Dienstag28. Oktober 2025

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Swift HesperingenSkandale, Negativschlagzeilen und eine Prügelei: Chronologie eines gescheiterten Projekts

Swift Hesperingen / Skandale, Negativschlagzeilen und eine Prügelei: Chronologie eines gescheiterten Projekts
Gerade als es wieder ruhig um den Swift Hesperingen wurde, explodierte die nächste Bombe Foto: Editpress/Gerry Schmit

Beim Swift Hesperingen hängt der Haussegen nicht erst seit der Prügelei zwischen Trainer und Sportdirektor am Samstagnachmittag schief. Die Chronologie eines gescheiterten Projekts.

September 2018: Der F91 bereitet sich gerade auf seine erste Europa-League-Kampagne vor, als der damalige Investor Flavio Becca in der Öffentlichkeit gezielt Druck aufbaut – und die Düdelinger Gemeinde vor ein Ultimatum stellt. Er fordert kurzfristige Garantien für Investitionen in die Infrastruktur des Vereins.

November 2018: Flavio Becca kündigt in der Presse an, den F91 innerhalb von zwei Jahren zu verlassen. Eine offizielle Funktion im Verein hat er nicht. Inzwischen ist der Name des Klubs, in den Becca in Zukunft investieren will, kein Geheimnis mehr. Beim Swift Hesperingen werden bereits erste Stühle im sportlichen Bereich gerückt, die auf die Ankunft des neuen Investors hinweisen. Der Verein aus der Vorstadt ist in der Ehrenpromotion unterwegs. Auf der Trainerbank sitzt der mittlerweile verstorbene Dan Theis. 

Mai 2019: Swift Hesperingen scheitert in der Relegation und verpasst den Aufstieg in die BGL Ligue.

März 2020: Swift Hesperingen ist Tabellenführer in der Ehrenpromotion. Aufgrund der Pandemie muss die Saison vorzeitig abgebrochen werden. Der Verein steigt in die BGL Ligue auf. Intern gibt es erstmals Probleme, Gehälter zu zahlen. Die Kritik an einem Mann wächst in der Öffentlichkeit: Flavio Becca ist zum Zeitpunkt des Hesperinger Aufstiegs noch nicht komplett beim F91 Düdelingen ausgestiegen und wird fortan also im Hintergrund bei zwei Vereinen der höchsten Liga die Fäden ziehen. Dan Theis wird im Sommer durch Jeff Strasser ersetzt.

August 2020: Der Swift-Kader nimmt frühere F91-Züge an. Nach und nach verschwinden optische Verbindungen zum Sponsor im F91-Stadion, das Becca-Projekt in Hesperingen nimmt konkrete Formen an. Im Oktober gibt es den nächsten Trainerwechsel: Pascal Carzaniga übernimmt das Amt von Strasser.

Mai 2021: Der Aufsteiger wird Tabellendritter der BGL Ligue. Präsident Fernand Laroche gibt den Titel als Mission für die nächste Saison bekannt. Hakim Menaï beendet seine Spielerkarriere beim Swift. Er wird Teammanager. Der Kader und das Trainerpersonal werden im Sommer noch einmal deutlich verstärkt. 

Juli 2022: Swift Hesperingen reicht Klage gegen den nationalen Verband FLF und die UEFA ein. Zudem wird der Europäische Gerichtshof um eine Vorabentscheidung gebeten: Konkret geht es um „die Rechtswidrigkeit verschiedener UEFA- und FLF-Regeln, die es Vereinen verbieten, länderübergreifende Wettbewerbe zu gründen und durchzuführen, zum Beispiel eine Benelux-Liga oder sogar einen paneuropäischen Wettbewerb“. Zudem stört sich der Swift am Prinzip der nationalen „Erstlizenz“ sowie Transferregeln des luxemburgischen Verbandes.

