Donnerstag27. November 2025

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Das vergessene Grand Hotel über der MoselWie Schloss Buschland in Remich einst Gäste aus aller Welt anzog

Das vergessene Grand Hotel über der Mosel / Wie Schloss Buschland in Remich einst Gäste aus aller Welt anzog
Schloss Buschland heute. Im Volksmund „Château Arabia“ genannt, weil einst ein Scheich dort wohnte Foto: privat

Jahrzehnte bevor ein saudischer Scheich einzog, war Schloss Buschland oberhalb von Remich ein Hotel. Mondän, modern, mit weitem Blick über die Mosel. Eine Spurensuche. Teil II.

Remich brauche dringend ein größeres Hotel, sagte Bürgermeister Jacques Sitz vergangene Woche im Revue-Interview. Ein Haus, das Gäste anziehe und sie länger halte. Im Gespräch mit dem Tageblatt lässt er durchblicken, welcher Ort dafür geradezu prädestiniert wäre: Schloss Buschland, die seit Jahren leerstehende Brasseur-Villa aus dem 19. Jahrhundert, malerisch zwischen Remich und Stadtbredimus auf einer bewaldeten Anhöhe gelegen. Das Tageblatt berichtete.

Verwildert, vandalisiert und trotzdem erstaunlich gut in Schuss, zumindest im Kern. „Der Staat soll es kaufen und instandsetzen“, sagt Sitz. Dass sich das lohnen könnte, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Schloss Buschland war einst eines der elegantesten Hotels an der luxemburgischen Mosel. Die „Geschichtsfrënn Réimech“ haben ausgiebig zum Gebäude recherchiert.

Grand Hotel an der Mosel

Im Mai 1926 erwarben die Witwe Nikolaus Grethen und ihre Söhne Josy und Edi das Anwesen. Noch im selben Sommer erhielt die Vorderfront eine großzügige Terrasse über die gesamte Länge des Gebäudes. Die Geburtsstunde des Grand Hotel Buschland.

Mondänes Hotel an der Mosel
Mondänes Hotel an der Mosel Foto: industrie.lu

Die Aussicht über das Moseltal galt als spektakulär. Gepflegte Gärten, schattige Waldwege, lauschige Plätze: perfekte Kulisse für Erholungssuchende. Fünfzehn komfortable Zimmer boten fließendes Wasser, Gas, Elektrizität und sogar einen T.S.F.-Apparat, einen drahtlosen Empfänger für Nachrichten und Musik. Küche und Keller genossen schnell einen ausgezeichneten Ruf, die Gastfreundschaft der Familie Grethen ebenso.

Der Speisesaal des Hotel-Restaurant Schloss Buschland
Der Speisesaal des Hotel-Restaurant Schloss Buschland Foto: Industrie.lu

Auch in Sachen Werbung war die Familie erfindungsreich. Die Presse wurde kurzerhand zu einem üppigen Abendessen geladen. Hors-d’œuvre, Consommé Royal, Brochet au bleu, Poulet rôti, Ardenner Schinken, Krebse, Käse, Früchte. An guten Tropfen von der Mosel mangelte es nicht. Entsprechend enthusiastisch fiel die Berichterstattung aus. Eine nachhaltige Bereicherung für den Tourismus, schrieb man.

Die Grethens investierten weiter. Ein Grundstück an der Moselstraße wurde gepachtet, um eine bessere Zufahrt zu bauen. Die Serpentinen existieren bis heute. Die Parkanlage wuchs. Zusätzliches Personal wurde angestellt. Die Saison 1927 begann mit einem Maskenball; die schönsten Kostüme gewannen Aufenthalte im Hotel.

Schicksaalsschläge

Prominente suchten das Buschland bald ebenso auf wie schillernde Figuren. 1928 residierte etwa der russische Adlige Alexander Zubkow dort. Ein Emigrant und Hochstapler, einst kurz mit Prinzessin Viktoria von Schaumburg-Lippe verheiratet. Sein Aufenthalt lockte Schaulustige in Scharen an. Wirt und Gast sollen die Neugier auf den Schwager des deutschen Kaisers zu barem Geld gemacht haben.

Doch neben dem mondänen Leben gab es auch Tragisches. Einbrüche, Diebstähle und schwere Schicksalsschläge trafen die Familie. Edi Grethen starb 1933 mit nur 30 Jahren, Bruder Josy ein Jahr später; 1935 wurde Josys kleine Tochter Erika schwer verletzt. Und am 12. Juni 1935 eskalierte ein Abend, als mehrere Luxemburger Gäste „den wilden Mann“ spielten, die Wirtsleute verprügelten und Mobiliar zertrümmerten. Die Gendarmerie musste eingreifen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich alles. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde das Gebiet später von den Franzosen beschossen. 1942 erwarb das Ehepaar Schumacher-Worré das Schloss, später ging es an die Familie Schmit-Schumacher über.

In den 1970er-Jahren rückte Buschland schließlich in den Fokus ganz anderer Interessenten: Mehrfach reisten chinesische Delegationen an, um einen Kauf für eine diplomatische Vertretung zu prüfen. Anfang 1978 gaben sie überraschend auf. Das Schloss sei „nicht ausreichend gesichert“, hieß es.

Rückseite des Schlosses heute
Rückseite des Schlosses heute Foto: privat
Rückseite des Hotel Schloss Buschland, irgendwann zwischen 1926 und 1941
Rückseite des Hotel Schloss Buschland, irgendwann zwischen 1926 und 1941 Foto: industrie.lu

Danach trat jene saudische Familie auf den Plan, der das Anwesen bis heute zugeordnet wird: die Familie des Abdullah Al Mohana. Doch darüber mehr das nächste Mal.


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