Experimentelle Wirkstoffe als Retter?

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Die WHO berät zurzeit über den Einsatz experimenteller Wirkstoffe gegen Ebola. Die betroffenen Länder kämpfen derweil mit steigenden Lebensmittelpreisen, Regionen unter Quarantäne und Problemen mit den Fahrradtaxis.

Ganze Regionen unter Quarantäne, immer mehr Krankenschwestern und Ärzte, die sich infizieren und mehr und mehr Airlines, die Flüge streichen: Liberia, Sierra Leone, Guinea und inzwischen auch Nigeria leiden zunehmend auch unter den Nebenwirkungen der Ebola-Epidemie. Zugelassene Medikamente und Impfstoffe gibt es bislang nicht. WHO-Experten berieten deshalb am Montag, ob experimentelle Wirkstoffe eingesetzt werden können, um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Per Telefonkonferenz wollten die Experten die Frage aus ethischer und medizinischer Sicht beleuchten und eine gemeinsame Position formulieren.

Dabei gehe es vor allem um eine Frage, sagte die stellvertretende Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Marie-Paule Kieny, der Nachrichtenagentur AFP: „Ist es ethisch gerechtfertigt, noch nicht zugelassene Medikamente einzusetzen, und wenn ja, unter welchen Bedingungen sollen sie verabreicht werden und an wen?“ Die Konferenz wurde in großer Eile einberufen, Ergebnisse werden voraussichtlich erst am Dienstag veröffentlicht.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei einem weiteren, umfassenderen Treffen sollen laut Kieny die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bewertet und nach Wegen gesucht werden, die Entwicklung der verschiedenen Therapien zu beschleunigen. Die WHO hatte die Ebola-Epidemie in Westafrika am Freitag zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Nach ihren Angaben infizierten sich rund 1800 Menschen mit dem durch Körperflüssigkeiten übertragbaren Erreger, nahezu tausend von ihnen starben.

Die WHO hofft, dass schon im kommenden Monat klinische Tests mit einer von dem britischen Pharmaunternehmen GSK entwickelten Schutzimpfung beginnen. Mit Hilfe verkürzter Prozeduren könnte der Impfstoff dann bereits im kommenden Jahr zugelassen werden.

Hilft ZMapp?

Darüber hinaus wurden zwei Ebola-Patienten in den USA mit einem noch nicht zugelassenen Mittel namens ZMapp behandelt. Ihnen geht es besser, doch ist nicht sicher, ob das an dem Serum liegt. WHO-Vize Kieny wies zudem darauf hin, dass es bisher nur in kleinen Mengen zur Verfügung steht.

Die betroffenen Länder stellt die Epidemie nicht nur aus medizinischer Sicht vor Probleme, denen sie allein nicht gewachsen sind. Am Montag reihte sich die Elfenbeinküste in die Liste von Ländern ein, die ihren Fluggesellschaften alle Flüge in die Ebola-Staaten untersagten. Im Libanon erhalten Bürger aus den Ländern keine Arbeitserlaubnis mehr, andere Staaten lassen sie nicht mehr einreisen. In Sierra Leone und Liberia werden in den Bezirken, die unter Quarantäne stehen, die Lebensmittel knapp. „Ein Sack Reis kostete bislang elf Euro, inzwischen liegt der Preis bei 15 Euro“, klagt der Senator der liberianischen Provinz Sando Johnson. So viel könnten die Armen in seiner Provinz nicht mehr zahlen, Hunger sei somit vorprogrammiert. In Sierra Leone steckten sich inzwischen mindestens zehn Chauffeure der landestypischen Fahrradtaxis bei infizierten Passagieren an. Bei den Taxifahrten kommen Fahrer und Passagiere in engen körperlichen Kontakt – sie zu verbieten, ist aber unmöglich, da sie in vielen ländlichen Gebieten Westafrikas das wichtigste Transportmittel sind.

Unterdessen wurde im ostafrikanischen Ruanda ein erster Verdachtsfall gemeldet. Nach Angaben des deutschen Gesundheitsministeriums liegt ein deutscher Medizinstudent seit Sonntag auf der Intensivstation eines Krankenhauses der Hauptstadt Kigali, der sich einige Tage in Liberia aufgehalten hatte und nach seiner Rückkehr unter Fieber litt.