Mai 2023: Swift feiert seinen ersten Meistertitel. In der Champions League scheitert der Verein an Slovan Bratislava, in der zweiten Runde der Conference League ist Endstation gegen Struga aus Nordmazedonien.

November 2023: Trainer Carlos Fangueiro wird gefeuert. Innerhalb von drei Jahren hat der Verein mit Pascal Carzaniga, Vincent Hognon, Aniello Parisi, einer Rückkehr von Carzaniga und vier Monaten Amtszeit von Fangueiro bereits fünf Trainer aufgebraucht. Roland Vrabec soll es nun richten. An seiner Seite hat er einen neuen Sportdirektor: Ebrahim Bouazzatti. Der damals 41-Jährige war als Videoanalyst unter Emilio Ferrera zum F91 gestoßen. Beim Swift übernimmt er den Platz des geschassten Sofian Benzouien.

Februar 2024: Eklat in Mondorf. Wegen ausstehender Gehaltszahlungen tritt die Mannschaft erstmals in den Streik. Bei einem Testspiel gegen Mondorf entscheiden sich die Spieler eine Woche vor dem Start der Rückrunde, ein Zeichen zu setzen. Grund für den Streik sind ausstehende Gehaltszahlungen. Leidtragende sind die beiden Kapitäne Dominik Stolz und Clément Couturier, die als Rädelsführer ausgemacht und intern suspendiert werden.

April 2024: Clément Couturier erklärt im Interview, warum er wochenlang nicht für den Verein spielen darf. Er vermutet hinter der Entscheidung „politische Interessen“. Im Sommer verlässt er Hesperingen. Ihm schuldet der Verein zwischenzeitlich bis zu 12.000 Euro.

Mai 2024: Ein Novum in Luxemburg. Ein für die Conference League qualifizierter Verein muss sein europäisches Ticket abgeben. Der Swift Hesperingen hat auch in zweiter Instanz keine UEFA-Lizenz bekommen. Zu den nicht erfüllten Bedingungen zählen die verspäteten Lohnauszahlungen der Angestellten (Kriterium F.04.1 A) und verspätete Einzahlungen an die Krankenkassen und die Steuerbehörde (F.04.02 A). 

August 2024: Der Vertrag von Maurice Deville wird gekündigt, zu einem Zeitpunkt, an dem das nationale Transferfenster bereits geschlossen ist. Der Spieler geht gerichtlich gegen den Verein vor.

Dezember 2024: Unglaubliches Szenario auf dem „Holleschbierg“. Die Mannschaft weigert sich, die Kabinen zu verlassen und tritt nach dem Warmmachen nicht gegen Mondorf an. Bereits in den Tagen zuvor hatte das Gerücht die Runde gemacht, dass die Swift-Spieler das Ligaduell gegen Mondorf nutzen würden, um (ein weiteres Mal) auf ihre Situation und ausgebliebene Gehälter aufmerksam zu machen. Tageblatt-Informationen zufolge sind die Lohnbescheide für Oktober und November verschickt worden, das Geld aber nicht überwiesen worden. Einigen Spielern fehlt noch das Gehalt vom Juni 2024. Die ITM (Gewerbe- und Grubenaufsichtsamt) befasst sich mit den Zuständen auf dem „Holleschbierg“.

Dezember 2024: Die LFL-Vereine reagieren in einer gemeinsamen Pressemitteilung und kündigen an, im Winter keine Swift-Spieler zu verpflichten, deren Verträge im Zuge des Streiks aufgelöst werden.

Dezember 2024: Ex-Spieler Jaime Simões spricht in der portugiesischen Record über seine Zeit in Hesperingen. Er erklärt, warum er die portugiesische Spielergewerkschaft mit seinem Fall beauftragt und Beschwerde bei der FIFA eingereicht hat. Erstmals ist auch die Rede von Drohungen eines Becca-Leibwächters in der Kabine.

