6. November 2025 - 6.54 Uhr
Akt.: 6. November 2025 - 7.07 Uhr
„Besorgniserregend“Kommt das neue Wettrüsten? Luxemburger Forscher warnt vor Trumps Atomtest-Plänen
Nach seiner Ankündigung beschuldigte Trump am Wochenende in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS Russland und China, unterirdische Tests vorzunehmen. Auch Nordkorea und Pakistan hätten Tests durchgeführt. Welche Art von Tests die USA wieder aufnehmen würden, blieb bislang unklar. US-Energieminister Christopher Wright meinte ebenfalls am Wochenende, es könnte sich um „Systemtests“ handeln, wobei alle Teile einer Atomwaffe getestet würden, ohne jedoch eine atomare Sprengung durchzuführen.
International hatte die Ankündigung des US-Präsidenten Sorgen ausgelöst. Denn die USA halten seit 1992 ein selbst auferlegtes Moratorium auf Atomwaffentests ein. Zudem gibt es seit 1996 den „umfassenden Kernwaffenteststopp-Vertrag“ (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty, CTBT), der seitdem allerdings noch nicht in Kraft getreten ist. „Trotzdem wird sich daran gehalten“, sagt Max Schalz und erklärt, dass einige Länder den Vertrag ratifizieren müssten, damit er in Kraft tritt, unter anderem die USA und China. Das haben beide jedoch noch nicht getan. Russland hatte den Vertrag im Jahr 2000 ratifiziert, diese Ratifizierung jedoch im 2023 wieder zurückgezogen, um mit den USA gleichzuziehen.
„Wichtig ist allerdings: Das Abkommen wird grosso modo befolgt“, sagt der Experte. Die letzten Atomwaffentests wurden – abgesehen von Nordkorea – im Jahr 1998 von Indien und Pakistan durchgeführt. In diesem Jahrtausend hat nur noch Nordkorea Tests durchgeführt.
Große Atomtests werden weltweit registriert
Mit dem Kernwaffenteststopp-Vertrag wurde ebenfalls ein extensives Monitoringsystem mit weltweit mehr als 300 Messstationen geschaffen, die seismische, hydro-akustische Messungen im Wasser sowie die Zusammensetzung verschiedener radioaktiver Stoffe in der Atmosphäre messen. Damit konnten 2017 die nordkoreanischen Atomtests nachgewiesen werden. Mit Computeranalysen hätte zurückverfolgt werden können, von wo die Signale stammten. „Wenn also ein Staat heute eine signifikante nukleare Explosion auslösen würde, könnte sie von der ,Organisation über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen‘ (CTBTO) gemessen werden und es werde Alarm geschlagen“, sagt der Forscher.
Die CTBTO könnte eine Explosion von 100 Tonnen TNT-Äquivalent oder mehr messen. Das sei wenig auf einer nuklearen Skala. Zum Vergleich: Die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki waren 100- bis 200-mal stärker. „Wenn eine richtige Atomwaffe getestet werde, würde man es merken“, hält der luxemburgische Atomphysiker fest.
Schalz geht davon aus, dass es bei den Anschuldigungen Trumps nicht um große Atomwaffentests gehe. Vielmehr könnte es sich um Atomtests auf einem Miniaturlevel handeln, wobei in einem Stahltank von mehreren Metern Durchmesser nukleares Material im Gramm bis Milligramm-Bereich zur Explosion gebracht wird. Diese Fähigkeiten hätten höchstwahrscheinlich sowohl die USA als auch Russland und China.
Eine Frage, die für die USA relevant ist, ist die der Effekte der Alterung des Plutoniums in einer Atomwaffe. Dies lasse sich in „subkritischen Nukleartesten“ untersuchen, in denen winzige Mengen an Plutonium zur Explosion gebracht werden. Diese Art von Tests sei mit der amerikanischen Interpretation des Vertrags in Einklang zu bringen, laut der bei Atomtests keine nukleare Kettenreaktion entstehen darf, die sich kurzzeitig aufrechterhält, bevor es zur Explosion kommt. Es werden Versuche mit Plutonium gemacht, um weitere Eigenschaften des Materials kennenzulernen. Das sei jedoch nicht mit den Atomwaffentests aus dem Kalten Krieg zu vergleichen, sagt der Experte.
USA brauchen keine Tests für neue Atomwaffen
Klar ist jedoch: Große Atomtests wurden keine gemacht. Wenn kleine gemacht wurden, weiß man nichts davon. Allerdings würde die CIA behaupten, dass Russland kleine Tests durchgeführt habe. In Bezug auf China sei lediglich festgestellt worden, dass es zu erhöhten Aktivitäten auf den nuklearen Testgebieten gekommen sei, resümiert Schalz die Lage.
