Donnerstag23. Oktober 2025

Demaart De Maart

Hochmut vor dem Fall?

Hochmut vor dem Fall?

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

FUSSBALL - Stellen Sie sich vor, Sie wollen in der Saison 2014/15 eine Partie in der BGL Ligue besuchen und dies ist in der Hauptstadt nicht möglich. Unmöglich?

Nein, denn sollte die aktuelle Tabelle der höchsten Luxemburger Fußball-Liga am Saisonende noch Bestand haben und der RM Hamm Benfica würde das Relegationsspiel verlieren, würde dieses Szenario eintreten.

Logo" class="infobox_img" />Zénon Bernard. (Bild: Tageblatt-Archiv)

Hinter dem RMHB stünde neben dem RFCUL zudem in Swift Hesperingen ein Verein aus der Vorstadt als direkter Absteiger fest. Und aus der Ehrenpromotion steigt mit Hostert höchstens ein Verein aus der Peripherie der Hauptstadt auf. Quo vadis also, Fußball im Zentrum?

Premiere

Jedenfalls wäre es eine Premiere in der Luxemburger Fußballgeschichte. Denn seit 1909 die erste Meisterschaft ausgetragen wurde, war immer wenigstens ein Klub aus der Hauptstadt in der höchsten Liga vertreten.

Es ist ein schleichender Verfall in der „capitale“, mit möglicherweise einem traurigen „Höhepunkt“, sollten am Saisonende tatsächlich der Swift, der RFCUL sowie der RMHB absteigen.

„Et gesäit net gutt aus an et ass net fir ze laachen“, sagt einer, der sich mit dem hauptstädtischen Fußball gut auskennt, nämlich Zénon Bernard. Dessen (fußballerische) Wurzeln reichen zurück bis zu seinem Großvater – ebenfalls Zénon –, der für den Sporting Club Luxemburg aktiv war und der 29. Oktober 1911 am ersten Länderspiel einer Luxemburger Nationalmannschaft (1:4-Niederlage gegen Frankreich) teilnahm. Vater Arthur spielte für die Jeunesse und Fola. Zénon Bernard selbst war seinerseits im Jahr 1986 u.a. Mitgründer des RM 86 Luxemburg (Fusion aus dem FC Mansfeldia Clausen und dem FC Rapid Neudorf).

Acht Jahre war er Präsident dieses Vereins, ehe im Jahr 2004 die Fusion mit dem FC Hamm 37 zum FC RM Hamm (später FC RM Hamm Benfica) vollzogen wurde. Außerdem war der Escher KPL-Politiker fünf Jahre Präsident von Spora Luxemburg und u.a. lernte sein Sohn Daniel das Fußballspielen bei Union Luxemburg. Derzeit ist Zénon Bernard Mitglied des RFCUL (nebst Jeunesse und der Fola).

Identifikationsproblem

Zénon Bernard kennt sich demnach aus – nicht nur beim Racing und beim RMHB. „Die Fusionen in der Hauptstadt waren im Grunde richtig. 1986 hatten wir mit dem RM eine gute Grundlage geschaffen. Wenn dann aber noch zwei weitere Klubs sich anschließen, wird alles komplizierter“, blickt Zénon Bernard zurück, um dann einige Gründe des Niedergangs der „Stater Veräiner“ zu nennen: „Es gibt verschiedene Ursachen für diese Situation. Erstens besteht ein Identifikationsproblem zwischen den verschiedenen Regionen und den Vereinen; Hesperingen bildet vielleicht noch eine Ausnahme. Wer fehlende Identifikation sagt, sagt auch fehlendes Geld. Ich fand und finde es gut, dass die ‚ausländischen‘ Klubs sich den Luxemburger Vereinen angeschlossen haben, doch inzwischen haben die meisten Klubs eine ausländische Identität. Die ganze Situation ist also kein Zufall …“

Kein gutes Haar lässt Bernard an den politischen Würdenträgern der Stadt Luxemburg: „Auch hat die Gemeinde Luxemburg nach der Fusion des RFCUL ihre Versprechen nicht eingehalten, indem sie den versprochenen Fußballplatz zwischen Bonneweg und dem Verlorenkost nicht gebaut hat. Einzig die Schulden der Union und der Spora – und es waren nicht wenige – wurden von der Gemeinde übernommen. Zweitens sollten beim Racing die Nachwuchsspieler aus dem ‚Centre de formation‘ in die erste Mannschaft eingebaut werden und ihnen einige erfahrene Mitspieler zur Seite gestellt werden. Dieser Weg wurde komplett verlassen.“

Missstände

Darüber hinaus prangert Zénon Bernard die derzeitigen Missstände beim RFCUL sowie beim RMHB an: „Komisch, dass beim Racing mit Philippe Dillmann einer ohne Diplome so mit Leuten wie Jacques Muller und noch anderen umspringen kann, nur um seine Gefolgschaft zu inthronisieren. Da weiß die linke Hand nicht, was die rechte Hand macht – wie sonst ist zu erklären, dass Präsident Daniel Masoni jetzt das Gespräch mit Jacques Muller suchen will? Und wenn in Hamm ein Trainer, der in Sandweiler und Petingen jeweils im Unfrieden geschieden ist, sagt, dass es eine Schande sei, dass ein von ihm trainierter Klub auf einem so schlechten Platz spielen muss, dann zeugt das von einer Überheblichkeit, wie ich sie noch nie erlebt habe.“

Wie sagt doch ein Sprichwort so treffend: „Hochmut kommt vor dem Fall.“