Montag22. Dezember 2025

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„Unisec“ ist vollZahl der Minderjährigen in Erwachsenen-Gefängnis fünf bis sechs Mal höher als 2024

„Unisec“ ist voll / Zahl der Minderjährigen in Erwachsenen-Gefängnis fünf bis sechs Mal höher als 2024
Derzeit sitzen sechs Minderjährige im Gefängnis für Erwachsene in Schrassig Foto: Editpress-Archiv/Tania Feller

Ein weiterer Minderjähriger ist in den vergangenen Tagen im Gefängnis in Schrassig untergebracht worden, das eigentlich für Erwachsene vorgesehen ist. Derzeit kommt das öfter vor – im Vergleich rund fünf- bis sechsmal häufiger als im Vorjahr 2024.

Die „Unité de Sécurité“ in Dreiborn ist voll – wie so oft. Die geschlossene Abteilung gehört zum „Centre socio-éducatif de l’Etat“ (CSEE), dort werden unter anderem Jugendliche untergebracht, die straffällig geworden sind. Doch auch im Gefängnis in Schrassig werden immer häufiger Minderjährige untergebracht, die Delikte begangen haben, obwohl die Anstalt eigentlich für Erwachsene vorgesehen ist. Derzeit sitzen sechs Jugendliche im Schrassiger Gefängnis. Das bestätigt der Ombudsmann für Kinder und Jugendliche, Charel Schmit, gegenüber dem Radiosender 100,7. Bereits in der Vergangenheit hatte die Unterbringung von Minderjährigen in der Erwachsenenanstalt mehrfach Diskussionen ausgelöst (das Tageblatt berichtete).

Schrassig sei nicht der richtige Ort für Jugendliche, erklärt Schmit in dem Artikel. Im Jahr 2024 seien insgesamt vier Minderjährige nach Straftaten nicht in altersgerechten Einrichtungen untergebracht worden. Allein bis zum 31. Oktober seien 2025 hingegen bereits 21 gezählt worden, also fünf bis sechs Mal so viele wie im Vorjahr 2024. Der Ombudsmann hoffe, dass die Reform des Jugendstrafrechts, die im Mai präsentiert wurde (das Tageblatt berichtete), solche Fälle künftig verhindert. Darin dürften sich keine Hintertüren mehr befinden, die es ermöglichen, Minderjährige in Gefängnisse für Erwachsene zu setzen, mahnt er gegenüber dem Radiosender.

Platzanzahl-Verdopplung könnte nicht ausreichen

 „Procureur d’Etat“ David Lentz erklärt gegenüber 100,7, dass Jugendliche, die in Schrassig untergebracht werden, auch „nicht aus Spaß“ dort hinkämen, sondern wegen signifikanter Straftaten. Das sei neben der Tatsache, dass die „Unisec“ voll sei, ebenfalls zu beachten. Außerdem würden die Jugendlichen in Schrassig ausschließlich von den restlichen erwachsenen Häftlingen getrennt untergebracht. In der Vergangenheit hatte es allerdings auch schon Fälle gegeben, in denen Jugendliche bereits wegen Verdachtsfällen in Schrassig untergebracht wurden (das Tageblatt berichtete mehrfach). Bei zwei Jugendlichen ging es beispielsweise um einen mutmaßlichen Diebstahl einer Brieftasche in einer Tram und bei drei weiteren um „ernsthaften Verdacht“ wegen eines Einbruchs in ein Wohnhaus in Bascharage. Beide Fälle ereigneten sich Anfang Dezember 2025.

In der „Unisec“ gibt es derzeit zwölf Plätze für Jugendliche – doch wie viele Plätze bräuchte es überhaupt, bis dort genug Platz wäre und nicht mehr so häufig an ihre Kapazitätsgrenze käme? Lentz sagt, dass es jedenfalls auch dann nicht ausreichen würde, wenn man die Platzanzahl verdoppeln würde, so wie es im Gespräch sei. Auch 30 Plätze seien nicht genug, es bräuchte laut ihm mehr. Außerdem müsse es auch in der Unisec die Möglichkeit geben, manche Jugendliche getrennt von anderen unterzubringen, je nach Zusammensetzung der Gruppe oder individueller Verfassung mancher Minderjähriger. (mb)


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– Seit 2019 mussten 27 Mal Minderjährige in einem Erwachsenengefängnis untergebracht werden (Artikel vom 19. Januar 2024)