Dezember 2024: Sechs Tage nach dem zweiten Streik ist Swift in Niederkorn zu Gast. Hinter der Tribüne machen zwei Spielerbögen die Runde: Aus Angst, dass der Kader der ersten Mannschaft ein weiteres Mal streiken könnte, sind die Swift-Junioren ins Stadion einberufen worden. Das Spiel verläuft normal und endet 1:1.

Januar 2025: Bei der ITM sind sechs Beschwerden von Swift-Spielern eingegangen, die als Arbeitnehmer des Swift gelten und ihre Gehälter nicht erhalten haben. Das Gewerbe- und Grubenaufsichtsamt verhängt eine Geldstrafe von 4.000 Euro. Zudem wird dem Verein eine Transfersperre von der FIFA auferlegt. Fünf Spieler hatten geklagt.

Februar 2025: Noch vor dem Start der Rückrunde tritt Emmanuel da Costa zurück – zum dritten Mal. Zweimal war seine Demission in der Hinrunde abgelehnt worden. Interims-Trainer wird Hakim Menaï, der bis Saisonende auf der Bank sitzt.

März 2025: Swift Hesperingen reicht keinen Dokumentenkatalog zum Erhalt der UEFA-Lizenz ein. Flavio Becca wird immer seltener auf dem „Holleschbierg“ gesichtet.

Mai 2025: Der Swift Hesperingen erhält offiziell zum zweiten Mal in Folge keine UEFA-Lizenz.

Juli 2025: Es sind wieder kurzfristig Liquiditäten aufgetaucht. Das halbe Dutzend Spieler, das vor der FIFA geklagt haben, erhält seine ausgebliebenen Gehälter (allerdings nur für den Zeitraum, der eingeklagt wurde). Die Transfersperre wird aufgehoben. Tageblatt-Informationen zufolge hatte der Verein damals Gehälter vom Jahr 2024 nicht komplett ausbezahlt, von der abgelaufenen Saison fehlen bis zu fünf monatliche Überweisungen. 

Juli 2025: Der Swift tritt in mehreren Testspielen mit unzähligen Testspielern an. 17 Neuzugänge werden insgesamt verpflichtet. Kommunikation seitens des Vereins bezüglich Ab- und Zugängen gibt es keine. Hakim Menaï steht weiterhin an der Seitenlinie und wird offiziell zum Trainer ernannt. Sportlich verläuft der Saisonstart trotz des massiven Umbruchs überraschend gut. 

September 2025: Swift-Präsident Fernand Laroche, der sich seit Monaten in Schweigen hüllt, kündigt das Ende der Zusammenarbeit mit Investor Flavio Becca an. „Er hat uns mitgeteilt, dass er sich komplett zurückzieht, und dass wir ab jetzt mit den eigenen Mitteln zurechtkommen müssen“, sagt er im Interview.

September 2025: Der Verein wird ein weiteres Mal von der FIFA auf die Liste der Vereine gesetzt, die keine Transfers tätigen dürfen. Erneut sind Klagen wegen ausgebliebener Löhne der Grund. Nach aktuellem Stand darf der Verein in den Transferperioden im Winter 2026, Sommer 2026 sowie Winter 2027 keine neuen Spieler verpflichten.

Oktober 2025: Eine Prügelei erschüttert die Liga. Wie Le Quotidien berichtet, sollen Sportdirektor Ebrahim Bouazzatti und Trainer Hakim Menaï am Samstag aufeinander losgegangen sein. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Grund dafür ist ein Dritter im Bunde: Yanis Bouazzatti – der Sohn des Sportdirektors. Letzterer ist angeblich unzufrieden mit den Einsatzzeiten des jungen Spielers. Am Sonntag wird klar, auf welcher Seite der Verein (vorerst) steht: Auf der Trainerbank sitzt Bouazzatti, auf dem Platz steht sein Sohn. Menaï beobachtet das Ganze von den Tribünen aus. 

Funkstille

Am Montag waren weder Präsident Fernand Laroche noch Trainer Hakim Menaï telefonisch zu erreichen.