Auf dem Weg vom Flughafen in das Pressedorf sitze ich schön bequem im klimatisierten Bus. Draußen fliegen die Bilder der 6,4 Millionen Einwohner großen Metropole Rio de Janeiro an mir vorbei: Favelas, Militär an allen Ecken, Leute, die auf der Straße von Toilettenpapier bis Mais alles verkaufen. Direkt daneben schicke Luxushotels, weiße Sandstrände, perfekte Sportstätten, größte Armut …
" class="infobox_img" />Tageblatt-Journalist David Thinnes
Auch als kleiner Journalist fühle ich mich beim Gigantentreffen Olympia als Großer. Doch ist dies wirklich der Fall? Und: Wie weit soll, darf, kann ich mich von den äußeren Eindrücken und Zuständen beeinflussen lassen? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, dass wir Journalisten mit den offiziellen Bussen auf der Olympia-Lane am Stau vorbeifahren können? Und vor allem: Welchen Sinn macht es, Menschen von ihrer Wohnstätte zu vertreiben, nur um dort ein Stadion oder sonst ein für die Spiele bestimmtes Gebäude hinzusetzen? Eines der drei Pressedörfer wurde übrigens auf einem Gelände der alten Grabstätte der schwarzen Sklaven gebaut. Die Nachkommen der Sklaven beklagen die Zerstörung von historischen Denkmälern und die Missachtung des Gedenktages ihrer Vorfahren, des 21. Juli, schreibt der Guardian.
Scheinwelt
Und ich bin dann zum Schluss gekommen, auch wenn dies jetzt vielleicht für viele hart klingt: Etwaige Gefühle und Emotionen ausblenden – aber nicht vergessen – und versuchen, den Job zu erledigen. Ob es mir gefällt oder nicht: Ich bewege mich bei Olympischen Spielen in einer Scheinwelt, wie weiland Jim Carrey in der Truman Show. Die Absperrungen vermeiden einen Kontakt nach draußen. Natürlich ist es so einfacher, werden Sie jetzt sagen. Und das ist nicht falsch. Aber ich bin ganz ehrlich: Viele Optionen gibt es nicht.
Meine Hauptaufgabe als Sportjournalist besteht darin, den Leuten zu Hause von den einheimischen Sportlern und dem Geschehen rund um unsere Delegation zu berichten. Danach folgt dann die Berichterstattung von den internationalen Geschehnissen. Mit diesen Gedanken zum Auftakt wollte ich nicht auf die Tränendrüse drücken. Aber ich bin nicht zum Spaß hier, auch wenn ich mir den Spaß an diesem Privileg nicht nehmen lasse.
De Maart

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