24. November 2025 - 19.17 Uhr
Akt.: 24. November 2025 - 19.18 Uhr
„Lëtzebuerger Modell“Krankenhausverband verteidigt solidarisches Gesundheitssystem
Der Verband der luxemburgischen Krankenhäuser FHL brach am Montagnachmittag auf einer Pressekonferenz im Sitz des Verbands in der Aktivitätszone Bourmicht in Bartringen eine Lanze für das solidarische, öffentliche und universelle Gesundheitssystem und verteidigte es – ähnlich wie das „Collège médical“ kürzlich in einem Brief an die Regierung sowie die „Conseils médicaux“ der Spitäler in einem Leserbrief im Wort – gegen die Angriffe, die insbesondere die Ärztevereinigung AMMD in den vergangenen Monaten geritten hat. Am 30. Oktober hatte die AMMD die Konvention mit der CNS gekündigt und eine selektive Konventionierung sowie Tarifautonomie gefordert. Kurze Zeit später war bekannt geworden, dass Teile der früheren AMMD-Spitze mit Investoren aus dem Immobilien- und Finanzsektor auf Findel eine Art Privatklinik eröffnen wollen.
Das krankenhauszentrierte „Lëtzebuerger Modell“ sei „excellent“, es habe sich in den letzten Jahrzehnten bewährt und zur Stabilität und Resilienz Luxemburgs beigetragen, sagte FHL-Präsident Marc Berna, Generaldirektor der Hôpitaux Robert Schuman, am Monatg. Die von der AMMD und anderen Akteuren losgetretene Diskussion sieht FHL-Direktor Sylvain Vitali als „grouss Chance, fir eise solidaresche System ze stäerken“. Deregulation bedeute nicht mehr Freiheit, sondern weniger Gerechtigkeit für die Patienten. Für die Spitäler sei evidenzbasierte Medizin wichtiger als Profit, die Qualität der Betreuung stehe für sie an erster Stelle, so Vitali.
Kostendeckung
Einen Qualitätsverlust befürchten die Krankenhäuser insbesondere bei den Arztgesellschaften, für deren Gründung CSV-Gesundheitsministerin Martine Deprez zeitnah einen Gesetzentwurf vorlegen will. Deprez hatte am Donnerstag in ihrer mündlichen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der DP-Abgeordneten Carole Hartmann erklärt, die Regierung wolle den Arztgesellschaften dieselben Leistungen zugestehen, die die Krankenhäuser derzeit in ihren dezentralen „Antennen“ („Sites supplémentaires“) anbieten dürfen: medizinische Bildgebung (IRM-Untersuchungen, Mammographien), Dialyse, Onkologie, Endoskopien und bald auch leichte chirurgischen Eingriffe an der Haut und den Augen. Im Gegenzug müssten sie ihre Beschäftigten nach dem vorteilhaften FHL-Kollektivvertrag bezahlen. Unter diesen Bedingungen gelte für Arztgesellschaften derselbe Pauschaltarif, den die FHL in langen Verhandlungen mit der CNS erst kürzlich für Krankenhaus-Antennen vereinbart hatte, sagte Deprez.
Marc Berna zweifelte am Montag jedoch an, dass private Arztgesellschaften einerseits dieselben Qualitäts- und Sicherheitsstandards wie Krankenhaus-Antennen erfüllen und sie andererseits das zwischen CNS und FHL verhandelte (größtenteils) kostendeckende Aktivitäts- oder Auslastungsniveau von 85 Prozent (beispielsweise bei IRM-Untersuchungen) erreichen könnten, damit ihnen der Pauschaltarif der CNS tatsächlich zusteht („Pay for performance“). „Wenn man beide Faktoren nicht in den Griff bekommt, rechnen die Antennen sich nach dem aktuellen Modell nicht“, sagte Berna, damit sei „kein Gewinn“ zu erzielen. CNS-Präsident José Balanzategui hatte vor zwei Wochen in einer Sitzung des parlamentarischen Gesundheitsausschusses betont, man habe bei den Verhandlungen mit der FHL eine Methode verfolgt, die nicht den „chasse à l’acte“ fördere.
Grundsätzlich sei die FHL nicht dagegen, das Antennen-System für Arztgesellschaften zu öffnen, doch die Krankenhäuser würden gerne eingebunden werden, „fir ze gesinn, wéi dat kéint funktionéieren“, sagt Berna am Montag. Bislang haben lediglich die HRS und das CHL jeweils eine Antenne auf Cloche d’Or beziehungsweise in Grevenmacher eröffnet, das Escher CHEM hatte seine Pläne zur Einrichtung einer Antenne im GridX in Wickringen vergangene Woche wieder verworfen.
Vernetzung
Obwohl die FHL nicht grundsätzlich gegen Arztgesellschaften ist, würde sie deren Gesellschaftsform jedoch stark regulieren: Die Beteiligung daran soll Ärzten vorbehalten sein und die Medizin soll ein liberaler Beruf bleiben, was für die FHL konkret bedeutet, dass Ärzte andere Ärzte nicht als Beschäftigte einstellen dürfen. Der „Cercle des médecins généralistes“ hatte bereits vor zwei Monaten ähnliche Forderungen gestellt. Eric Sassel, Allgemeinmediziner aus Käerjeng und Vorstandsmitglied der AMMD, will sie am 17. Dezember auf der Generalversammlung der AMMD in Form von Motionen zur Abstimmung bringen, wie er am Sonntag in einer Pressmitteilung darlegte.
Um das öffentliche Gesundheitssystem zu stärken, will die FHL die Rolle der Allgemeinmediziner sowie der Kinderärzte fördern und ihre Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern verbessern. Innerhalb der Krankenhäuser und zwischen ihnen will sie eine effizientere Vernetzung, auch durch zunehmende Digitalisierung. Und den Statut des Krankenhausarztes – sei er angestellt wie im CHL oder liberal wie in anderen Spitälern – aufwerten.
In Zeiten schwachen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums sowie einer alternden Population, durch die der Bedarf an Gesundheitspflege steigt, gerate das Gesundheitssystem immer mehr unter Druck, sagte Berna. Verstärkt werde dieser Druck zusätzlich durch den Fachkräftemangel, der in der Großregion einen Kampf um „Talente“ ausgelöst habe. Vor diesem Hintergrund seien „Deregulierung“ und Zwei-Klassen-Medizin der falsche Weg. Stattdessen müsse die Gesundheit ein „bien public“ bleiben, sie dürfe nicht einer marktwirtschaftlichen Logik unterworfen werden.
De Maart

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