Doch bis es flächendeckend dazu kommt, brauchen die Banken Klarheit über die verschärften Eigenkapitalvorschriften.
Erst dann können die Institute zurück auf den Radarschirm renditehungriger Anleger kommen, die in Zeiten niedriger Zinsen nach attraktiven Investments Ausschau halten. In den USA stellen viele Banken schon höhere Dividenden oder Aktienrückkäufe konkret in Aussicht.
Euphorie-Bremse
In der Euro-Zone dagegen tritt die Europäische Zentralbank (EZB) auf die Euphorie-Bremse. Denn sie will nur gesunde, kapitalstarke Banken übernehmen, wenn sie im kommenden Jahr die Aufsicht über die 130 bis 140 Großbanken in den 17 Euro-Ländern übertragen bekommt.
„Heute können wir sagen, dass der sogenannte Hungermarsch vorbei ist“, hatte der Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, im Frühjahr angekündigt, nachdem der Branchenprimus im ersten Quartal 2,4 Milliarden Euro verdient hatte, ein überraschender Gewinnsprung um fast ein Drittel.
Doch für 2013 haben die Analysten nur eine Dividende von 75 Cent eingeplant, selbst die größten Optimisten rechnen erst für 2015 mit zwei Euro. Zum Vergleich: Für 2007 hatte die Deutsche Bank 4,50 Euro je Aktie ausgeschüttet.
Keine Übernahmen trotz hoher Liquidität
Mit 46,5 Milliarden Euro erreichten die Dividendenzahlungen der 28 größten europäischen Banken damals nach Berechnungen des britischen Kreditinstituts Barclays ihren Höhepunkt. Das war sechs Mal mehr als ein Jahrzehnt zuvor und machte sie immens attraktiv.
Doch mit der Krise schrumpfte die Summe 2008 um zwei Drittel auf 15 Milliarden Euro. Im nächsten Jahr könnten die Dividenden nach Barclays-Schätzungen um 50 Prozent auf mehr als 32 Milliarden Euro klettern.
Damit blieben sie nur noch hinter den beiden Boomjahren 2006 und 2007 zurück. Branchengrößen wie Europas Marktführer HSBC, die Schweizer UBS, die französische BNP Paribas und schwedische Institute könnten den Weg weisen.
Geduld
Etwas gedulden müssen sich die Investoren aber noch – wohl bis 2014 und damit länger als in den USA. Die Banken harren noch aus, dass sich der Nebel der Regulierung lüftet.
„Das Problem ist, dass sie darauf warten, dass die Aufseher endgültig die Kapitalvorgaben festlegen“, sagte Analystin Andrea Williams von Royal London Asset Management. Nach der Finanzkrise wollen die Regulierer damit die Steuerzahler vor den Kosten künftiger Bankenrettungen verschonen.
Die Deutsche Bank beispielsweise hat nun als Problem erkannt, dass sie nach der Eigenkapitalquote auch ihre Schuldengrenze (Leverage Ratio) aufbessern muss. Auch dafür könnte sie weiteres Kapital brauchen, sprich die Gewinne verwenden. Mit Liquidität sind viele Banken inzwischen wieder gut ausgestattet, da sind sie sich mit Anlegern und Experten einig. Sie verdienen wieder ordentlich, ihre Kredite sind angesichts der Konjunkturflaute in Europa nur begrenzt gefragt.
Zugleich haben sie keinen großen Appetit auf Zukäufe. „Wenn es keine Möglichkeiten für Wachstum gibt, ist es realistisch anzunehmen, dass die Dividenden der Banken steigen“, sagt Barclays-Analyst Mike Harrison. „Aber es hängt von der Regulierung ab.“
Selbst von der in der Krise teilverstaatlichten Großbank Lloyds wird in der kommenden Woche ein Fahrplan für eine Rückkehr zu Dividenden erwartet. Das Institut, das einst zu den größten britischen Dividendenzahlern gehörte, hat seit 2008 kein Geld mehr an die Aktionäre ausgeschüttet.
(Steve Slater/Reuters/Tageblatt.lu)
De Maart

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