Aus welchem Grund Trump die Atomtests wieder aufnehmen will, bleibt für den Kernphysiker jedoch unklar. Tut er es, da vermutlich Russland und China wieder testen? Oder wollte der US-Präsident mit seiner Ankündigung Peking kurz vor seinem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping unter Druck setzen? Max Schalz sieht als dritte Möglichkeit, dass Trump im Prinzip nicht-nukleare Tests meinte, etwa an Raketen. Allerdings würden Raketen seit jeher getestet, von allen Parteien.
Die Norm, dass keine Atomwaffen getestet werden, ist eines der wenigen Dinge, die im Bereich der nuklearen Rüstungskontrolle noch übrig geblieben sind
Dennoch: Es sei „erschreckend und besorgniserregend“, dass ein US-Präsident diese Ankündigung gemacht hat. „Die Norm, dass keine Atomwaffen getestet werden, ist eines der wenigen Dinge, die im Bereich der nuklearen Rüstungskontrolle noch übrig geblieben sind“, gibt Schalz zu bedenken.
Ihm erscheint es unwahrscheinlich, dass im Rahmen der Entwicklung einer neuen Atomwaffe die USA Atomtests durchführen müssten, meint der Kernphysiker auf eine entsprechende Frage. Die USA könnten allein durch Computersimulationen Atomwaffen bauen und sicher sein, dass ihr Design funktioniert. Denn die Amerikaner haben mehr als 1.000 Atomtests durchgeführt und verfügten, neben extrem performanten Computern und den Simulationsprogrammen, damit über ausreichend Daten, die für den Bau neuer Atomwaffen nötig sind.

Gefahr eines neuerlichen Wettrüstens
China hingegen hat nur rund 50 Atomtests durchgeführt. Die empirische Datenlage ist dort viel kleiner. Der Wissensgewinn für China wäre daher bei neuerlichen Tests weitaus größer als für die USA, so Schalz. Russland wiederum hat rund 700 Atomtests durchgeführt. Von einem rein wissenschaftlichen Standpunkt kommt ein Atomtestverbot daher den USA entgegen. „Damit konnten sie den Status der experimentellen Forschung im Prinzip blockieren“, erklärt der Forscher.
Russland wiederum verfügt weiterhin über ein diverses Atomwaffenarsenal mit vielen unterschiedlichen Explosionsstärken. In den USA hingegen seien seit dem Ende des Kalten Krieges die ganz großen sowie die kleinen Atomwaffen aus dem Arsenal verschwunden, so der Kernphysiker. Seit längerem gebe es aber die Diskussion in den USA, dass sie mehr taktische Atomwaffen bräuchten und neue entwickeln müssten. Wenn etwa Russland „kleinere“ Atomwaffen, also mit weniger Sprengkraft, einsetzt, wollten die USA über geeignete Mittel verfügen, um darauf zu antworten, „sozusagen um Gleiches mit Gleichem zu vergelten“, stellt Schalz die Lage dar.
Ob aus Trumps Ankündigung eine Dynamik zu einer neuerlichen nuklearen Aufrüstung entstehen kann oder zumindest den Atomwaffen wieder mehr Bedeutung zukommt, hänge ganz stark davon ab, was die USA jetzt konkret tun – oder eben nicht tun. Sollten die Amerikaner einen großen Atomwaffentest durchführen, „besteht die große Gefahr eines neuerlichen Wettrüstens“. Russland würde sicher reziprok handeln und ebenfalls einen Atomwaffentest durchführen. Das würde nicht nur zu weiteren politischen Spannungen führen, sondern ebenfalls das Gebot, keine Atomwaffentests durchzuführen, schwächen, so der Kernphysiker.
Putin erwägt Wiederaufnahme von Atomwaffentests
Russland erwägt nach den Worten von Präsident Wladimir Putin die Wiederaufnahme von Atomwaffentests, falls die USA dies, wie von US-Präsident Donald Trump angekündigt, tun sollten. Bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates wies Putin am Mittwoch die zuständigen Sicherheitsbehörden an, „zusätzliche Informationen zu dem Thema zu sammeln“ und „Vorschläge zum möglichen Start von Vorbereitungsarbeiten für Atomwaffentests zu machen“. Die Aussagen von Putin wurden vom russischen Fernsehen übertragen. Er bezeichnete die Erklärungen Trumps als „ernste Angelegenheit“. Der letzte Atomwaffentest Moskaus geht auf das Jahr 1990 zurück, kurze Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. (AFP)
De Maart

Ameisen und Schildkröten haben ein grösseres Hirn als die Trumps und Cie.
Die werden überleben, wenn mal irgendeine Walnuss den roten Knopf drückt.
Der Barmherzige darf sich dann überlegen ob er noch einmal eine Spezies nach seinem Ebenbild schaffen soll, welche sich in seinem Namen selbst zerstört. Stelle mir vor wie er der Apokalypse zuschaut, herrlich, das ewige Licht!