30. Dezember 2025 - 8.00 Uhr
Akt.: 30. Dezember 2025 - 11.28 Uhr
EschKönnen die Schornsteine auf Belval doch noch erhalten bleiben?
40 Meter recken sich die beiden Türme auf Belval entlang des boulevard de la Recherche in die Höhe. Die beiden Schornsteine sind Zeitzeugen der industriellen Hochzeit des Luxemburger Südens – und sollen, so der aktuelle Stand, in den kommenden Monaten verschwinden.
Eigentlich war vorgesehen, sie zu erhalten und ins Stadtbild des Standorts Belval zu integrieren. Mehrere erhebliche Einschränkungen, insbesondere technischer und finanzieller Art, sprechen gegen die Erhaltung der beiden Schornsteine, teilten die Gemeinde und die Entwicklungsgesellschaft Agora im November in einem Presseschreben mit. Deswegen wolle man sie nun abreißen und durch ein urbanes Projekt an sie erinnern. Ein entsprechender Ideenwettbewerb soll in den kommenden Monaten stattfinden.
Der Käerjenger Bürgermeister und ehemalige Innenminister Michel Wolter will es aber nicht bei dieser Entscheidung belassen – und richtete am 2. Dezember im Parlament eine Frage an Kulturminister Eric Thill. Dieser verwies auf die Erklärungen der Gemeinde und nannte konkrete Zahlen: Sechs Millionen würde die Restaurierung der beiden Türme kosten. Mit einer weiteren Million sei alle drei Jahre zu rechnen, da sich die Bausubstanz so schnell verschlechtere. Die Schornsteine entsprechen in ihrer heutigen gestutzten Form auch nicht dem Denkmalschutzgesetz und seien deswegen nicht zu schützen.
Der Piratenabgeordnete Marc Goergen reichte anschließend eine Motion ein, um die Regierung zum Umdenken zu bewegen. Eine Abstimmung darüber steht noch aus, dürfte aber Anfang 2026 auf den Tischen der Chamber landen. „Der Spielball liegt derzeit bei der nationalen Politik“, heißt es von der Sanemer Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz auf Nachfrage des Tageblatt.
Studentenwohnungen in luftiger Höhe
„Der Abriss ist noch nicht beschlossene Sache“, sagte Philippe Nathan vom Architektenbüro 2001 in Esch vor den Weihnachtsfeiertagen. Er hatte zu einer Präsentation eines Ideenkonzepts eingeladen. „Wir wollen zeigen, was möglich wäre.“ Man sei durch die Presse auf den möglichen Abriss der Schornsteine aufmerksam geworden.
Der Vorschlag der Architekten: den Turm wieder auf 115 Meter Höhe ziehen. „Das solide Betonfundament könnte die Basis für eine innere Struktur mit Treppenhaus und Auszug im Schornstein bilden.“ An diese könnten dann Fertigbaumodule angeschlossen werden. Für 36 kompakte, vorgefertigte Studierendenwohnungen sei so Platz, jeweils zwei Stockwerke würden sich ein gemeinsames Bad und eine Küche teilen. Dazu sehen die Architekten drei weitere Stockwerke vor für allgemeine Zwecke wie eine Aussichtsplattform oder einen Saal für Familienfeiern. Auf rund 80 Metern Höhe soll die Südfassade mit farblich angepassten Fotovoltaikmodulen versehen werden, die jährlich etwa 150 MWh Strom erzeugen.
Wie teuer der Vorschlag der Escher Architekten wäre, konnten sie vor Ort nicht sagen. Auch den Zustand im Inneren der Schornsteine kenne man nicht. Es handle sich hier zunächst um eine Idee, die aufzeigen soll, was alles möglich wäre, würde man sich dazu entschließen, zumindest einen der zwei Schornsteine zu erhalten. „Unser Projekt würde den Geist des alten Schornsteins wieder aufleben lassen – und man würde ihn wieder von Leudelingen aus sehen.“

Projektbild: Architektenbüro 2001
De Maart

Die Machbarkeit dieses Projekts kann ich derzeit nicht beurteilen, die Idee find ich jedoch super. Vielerorts sieht man tolle Gebäude, welche ihren Mehrwert erst dadurch erhalten, dass Bestandsindustrieanlagen mit Modernem kombiniert werden. In Luxemburg tut man sich noch immer recht schwer damit - eine gute Gelegenheit dies zu ändern.
Zeitzeugen der industriellen Hochzeit des Luxemburger Südens.. und dafür sollte man sie doch erhalten...also sanieren, aber stehen lassen als Zeitzeugen unserer Stahlindustrie...