Tagebkatt: Luka Mladenovic, im Gegensatz zur vergangenen Saison hatten Sie bislang kaum Einsätze bei Ihrem Verein TTC Zugbrücke Grenzau. Wie kommt es?
Luka Mladenovic: Nachdem ich in den Jahren zuvor praktisch jedes Bundeliga-Spiel absolviert habe, war dies eine bewusste Entscheidung, die ich zusammen mit dem Grenzauer Trainerteam getroffen habe. Wir haben bemerkt, dass ich bei den Einsätzen zwar viel Erfahrung sammeln konnte, es mir jedoch etwas an Trainingsvolumen gefehlt hat. Deswegen richtet sich mein Fokus jetzt hauptsächlich auf die internationalen Turniere. Mein Kontrakt mit Grenzau ist jetzt so ausgerichtet, dass ich weniger Einsätze habe. Wenn ich im Aufgebot stehe, habe ich die Garantie, dass ich auch zum Einsatz komme. Seit dieser Saison sind wir zu fünft im Team. Dadurch wäre ich sowieso auf weniger Einsätze gekommen. Dies bringt mit sich, dass ich über wesentlich mehr Trainingszeit verfüge, um mich weiterzuentwickeln. Bis zum Beginn der Olympia-Qualifikation verbleiben jetzt noch knapp 18 Monate.
Ihr großes Ziel ist die erneute Qualifikation für die Olympischen Spiele?
Genau. Bis dahin will ich mich maximal weiterentwickeln, sowohl vom Ranking als auch vom Spielerischen her. Die Qualifikation will ich so schnell wie möglich in der Tasche haben.
Bei den letzten internationalen Turnieren war ein weiterer Leistungssprung unverkennbar. In welchen Bereichen haben Sie besondere Fortschritte gemacht?
Die rezente Entwicklung war rasant. Mit den neuen FLTT-Nationaltrainern Vincent Aumoitte und Ryan Jenkins, die ich vor einem Jahr kennengelernt habe, stehen zwei absolute Top-Trainer an meiner Seite. Auch von anderen Trainern, wie beispielsweise Cheng Xia, lerne ich, was die Technik anbelangt, weiter dazu. Das Training, mit vielen guten Sparringspartnern, ist auf mich abgestimmt. Dadurch verbessere ich mich physisch, technisch, mental und taktisch. Die Coque ist quasi mein neues „Zuhause“.
Woran gilt es jetzt in erster Linie zu arbeiten?
Ich bin transparent mit mir selber und weiß genau, wo meine Schwächen und Stärken liegen. Im Training kommunizieren wir viel. Ich bin mental stabiler geworden. Es geht jetzt darum, mehr Stabilität in mein Spiel reinzubringen, um immer weiter nach vorne zu kommen und regelmäßig auch Top-Spieler schlagen zu können. Dies spüre ich mittlerweile auch schon. Die Basis muss stimmen, damit ich Gegner, die in der Weltrangliste hinter mir stehen, im Griff habe. Das ist nicht einfach, da das Leistungsniveau der 150 besten Spieler extrem hoch ist. Mein Spiel ist sehr komplex. In den nächsten Monaten geht es darum, meinen Anti-Topspin-Belag noch besser einzusetzen und mein Angriffsspiel auf beiden Seiten zu optimieren.
Welche Turniere stehen als nächstes auf dem Programm?
Ich bin extrem fokussiert, auch weil mein Plan genau feststeht. In diesem Jahr stehen noch zwei internationale Turniere und drei Begegnungen mit meinem Verein auf dem Programm. Ansonsten verfüge ich über viel Zeit, besonders im Dezember, wo ich mein Trainingsvolumen noch steigern werde.
Haben Sie sich ein Ziel gesteckt, was die Weltrangliste anbelangt?
Nein. Ich will mir kein Limit nach oben setzen. Nach meiner Karriere will ich sagen können, dass ich für den Sport gelebt habe und alles unternommen habe, mit dem Ergebnis, das halt dabei herausgekommen ist. Man weiß nie, wie die Entwicklung weitergeht, ob der Körper mitmacht, ob irgendwann alle Domino-Steine zusammenpassen. Es gibt viele Parameter, die eine Rolle spielen. Ich bin jetzt in den Top 100 und will einfach so weit wie möglich nach oben kommen.
Was sind die Ambitionen im Doppel?
Für mich wäre es ein Traum, noch einmal mit Ni Xia Lian, wenn sie wieder fit ist (steigt nach einem gebrochenen Handgelenk bald wieder ins Aufbautraining ein; Anm. d. Red.) anzugreifen. Mit meinem höheren Leistungsniveau bin ich mir sicher, dass wir jedes Doppel in der Welt schlagen können. Zusammen mit Maël (Van Dessel) trainieren wir schon fleißig und ich freue mich schon darauf, die ersten Turniere im Herren-Doppel zu bestreiten. Dort sehe ich ebenfalls ein enormes Potenzial. Bei unserem bislang einzigen gemeinsamen Auftritt haben wir sehr gut harmoniert, obwohl wir beide Rechtshänder sind. Zunächst müssen wir uns in der Rangliste nach vorne arbeiten.
Für die Nationalmannschaft braucht sich die FLTT in Zukunft keine Sorgen zu machen?
Nachdem Maël Van Dessel seine Grundausbildung zum Sportsoldaten absolviert hat, werden jetzt mit Loris Stephany, Tom Scholtes und Gene Wantz drei weitere Talente zum Sportsoldaten ausgebildet. Ab April haben wir dann fünf Profis. Die Nationalmannschaft ist seit jeher mein allergrößtes Ziel. Es ist mein Wunsch, das Team Lëtzebuerg der Herren international nach vorne zu bringen, sowohl in Europa als auch darüber hinaus. Mir geht es nicht nur darum, sich für die internationalen Wettbewerbe zu qualifizieren, sondern auch, wie die Damen dies schon seit Jahren tun, mit den ganz großen Nationen mitzuhalten. Darauf brennen wir. Ich werde alles dafür tun, um den jungen Spielern mit meinen Erfahrungen weiterzuhelfen, ihnen Tipps zu geben, um sie in ihrer Entwicklung weiterzubringen.
Wie sieht es um eine eventuelle Rückkehr von Landesmeister Eric Glod aus?
Soweit ich weiß, ist er jetzt Trainer in Österreich. Ich denke, dass das Top-Niveau deshalb für ihn nicht mehr infrage kommt. Er ist ein sehr guter Spieler, wie er jedes Jahr in der Meisterschaft unter Beweis stellt. Stand jetzt, bin ich mit 26 Jahren der Dienstälteste der Nationalmannschaft.
De Maart
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