Montag29. Dezember 2025

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Wuert vum Joer 2025„Trounwiessel“ prägt Luxemburg und wird Wort des Jahres

Wuert vum Joer 2025 / „Trounwiessel“ prägt Luxemburg und wird Wort des Jahres
„Trounwiessel“ ist das Wort des Jahres 2025 Grafik: Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch

Luxemburg hat sein „Wuert vum Joer“ 2025 gewählt – bereits zum sechsten Mal. Der diesjährige Gewinner heißt „Trounwiessel“, gefolgt von „Sozialdialog“, „Alphabetiséierung“, „Nickts-Affär“ und „Pensiounsreform“.

Luxemburg hat sein „Wuert vum Joer“ 2025 gewählt. Bereits zum sechsten Mal wurde der Begriff gekürt, der das Jahr am besten widerspiegelt. Der diesjährige Gewinner ist „Trounwiessel“. Den zweiten Platz belegt „Sozialdialog“ vor „Alphabetiséierung“, „Nickts-Affär“ und „Pensiounsreform“. Die Wahl zeigt, wie stark nationale Ereignisse die Wortwahl geprägt haben.

Das „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ (ZLS) hatte zuvor zusammen mit dem Tageblatt, Radio 100,7, RTL und dem Luxemburger Wort zur Einreichung von Wortvorschlägen aufgerufen. Von Mitte November bis zum 7. Dezember kamen so rund 622 Vorschläge mit etwa 190 verschiedenen Begriffen zusammen. Diese Vielzahl an Einreichungen reduzierte das ZLS anschließend auf eine Shortlist mit 20 Begriffen, aus denen die Jury – bestehend aus Vertretern des ZLS, der verschiedenen Partnermedien sowie des Kommissars für die Luxemburger Sprache, Pierre Reding, und der Vertreterin des „ Conseil fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ (CPLL), Angie Gaasch – in zwei Wahlgängen die Gewinner ermittelte.

Der Begriff „Trounwiessel“ verweist auf ein für Luxemburg historisches Ereignis. Mit Großherzog Guillaume hat das Land im Oktober nicht nur einen neuen Staatschef bekommen. Der Thronwechsel sorgte durch eine Vielzahl an Festivitäten im ganzen Land für Aufmerksamkeit. Während ein Teil der Bevölkerung den Trubel begeistert mitverfolgte, blickten andere kritisch auf die Ereignisse. Denn: Allein der Staat trug Kosten von rund 8,6 Millionen Euro. Hinzu kamen die Ausgaben einiger Gemeinden des Landes. So schlug das royale Event in der Hauptstadt mit rund 4.9 Millionen Euro zu Buche. Düdelingen nahm einen Sonderkredit in Höhe von 500.000 Euro auf, um die Feierlichkeiten zu finanzieren. Die tatsächlichen Ausgaben beliefen sich schlussendlich auf 325.000 Euro. Auch die Stadt Grevenmacher nahm einen Kredit in Höhe von 20.000 Euro auf. Die Gemeinde Wiltz feierte den Thronwechsel mit einem großen Volksfest. Kostenpunkt: 175.000 Euro.

Die Top-Fünf 2025

1. Trounwiessel
2. Sozialdialog
3. Alphabetiséierung
4. Nickts-Affär
5. Pensiounsreform

Das Wort „Trounwiessel“ ist eine Zusammensetzung aus „Troun“ und „Wiessel“. Gemeint ist jedoch nicht der Wechsel des Thrones an sich, sondern der Person, die darauf sitzt. Der Begriff stellt kein neues Wort im Luxemburgischen dar. Er wurde bereits im Jahr 2000 vereinzelt verwendet, als Prinz Henri zum Großherzog ernannt wurde. Größere Bedeutung erhielt er jedoch erst Anfang Oktober 2025 durch seine starke Präsenz in den Medien und im öffentlichen Raum, als sogar eine Tramstation anlässlich der Feierlichkeiten entsprechend umbenannt wurde. Im Deutschen ist der Begriff „Thronwechsel“ seit dem Jahr 1760 belegt. Die anderen Zielsprachen aus dem Lëtzebuerger Online Dictionnaire verwenden Begriffe ohne Bezug auf einen „Wechsel“: Im Französischen heißt es „avènement (au trône)“, im Englischen „accession to the throne“ und im Portugiesischen „ascensão ao trono“.

