28. Oktober 2025 - 8.11 Uhr
Akt.: 28. Oktober 2025 - 10.09 Uhr
Abwasser, Trinkwasser, HochwasserDrei Projekte zeigen Luxemburgs lebenswichtigen Umgang mit Wasser
60 Prozent Selbstversorger
Die Stadt Luxemburg kann sich zu einem bedeutenden Teil selbst mit Wasser versorgen: Im Schnitt kommen 60 Prozent aus eigenen Quellen, die restlichen 40 Prozent vom Stausee bei Esch/Sauer.
Die besichtigte Quelle, die heute ein zentraler Bestandteil der Trinkwasserversorgung der Hauptstadt ist, diente vor rund 100 Jahren noch als Waschbrunnen. Für die moderne Nutzung wurde eine Höhle in den Fels gegraben und 1.000 Kubikmeter Gestein abgetragen, so Annick Frising. Sie reicht acht Meter tief in den Untergrund. „Dort ziehen wir das Wasser direkt aus der Quelle“, erklärt sie. Die Anlage deckt 14 Prozent des Bedarfs der Stadt Luxemburg ab.
Im Gegensatz zu den meisten Quellen des Landes ist das Wasser dieser Quelle, auch wenn es sauber, klar und blau erscheint, nicht automatisch Trinkwasser, so Frising weiter. Nachdem das Regenwasser jahrelang durch Stein geflossen ist, der wie ein Filter wirkt, enthalte es zwar nur wenig Trübstoffe, müsse aber noch aufbereitet werden. „Pestizide etwa kann man nicht sehen.“ Erst nachdem es durch eine Aufbereitungsanlage gelaufen ist, wird es zu Trinkwasser.
Frising hebt dabei die Wichtigkeit des präventiven Schutzes hervor. Das Einzugsgebiet der Quelle ist urban geprägt, von Straßen, Häusern, Flughafen und Landwirtschaft. Entsprechend gebe es jeweils Schutzzonen mit spezifischen Maßnahmen. „Das ist billiger“ als aufwendige Aufbereitungsverfahren. Sie hebt auch den Einfluss des Einzelnen hervor: „Was nicht benutzt wird, muss auch nicht aufbereitet werden.“ Für Garten, Auto oder Toilette würde eigentlich Regenwasser ausreichen. Die Politik habe sich vorgenommen, daran zu arbeiten – ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Wasserversorgung.
Da die Trinkwasserversorgung zur kritischen Infrastruktur des Landes zählt, wird das Gebäude, unter dem sich die besichtigte Quelle befindet, von Kameras überwacht und es steht kein Namensschild davor.

Eine millionenschwere Investition
„Wir machen das gleiche wie die Natur, nur schneller“, erklärt André Detaille vom Gemeindesyndikat STEP, Betreiber der Kläranlage in Bettemburg/Peppingen. „90 Prozent der Verschmutzung nehmen wir raus, danach baut die Natur selber weiter ab. Wir machen kein Trinkwasser.“
Seit 1979 ist die Kläranlage in Betrieb. Während Jahrzehnten war sie die zweitgrößte des Landes. Bei Regen kann die Anlage bis zu 1.000 Liter pro Sekunde aufnehmen, im Sommer sind es nur 100 Liter pro Sekunde. Die Anlage versorgt mehrere luxemburgische und französische Gemeinden, etwa Düdelingen, aber auch Industriegebiete und die Aire de Berchem.

Nach einem zwei Kilometer langen Graben fließt das gereinigte Wasser in die Alzette. Diese ist durch die Demographie stark belastet: Im Sommer kann sie bis zu 70 Prozent aus Klärwasser bestehen – eine beachtliche Zahl, die die Wichtigkeit effizienter Kläranlagen unterstreicht.
Nun ist ein Neubau geplant. 2027 soll es eine Ausschreibung geben. Mit einer Investition von über 170 Millionen Euro soll sie dann noch größer und leistungsfähiger werden. Ursprünglich angelegt für 95.000 Einwohner, soll die neu dimensionierte Anlage 180.000 Einwohner abdecken können. Eine vierte Klärstufe wird hinzukommen. Das bei der Klärung entstehende Faulgas soll künftig umgewandelt und ins Netz eingespeist werden. Bis 2040 soll die Anlage zudem energieneutral sein.


13 Jahre gegen Überschwemmungen

Wasser ist Leben. Es kann aber auch viel Ärger und hohe Schäden verursachen. So etwa in der Ortschaft Syren, wo die Trudlerbaach in die Syr mündet. Auch wenn die Wasserläufe klein und unscheinbar aussehen, so haben sie bei starken Regenfällen in der Vergangenheit oft schwere Überschwemmungen verursacht, so Bürgermeister Vincent Reding. Problematisch war das viel zu kleine und zu enge Bett der beiden Bäche. Bei viel Regen stieg der Pegel an, das Wasser floss über die Straße und die Keller der Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite liefen voll. „Immer wieder.“
Mittels eines Renaturierungsprojekts ist die Gemeinde dann gegen das Problem vorgegangen. Das Bett der Trudlerbaach wurde auf rund 600 Metern breiter gemacht und rund um die Syr wurde viel Erde abgetragen, um dem Bach eine S-Kurve zu geben, und Platz für Überschwemmungen zu schaffen. Entstanden ist ein Feuchtgebiet mit Platz für Wasser, Pflanzen und Tiere. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro, von denen das Ministerium 90 Prozent finanziert hat.
Gedauert hat das Projekt bisher jedoch volle 13 Jahre, so Reding. Einer der schwierigsten Streitpunkte war es, das notwendige Land von den zwölf Besitzern zu kaufen. „Wirklich sehr lange Diskussionen.“
Zuvor hatten die betroffenen Menschen eigene Maßnahmen ergriffen, etwa private Überschwemmungsmauern vor ihren Gärten. Über eine eigene Whatsapp-Gruppe warnte man sich gegenseitig und ermöglichte bei Überschwemmungen so das Hochziehen der Schutzmaßnahmen.
Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten auch heute noch nicht. „Es geht aber schon besser“, so der Bürgermeister. Zumindest überschreite das Wasser nicht mehr die komplette Straße. Noch gebaut wird eine neue Brücke. Hier kommt es auch heute, bei viel Regen, noch zu Rückstaus, da der Kanal unter der Brücke so klein ist, dass er im Zweifelsfall schnell verstopft und nicht alles durchpasst.

De Maart

1000 000 Menschen wollen duschen und trinken. Das wird noch interessant.