Mittwoch3. Dezember 2025

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EditorialDas geplante Leichtathletikstadion ruft Erinnerungen an die Kockelarena hervor

Editorial / Das geplante Leichtathletikstadion ruft Erinnerungen an die Kockelarena hervor
Heute steht „nur“ das Fußballstadion auf Kockelscheuer, dabei gab es Überlegungen, hier auch ein Velodrom und ein Leichtathletikstadion zu bauen Foto: Editpress/Jeff Lahr

In Hamm regt sich Widerstand gegen das geplante Leichtathletikstadion. Für die Einwohner ist es die logische Folge jahrzehntelanger Versäumnisse bei der Planung nationaler Sportinfrastruktur.

Dass der Schöffenrat der Stadt Luxemburg es mit Bürgerbeteiligung und grundlegender Information nicht allzu genau nimmt, überrascht längst niemanden mehr. Entsprechend wenig verwundert die Kritik der Einwohner in Hamm an der Kommunikationspolitik der Stadt: Das geplante Stadion fällt deutlich größer aus als ursprünglich dargestellt, konkrete Informationen fehlen. Auch eine Anfrage des Tageblatt zu den durchgeführten Auswirkungsstudien blieb bislang unbeantwortet. Ein Punkt, der uns längst nicht mehr überrascht.

Doch die mangelnde Transparenz ist nur ein Aspekt eines viel größeren Problems. Wäre die Planung nationaler Sportstätten in den vergangenen 20 bis 30 Jahren einem klaren Konzept gefolgt, wäre es gar nicht erst so weit gekommen.

Vor knapp zwei Jahrzehnten brachte der ehemalige LSAP-Politiker und Gemeinderat René Kollwelter die Vision einer „Kockelarena“ ins Spiel: nationales Fußballstadion, Leichtathletikstadion und Velodrom an einem Ort – auf Kockelscheuer. Die Idee aus dem Jahr 2006 verlief jedoch im Sande, offiziell wegen komplizierter Grundstücksverhältnisse. Jahre später stellte sich heraus, dass rund 70 Prozent der betreffenden Flächen der Stadt oder dem Staat gehörten.

Parallel dazu rutschte die damalige CSV-LSAP-Regierung in die Affäre Wickringen/Liwingen, begleitet von Vorwürfen der Erpressung und des Amtsmissbrauchs. 2013 folgte das Ende der Regierung Juncker mit der SREL-Affäre. Wenige Monate später brachte die neue Dreierkoalition den zehnten Fünfjahresplan für Sportstätten durchs Parlament. Darin wurde festgehalten, dass das Stade Josy Barthel nicht renoviert werden soll und ein neues Fußballstadion auf Kockelscheuer entsteht, ohne Leichtathletikanlage. Das Fußballstadion allein kostete am Ende über 76 Millionen Euro.

Bereits 2010 hatte sich Mondorfs damalige Bürgermeisterin Maggy Nagel um das Velodrom bemüht. 2018 wurde das Projekt präsentiert, 2023 sollte es eröffnen; tatsächlich erfolgte der erste Spatenstich erst im Oktober 2023. Bauzeit: vier bis fünf Jahre. Kosten: 55 Millionen Euro.

2014 wiederum wurde festgelegt, dass das Leichtathletikstadion in Hamm entstehen soll – mittlerweile ein Großprojekt samt Basketball- und Fußballplätzen, das 139 Millionen Euro verschlingen und, so Sportschöffin Simone Beissel, ein neues Aushängeschild der Stadt werden soll.

Dabei hatte der Staatsrat bereits 2013 in seinem Gutachten zum Fünfjahresplan angeregt, zu prüfen, ob nicht alle drei nationalen Sportstätten – Velodrom, Fußballstadion und Leichtathletikanlage – an einem Standort gebündelt werden sollten: „Vu la volonté affichée des auteurs de réaliser un vélodrome, un stade national de football et un nouveau stade d’athlétisme, le Conseil d’Etat pose la question de savoir si la perspective de regrouper en un même lieu ces trois infrastructures nationales ne mériterait pas une étude plus approfondie tout en tenant compte des coûts de fonctionnement futurs, ceci dans le contexte des contraintes budgétaires qui s’annoncent pour les années à venir.“

Hätte die Politik diese Mahnung ernst genommen, stünden die Bewohnerinnen und Bewohner von Hamm heute nicht vor einem XXL-Projekt, das sie nicht gewollt haben – und müssten nicht auf die Barrikaden gehen.