Mittwoch19. November 2025

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„Armselige Heuchelei“Ehrenpräsident Roby Mehlen tritt nach Kartheisers Russlandreise aus der ADR aus

„Armselige Heuchelei“ / Ehrenpräsident Roby Mehlen tritt nach Kartheisers Russlandreise aus der ADR aus
Nach den Wahlen 2018 waren Gast Gibéryen (l.), Roby Mehlen (M.) und Fernand Kartheiser (r.) noch geeint Archivfoto: Editpress/Julien Garrroy

„D’Mooss ass voll!“ Mit diesen Worten ist der Brief überschrieben, den Roby Mehlen am Mittwoch an die Presse verschickt hat. Der langjährige Ehrenpräsident der ADR kündigt darin seinen Austritt aus der Partei an. Der Grund: Fernand Kartheisers Kuschelkurs mit dem russischen Regime unter Diktator Wladimir Putin.

Fernand Kartheiser ist am vergangenen Freitag und Samstag ins russische Sotschi gereist, hat dort beim sogenannten Brics-Europa-Gipfel eine Rede gehalten und im Anschluss am Dienstag einen offenen Brief an die europäische Außenbeauftragte Kaja Kallas geschrieben. In dem Brief fordert der EU-Abgeordnete der ADR, dass die EU unverzüglich mit Russland in einen Dialog treten und dabei auch den „radikalen Nationalismus“ in der Ukraine benennen soll.

Als Reaktion darauf ist seinem langjährigen politischen Weggefährten der Kragen geplatzt: Roby Mehlen kündigte am Mittwoch an, aus der ADR auszutreten. Mehlen war von 1991 bis 2012 Parteipräsident, übernahm dann 2012 den Posten noch einmal ad interim, als der damalige Präsident Fernand Kartheiser zurücktreten musste, und ist seit 2013 Ehrenpräsident der Partei.

In seinem offenen Brief spart Mehlen nicht mit klaren Worten: „Dat ganzt Geschwafel vum Här Kartheiser leeft drop eraus, de vëlkerrechtswiddrege russeschen Iwwerfall op d’Ukraine, fir deen et null Justifikatioun gëtt, ze relativéiren a quasi der EU respektiv der NATO d’Schold ze ginn, datt zanter bal véier Joer e mäerderesche Krich an der Ukraine gefouert gëtt.“ Kartheiser mache sich zum „Propagandisten der russischen Verbrecherclique“.

Schoos: Stehen hinter Kartheiser

„De Roby Mehlen huet d’Partei wéinst Klima- an Energiepolitik a wéinst Russland-Politik verlooss“, sagt die ADR-Parteipräsidentin Alexandra Schoos auf Tageblatt-Nachfrage. „Iddie vun deemools sinn net méi déi vun haut an der Partei“, sagt Schoos. Jeder habe das Recht, die Partei zu verlassen, wenn er sich nicht mehr mit ihr identifiziere. „Mir stinn hannert dem Här Kartheiser“, sagt Schoos weiter. Er rücke nicht vom ADR-Europaprogramm ab. „Mir si fir en Dialog mat Russland an der Ukraine. Den Här Kartheiser wäert am Interessi vum Fridden och am Dezember op Washington reesen.“ Positionen und Wahlprogramm der ADR seien von der Partei so beschlossen worden.

Eine schriftliche Bitte um Stellungnahme an Fernand Kartheiser wurde verschickt und wird, sobald sie beantwortet ist, in diesen Text eingebunden. (hat)