19. November 2025 - 18.54 Uhr
Akt.: 19. November 2025 - 21.49 Uhr
ConternGemeinderat wählt neuen Bürgermeister und Schöffenrat
In der Gemeinderatssitzung vom Mittwochabend hat der letzte verbliebene Schöffe der CSV-LSAP-Koalition, Yves Loose (CSV), seinen Rücktritt bekannt gegeben. Damit wollte er allem voran den Weg für die Wahl eines neuen Schöffenrates ebnen: „Der Alltag ist nicht gebremst, weil ich an meinem Posten klebe.“
Es gehe jetzt darum, nach vielen Vorwürfen, viel giftiger Tinte, Lügen und Manipulation, endlich den Mut zu haben, aktiv zu werden und das besser zu machen, was bis jetzt nach außen hin schlechtgeredet und kritisiert wurde, sagte Loose. Denn die derzeitige Situation sei lähmend für das Personal: „Sie wissen nicht, wo und wie es weitergeht. Sie wissen nicht, welche Projekte noch umgesetzt werden, welche umsonst noch aufrechterhalten werden.“

Mit Zuversicht nach vorn
Yves Loose bedankte sich am Ende seiner Rücktrittsrede für die kurze Amtszeit von neun Monaten. Er habe viel gelernt, wenn auch nicht immer Positives. Loose bedauerte schließlich die bis zu dem Zeitpunkt im Raum stehende Absicht der neuen Koalition, den Schöffenrat spätestens bei der Abstimmung des Haushalts stürzen zu wollen. „Heute könnte der Schöffenrat gewählt werden, um den Weg für eine zügige Amtsübergabe freizumachen, ohne Misstrauensvotum Mitte Dezember und ohne viel verlorene Zeit durch einen unnötig verworfenen Haushalt.“

Es gibt einen Grund dafür, dass die Frontscheibe im Auto größer ist als der Rückspiegel
Der 37-jährige Dali Zhu (DP) schlug daraufhin vor, die Schöffenwahl aus Gründen der Dringlichkeit sofort auf die Tagesordnung zu nehmen. Die Abstimmung fand hinter verschlossener Tür statt. Erst am Ende des Abends verkündete Zhu, dass Pol Thomé (LSAP) und Ari Arrensdorff („déi gréng“) als Schöffen sowie er selbst als Bürgermeister gewählt wurden. So war es bereits im Koalitionsvertrag vom 29. Oktober festgehalten. „Es gibt einen Grund dafür, dass die Frontscheibe im Auto größer ist als der Rückspiegel“, sagte Zhu und erläuterte, dass es wichtiger sei, den Blick nach vorne zu richten.
Klimaziele
Bei einem anderen Programmpunkt der Ratssitzung ging es um die Bestrebungen der Gemeinde in Bezug auf den Klimaschutz. Die Leitlinien wurden von Yves Moecher vorgestellt. Sie sind Teil des Klimapakts und beinhalten qualitative und quantitative Ziele zur Energiepolitik sowie Vorhaben zum Klimaschutz, zur Mobilität und zur Kreislaufwirtschaft. So will Contern u.a. bis 2040 eine Treibhausgas-Neutralität in der Gemeindeverwaltung erreichen und ein Mobilitätskonzept erarbeiten, welches die aktive und verkehrsberuhigte Mobilität fördern soll. Laut Klimapakt muss die Gemeinde mindestens 65 Prozent der Ziele erreichen.
Die Leitlinien werden regelmäßig und mindestens alle drei Jahre überprüft und bei Bedarf angepasst. Um die Anwendung kreislauforientierter Bauprinzipien in den Gemeinden zu erleichtern, hat die „Klima-Agence“ im Rahmen des Klimapakts das sogenannte BauCheck-Tool entwickelt. Es soll Kommunen dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsziele für geplante Bauvorhaben bereits zu Beginn der Planung festzulegen und deren Umsetzung während der gesamten Planungs- und Bauphase zu verfolgen. Dabei soll auf mehrere Grundprinzipien geachtet werden: „Build less“ (weniger bauen), „Build clever“ (intelligent bauen) und „Minimise waste“ (Abfall minimieren). Dies soll u.a. durch modularen Bau, die effiziente Nutzung von Raum und den Einsatz recyclingfähiger Materialien gefördert werden. Die aktuellen Baustandards von Contern gingen noch bis 2015 zurück.

Im Anschluss wurde der Waldbewirtschaftungsplan vorgestellt. Demzufolge sollen u.a. der Fuhrpark erweitert und Bänke aus lokalem Holz für die „Conter Stuff“ gebaut werden. Die Ausgaben belaufen sich auf rund 418.000 Euro, werden jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt im Gemeinderat gestimmt. Der Haushalt für das kommende Jahr soll am 17. Dezember gestimmt werden.
Auch wenn der Gemeinderat am Mittwoch einen neuen Bürgermeister und zwei Schöffen gewählt hat, muss der Bürgermeister zuerst noch vom Großherzog vereidigt werden. Der Innenminister vereidigt die Schöffen.
Die Vorgeschichte zu den Rücktritten
Nach einem Gemeinderat im Juli 2024 soll sich Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet (CSV) in einem Restaurant abschätzig über Mitarbeiter der Gemeinde geäußert haben. Zudem soll sie sich erfreut über eine interne Untersuchung gezeigt haben, die eine Entlassung vereinfachen könnte.
Im August warfen zwei betroffene Mitarbeiter der Bürgermeisterin und dem Schöffenrat Mobbing vor. Im September gelangten Bedenken über ein toxisches Arbeitsklima an die Öffentlichkeit. Die Gewerkschaft OGBL und die Opposition kritisierten die Gemeindeverantwortlichen für ihre Tatenlosigkeit.
Ende 2024 wurden die genannten zwei Mitarbeiter entlassen, u.a. mit dem Vorwurf des Mobbings und der Begründung, die Mobbinganzeige gegen die Bürgermeisterin und den Schöffenrat sei ungerechtfertigt. Die Mitarbeiter klagten vor Gericht gegen die Entlassung. Im Februar 2025 und den Monaten danach hatte die große Mehrheit des Gemeindepersonals vier offene Briefe unterzeichnet, in denen sie sich gegen eine Wiedereinstellung der beiden Mitarbeiter positionierten. Im Juni 2025 bekam einer der entlassenen Mitarbeiter vor dem Arbeitsgericht in zweiter Instanz recht: Laut Artikel 246-4 des Arbeitsrechts darf das Melden von Mobbing keinen Kündigungsgrund darstellen.
Am 15. Juli stimmte die LSAP bei der Frage, ob die Gemeinde weiterhin juristisch gegen den Mitarbeiter vorgehen soll, gegen den Koalitionspartner CSV. Am selben Tag trat die Erste Schöffin Stéphanie Ansay (LSAP) zurück. Am 8. Oktober reichte die Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet ihren Rücktritt ein, nachdem Koalitionsgespräche mit der DP ohne Resultate geblieben waren. Bis zum 12. November blieb unklar, wann der letzte verbliebene Schöffe Yves Loose (CSV) ebenfalls sein Amt aufgeben würde.
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