8. November 2025 - 9.21 Uhr
Akt.: 8. November 2025 - 9.22 Uhr
KommentarVerkehrs(un)sicherheit bei der Winteraktion: Warten, bis es wehtut
Provisorische Straßenlaternen, reflektierende Armbänder und Sensibilisierung – damit reagieren das Mobilitätsministerium und die Vereinigung „Dräieck“ auf einen tödlichen Unfall vom 10. Dezember 2024: Vor knapp einem Jahr wollte sich ein obdachloser Mann an einem Dienstagabend höchstwahrscheinlich zur „Wanteraktioun“ (WAK) begeben und wurde dabei am Findel an einem schlecht beleuchteten Zebrastreifen von einem Auto erfasst. Er kam ums Leben.
Fast ein Jahr später öffnet die WAK kommende Woche erneut. Doch in puncto Verkehrssicherheit hat sich vor Ort kaum etwas verändert. Der Besuch am Findel zeigt: Provisorisch errichtete Leuchten von Dezember 2024 stehen immer noch da, außerdem weisen Verkehrsschilder auf den Zebrastreifen hin. Zusätzlich wurden die bereits erwähnten, reflektierenden Armbänder sowie Schlüsselanhänger an die Begünstigten der WAK verteilt, begleitet von allgemeinen Kampagnen zum Thema Verkehrssicherheit.
Diese Maßnahmen sind nett – lösen das Problem aber nicht. Wenn das Ministerium auf Nachfrage zu dem tödlichen Unfall auf Kampagnen wie „Gitt sichtbar – soyez visibles“ verweist, verschiebt es die Verantwortung auf die Betroffenen selbst: Sie sollen dafür sorgen, gesehen zu werden. Sie, die einige am liebsten unsichtbar sehen würden. Dabei ist es Aufgabe des Staates, die Umgebung sicherer zu gestalten: durch bessere Beleuchtung im gesamten Bereich, weitere Maßnahmen zur Geschwindigkeitsbegrenzung sowie ausreichend Gehwege. Insbesondere Orte, an denen sich auch Menschen mit Abhängigkeitsproblemen aufhalten, müssen sicher gestaltet sein.
Der Umgang mit der Verkehrssicherheit rund um die WAK zeigt wieder einmal, wie wenig Priorität die aktuelle Regierung den Schwächsten der Gesellschaft einräumt. Das ist inzwischen sogar auf internationaler Ebene aufgefallen: Im Sommer haben die Vereinten Nationen den Umgang von Luxemburg mit Obdachlosen scharf kritisiert. Gehandelt wird – wenn überhaupt –, wenn es zu spät ist. So wie bei der Winteraktion, wo erst nach dem tödlichen Unfall vom 10. Dezember 2024 für die Beleuchtung des Zebrastreifens, aber nicht für den Rest der Umgebung der WAK gesorgt wird.
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De Maart

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