27. Oktober 2025 - 17.46 Uhr
Akt.: 27. Oktober 2025 - 18.19 Uhr
Millionen für die KriegskasseLuxemburg erfasst Gasimporte aus Russland nicht in den Statistiken. Die Opposition wundert sich.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine tobt seit mehr als drei Jahren. Die EU hat mittlerweile ihr 19. Sanktionspaket gegen Russland verhängt. Die sollen die russische Wirtschaft schwächen und so die Kosten des Krieges erhöhen. Auch Gas und Öl sind betroffen. Eigentlich. Denn die Europäer importieren weiterhin unter anderem Flüssiggas aus Russland. Tageblatt-Recherchen zeigen, dass 2024 in Luxemburg der Gasanteil aus Russland 14 Prozent betrug. Umgerechnet hat das Großherzogtum damit vergangenes Jahr 33 Millionen Euro für russisches Gas überwiesen. Und das, obwohl in den Statistiken zum Gasverbrauch überhaupt kein russisches Gas auftaucht.
„Es gibt leider nicht viele Alternativen“, sagt der LSAP-Abgeordnete Georges Engel. Er ist bei den Sozialisten in der entsprechenden Chamber-Kommission für das Thema Energie zuständig. Für ihn sei es definitiv der richtige Weg gewesen, die Importe aus Russland zu reduzieren. 2021 – also ein Jahr vor Kriegsbeginn – machte russisches Gas laut Statec einen Anteil von 18 Prozent aus, 2020 waren es 23,9 Prozent. Wie die Statistiker jetzt auf null Prozent kommen würden, sei ihm jedoch schleierhaft. „Statec muss Zahlen liefern, die korrekt sind“, fordert Engel.
Auch die Grünen-Abgeordnete Joëlle Welfring sitzt in der Kommission. Sie wundert sich am meisten darüber, dass das Luxemburger Regulierungsinstitut ILR über keine Daten zu russischen Gasimporten verfügt. „Eigentlich sind sie es, die die Rolle haben, den Markt zu kontrollieren“, sagt Welfring. Es sei seltsam, dass die einzigen Daten besagen, dass es keine Importe gibt – obwohl das nicht stimme.
Etikettenschwindel mit Gas
Luxemburgs Statistikbehörde Statec gibt an, dass die Importe von russischem Pipeline-Gas zwischen 2021 und 2023 von rund 20 auf null Prozent gefallen sind. Gleichzeitig kamen aber 27,3 Prozent des Luxemburger Gas-Mix als LNG aus Belgien, 14,5 Prozent aus Frankreich und 36,5 Prozent aus den Niederlanden. Alles Länder, die russisches LNG-Gas importieren und über das bestehende Pipelinesystem teilweise an andere EU-Länder weiterverteilen. Dabei verliert es sein „russisches“ Etikett und wird zu belgischem, französischem oder niederländischem Gas.
Das Grundproblem: Luxemburg (und Europa) haben sich vor Jahren zu sehr von billigem russischen Gas abhängig gemacht. Es sei schwer, sich von heute auf morgen aus dieser Abhängigkeit zu lösen, sagt Engel. Die EU hat sich jüngst für einen vollständigen Stopp russischer Gasimporte bis spätestens 2028 beschlossen. „Das ist die richtige Richtung“, sagt der Politiker. Aber noch sei man dort nicht angekommen. Auch Welfring sieht das so: Es sei wichtig, dass die Importe weiter zurückgehen.
Aus dem Dilemma, auf der einen Seite die Ukraine zu unterstützen und auf der anderen Millionen für Gas nach Russland zu überweisen, komme Luxemburg allerdings „nicht von heute auf morgen heraus“, sagt Engel. Natürlich sei das nicht unbedingt nachvollziehbar. „Ich weiß aber nicht, wie die Leute reagiert hätten, wenn es kein Gas mehr gegeben hätte.“
Die verfügbaren Alternativen sieht Engel kritisch. Auch Gas aus Amerika oder Katar werfe ethische Fragen auf – von den ökologischen Problemen ganz zu schweigen. „Um unserem Standard gerecht zu werden, müssen wir die erneuerbaren Energien ausbauen“, sagt der Abgeordnete. Engel sieht es schlussendlich sehr pragmatisch: „Hier müssten unsere Anstrengungen genauso groß sein wie die Geldsummen, die wir überweisen.“
De Maart

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