Als Wort des Jahres 2025 löst „Trounwiessel“ den „Presidententrick“ ab, der 2024 ausgezeichnet worden war. Zuvor hatten KI (2023), der „Ukrainkrich“ (2022), „boosteren“ (2021) und „Corona“ (2020) den Titel erlangt.

Dass „Sozialdialog“ den zweiten Platz belegt, liegt an den vielen Spannungen zwischen Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern – insbesondere in den Bereichen Rente, Arbeitszeiten und Kollektivverträge. Wie der diesjährige Gewinner ist auch dieser Begriff eine Zusammensetzung. Aus linguistischer Perspektive ist dies besonders interessant, da die luxemburgische Sprache hier ihren eigenen Weg einschlägt. Denn: Obwohl Wortzusammensetzungen auch im Deutschen üblich sind, wird in diesem Fall darauf verzichtet. Stattdessen wird eher von „sozialem Dialog“ gesprochen.

„Alphabetiséierung“, „Nickts-Affär“ und „Pensiounsreform“

Platz 3 der diesjährigen Gewinner, „Alphabetiséierung“, bezieht sich die Entscheidung der Regierung, ab dem Schuljahr 2026/27 neben der „klassischen“ Alphabetisierung auf Deutsch auch eine Alphabetisierung auf Französisch in den Grundschulen anzubieten. Das Thema löste landesweit Debatten aus. Mit „Alphabetiséierung“ hat außerdem zum ersten Mal ein Wort seinen Weg in das Ranking geschafft, das semantisch mit Sprache zu tun hat. Es ist darüber hinaus das einzige Wort aus den Top 5, das keine Zusammensetzung ist. Im LOD findet sich auch die dem Französischen näherstehende Variante „Alphabetisatioun“, welche im gegebenen Kontext möglicherweise besser gepasst hätte. Dennoch wurde „Alphabetiséierung“ häufiger vorgeschlagen und konnte sich somit durchsetzen. Auch die Bezeichnung „Projet Alpha“, der Name des Pilotprojekts, wurde mehrfach vorgeschlagen.

„Nickts-Affär“ belegt den vierten Platz und  steht für einen Betrugsskandal, der mehr als zwei Jahrzehnte zurückliegt. 2025 rückte der Begriff erneut in den Fokus, nachdem die Cour de cassation ein Urteil bestätigte, das dem Medienhaus CLT-UFA untersagt, den Namen des 2002 in der Affäre verurteilten Gewerkschafters weiterhin zu nennen. Der Begriff steht je nach Kontext also auch für die mit der neuen juristischen Auseinandersetzung verbundene Debatte um Pressefreiheit und das Recht auf Vergessenwerden. Linguistisch interessant ist er deshalb, weil er in seiner Zusammensetzung einen Eigennamen enthält. Solche Eigennamen sind unter den Kandidaten für das Wort des Jahres jedoch keine Seltenheit: 2024 belegte die „Caritas-Affär“ (ebenfalls ein Kompositum) den zweiten Platz, 2023 schaffte es der „neie Luc“ unter die fünf meistgenannten Begriffe.

Platz 5, die „Pensiounsreform“, ist nicht nur eine weitere Wortzusammensetzung, sondern auch eng mit dem zweiten Platz dieser Liste verknüpft. Denn: Der Sozialdialog rund um die im Mai angekündigte Rentenreform gestaltete sich in den vergangenen Monaten zunehmend schwierig. Linguistisch besonders interessant und typisch luxemburgisch ist bei diesem Wort vor allem das erste Element des Kompositums: „Pensioun“. Im Deutschen bedeutet es je nach Kontext „Ruhestand“ oder „Rente“ – bei Beschäftigten im öffentlichen Dienst spricht man von Pension –, und im Französischen „retraite“. Weniger originell ist hingegen der zweite Bestandteil, denn „Reform“ findet sich in allen drei Amtssprachen wieder. Auch weitere Begriffe mit engem Bezug zu diesem Thema, darunter „Stoussrichtung“ und „zeréckrudderen“, wurden eingereicht.