Im Berufungsprozess um ein tödliches Baumunglück in Trier hat der angeklagte Gärtner den Unfall bedauert, zugleich aber jede Schuld bestritten. „Es tut mir sehr leid“, sagte der 54 Jahre alte Mitarbeiter der Stadt am Mittwoch vor dem Trierer Landgericht. Er habe nicht gewusst, dass eine Kastanie, die im November 2012 in der Innenstadt umstürzte und eine 70-Jährige erschlug, akut einsturzgefährdet gewesen sei. Bei dem Unglück war auch ein heute 60-Jähriger schwer verletzt worden.
Seit Montag muss sich der Gärtnermeister in einem neu aufgerollten Prozess wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten. Im November 2013 hatte ihn das Amtsgericht Trier zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Dagegen hatte der Gärtner Berufung eingelegt.
Zu spät für eine Zweitkontrolle
„Was ich nach dem Ereignis gesehen habe, ist ja nicht das, was ich vorher gesehen habe“, sagte er mit Bezug auf einen großen Hohlraum im Stamm des umgefallenen Baumes. Er bestritt, von Mitarbeitern auf die akute Gefahr aufmerksam gemacht worden zu sein. Er habe auch „keine Erinnerung“, dass er – wie von einem Zeugen behauptet – vor dem Unglück den Baum untersucht habe.
Er habe den von seinen Mitarbeitern als möglicherweise gefährlich eingestuften Baum vielmehr routinemäßig auf eine Liste von etwa 100 anstehenden „Zweitkontrollen“ gesetzt, die er noch zu erledigen hatte. „Ich hatte aufgrund der vorhandenen Informationen nicht die zwingende Notwendigkeit gesehen, diesen Baum vor anderen vorzuziehen, die ich auch untersuchen musste.“
„Hast du richtig entschieden?“
„Es stellte sich mir schon die Frage ‚Hast Du richtig entschieden?'“, sagte der Gärtner über sein Gefühl kurz nach dem Unglück an der Unfallstelle. Er habe schon seit den 90er-Jahren nur noch die „Zweitkontrollen“ verdächtiger Bäume gemacht, weil er immer mehr Verwaltungsarbeit erledigen musste. Die Frage des Richters, wer ihn eigentlich kontrolliert habe, beantwortete er mit „Niemand. Obwohl ich das oft angesprochen und darum gebeten habe.“ Nach dem Unfall habe die Stadt Trier die gesamten Baumkontrollen „sehr teuer“ an externe Firmen übertragen. Der Prozess ist bis Ende Oktober terminiert.
De Maart

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