saniert ist, kann man von einer Veränderung der Modelle ausgehen. Helminger: “Wir müssen nach wie vor unsere Kosten um 25 Millionen pro Jahr bis 2015 senken. Davon entfallen 19 Millionen auf das Personal, sechs Millionen auf Funktionskosten. Es gibt zu der Gesamtsumme keine Alternative. Wenn wir bei den Personalkosten keine 19 Millionen erreichen, müssen wir die Einsparungen bei den Funktionskosten entsprechend erhöhen.“
In dem Dreieck zwischen Flugpreisen, Personalkosten und Erhöhung der Passagierzahlen hat Luxair im vergangenen Jahr bereits Erfolge erzielt, die sich in diesem Jahr fortsetzen. Die Zahl der „Primo Tarife“, jener Flugpreise die die günstigsten bei frühem Buchen sind, ist auf 38 Prozent aller Flugtickets angestiegen und wird in diesem Jahr weiter auf über 45 Prozent steigen, meint Ney. Die Wette, damit gleichzeitig auch die Zahl der Passagiere zu erhöhen, scheint Luxair zu gewinnen. In den ersten Monaten 2013 stieg die Zahl der Passagiere um 13 Prozent an. Insbesondere die London Strecke gewann Fluggäste, ein Zeichen dafür, dass Business Gäste die Luxair wieder entdecken.
Keine Alternative
Den Gedanken, die Fluglinie nicht weiter zu betreiben, schließt Helminger grundsätzlich aus. „Was wäre denn, wenn wir die Luxair nicht hätten?“, fragt er. „Unser Flughafen würde von ausländischen Fluggesellschaften angeflogen, die ihre Flugzeiten nicht nach den Bedürfnissen unserer Fluggäste ausrichten, sondern nach ihren Bedürfnissen der Anschlussflüge in Frankfurt, Zürich, Paris oder London. Und wenn die Auslastung nicht groß ist, lassen sie uns fallen.“ In diesem Punkt, so Helminger gibt es keine Alternative. Nur muss die Fluglinie wirtschaftlich werden und darf den Gesamt-Konzern nicht gefährden.
Die Luxair verfügte zum Ende des vergangenen Jahres über eine Tresorerie von 172 Millionen Euro. Nach der Beteiligung an der Kapitalerhöhung für die Cargolux betragen die frei verfügbaren flüssigen Mittel noch um die 120 Millionen Euro. Luxair hat im Verwaltungsrat in der vergangenen Woche erklärt, dass man unter den gegebenen Umständen am zweiten Teil der Kapitalerhöhung der Cargolux im kommenden Jahr nicht teilnehmen können werde. Helminger: „Das ist der Jetzt-Stand der Dinge. Ich will nicht ausschließen, dass es vielleicht, möglicherweise im kommenden Jahr anders aussehen könnte. Wenn das dann der Fall ist, müssen wir unsere Entscheidung überdenken. “
(Helmut Wyrwich / Tageblatt.lu)
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können