Montag1. Dezember 2025

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Ausverkauf oder Flaute?So erlebten Geschäfts- und Restaurantbesitzer den Thronwechsel

Ausverkauf oder Flaute? / So erlebten Geschäfts- und Restaurantbesitzer den Thronwechsel
Im Bistro „Beim Renert“ war auch am Nachmittag noch viel los – um die Mittagszeit war die Terrasse komplett voll Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

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Die Menschenmassen beim Amtsantritt des neuen Großherzogs sorgten für ein buntes Bild in der Hauptstadt. Doch während in manchen Lokalen das Essen ausverkauft war, hatten andere kaum mehr Umsatz als sonst – und ein Laden sogar wesentlich weniger.

Schulter an Schulter, im Schneckentempo: So müssen sich die meisten Menschen am Freitag durch das Labyrinth an abgesperrten Gassen und vollen Plätzen drücken. Tausende Menschen warten während Stunden, um einen Blick auf den neuen Grand-Duc zu erhaschen – so viel Laufkundschaft gibt es in Luxemburg-Stadt nur selten. Perfekte Voraussetzungen also für die Geschäftsleute und Restaurantbesitzer? Nicht ganz. Während sich manche von ihnen über deutlich mehr Kunden freuen, merken andere kaum einen Unterschied – und vereinzelte leiden sogar unter den Festlichkeiten.

Giordano Bruno, Besitzer des Bistros „Beim Renert“
Giordano Bruno, Besitzer des Bistros „Beim Renert“  Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

Giordano Bruno, Besitzer des Bistros „Beim Renert“ auf dem Knuedler, macht sich morgens um 10.00 Uhr jedenfalls keine Sorgen über einen großen Ansturm. „Wir haben ein bisschen mehr Essen zur Verfügung – aber eigentlich haben wir nicht viel anders gemacht. Wir sind ein kleines Bistro und wollen dieses Image auch beibehalten“, sagt er. Schon in der vergangenen Woche kamen mehr Touristen aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien in die Stadt und sein Lokal. „In den vergangenen zwei Tagen war die Terrasse von morgens bis abends gerammelt voll“, sagt Bruno. Wie sich die Festlichkeiten auf dem Glacis am Samstag auf seinen Umsatz auswirken werden, kann er noch nicht einschätzen.

Caroline Thill, Gérante des Restaurants Beet
Caroline Thill, Gérante des Restaurants Beet Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

Caroline Thill, Gérante des Restaurants Beet, rechnet morgens ebenfalls nicht mit großem Andrang. „Es wird wahrscheinlich eine ähnliche Situation wie beim Papstbesuch, als jeder mit extrem vielen Menschen gerechnet hat, aber schlussendlich nicht die Masse aufgetaucht ist“, sagt Thill. Sie habe für das Seed in der Dräikinneksgaass und das Beet auf dem Knuedler trotzdem ein bisschen mehr Personal eingeplant. „Es wird sicher etwas mehr los sein, aber ich kenne persönlich auch nicht viele Personen, die sich freigenommen haben“, sagt Thill.

McDo nach Grand-Duc

Die Einschätzungen der beiden scheinen sich um die Mittagszeit wenigstens teilweise zu bestätigen. Unter der Menschenmasse befinden sich sehr viele Schüler, die von dem regulären Kurs freigestellt wurden und zum größten Teil eher passiv am Geschehen teilnehmen. Zum Essen zieht es sie nicht zu einem der etlichen Restaurants, sondern zu McDonald’s, Burger King und Co. auf der place d’Armes. Die Warteschlangen in den Fast-Food-Läden gehen zeitweise bis vor die Tür, während viele Tische auf den Terrassen daneben leer sind.

Minas Athanasiou, Partner beim Süßwarenladen „Glyko“
Minas Athanasiou, Partner beim Süßwarenladen „Glyko“ Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

Während verschiedene zentral gelegenen Lokale von den Festlichkeiten zu profitieren scheinen, schadet der Trubel anderen Geschäftsleuten. Minas Athanasiou wird heute Verlust machen. Der Grund: Die Veranstalter haben die rue Genistre vor seinem Süßwarenladen „Glyko“ als Fluchtweg geschlossen. Zwar steht ein Schild mit dem Schriftaufzug „Open“ vor seinem Lokal, aber potenzielle Kunden müssen sich zuerst an ein paar Polizisten vorbeidrücken. Laufkundschaft: Fehlanzeige. Um 13.30 Uhr hat er erst etwa zehn Kaffees und ein Stück Kuchen verkauft. Er rechnet damit, dass er heute nur ein Zehntel von den nötigen Einnahmen erwirtschaftet.

„Wir haben erst drei Monate geöffnet – jeder Tag ist wichtig“, sagt Athanasiou. „Das könnte am Monatsende ein Problem werden.“ Der Geschäftsführer hat erst am Freitagmorgen realisiert, dass sein Lokal knapp nicht auf dem geöffneten Teil der Gasse liegt. Dabei hat er sich sogar auf mehr Kundschaft vorbereitet. „Ich habe eine Person mehr heute mitgebracht – mit mir sind wir zu fünft“, sagt Athanasiou und zeigt auf das leere Lokal. In der vergangenen Stunde hatte er nur eine Kundin.

Darf man da rein? Die Absperrungen und Polizisten erschweren den Zugang zum „Glyko“.
Darf man da rein? Die Absperrungen und Polizisten erschweren den Zugang zum „Glyko“. Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

Insgesamt mehr los

Nico ist Verkäufer beim „Luxembourg House“
Nico ist Verkäufer beim „Luxembourg House“ Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

Wesentlich mehr Erfolg konnte das Luxembourg House verbuchen. Das Geschäft verkauft Produkte aus Luxemburg – darunter auch Tassen, Gläser und andere Gegenstände, die für den Thronwechsel hergestellt wurden. Das waren dann auch in den vergangenen Tagen die Bestseller. „Es sind 70 bis 80 Prozent mehr Menschen in den Laden gekommen als sonst“, sagt Verkäufer Nico am Nachmittag. „Gestern waren es mehr Touristen, aber heute waren es tatsächlich mehr Luxemburger.“

Gegen 15.00 Uhr löst sich die Menschenmasse langsam. Verschiedene Gitter versperren den Weg nicht mehr und von A nach B zu kommen, geht etwas schneller – nur auf der place d’Armes ist noch mehr los. Im Seed sitzen noch immer ein paar Kunden. „Es war etwas mehr los, wegen der Touristen – es war ein bisschen wie ein Samstag, aber es war kein Super-GAU“, sagt Caroline Thill. Im Bistro „Beim Renert“ war hingegen wesentlich mehr los als sonst. „Es war etwas zäher heute Morgen und dann kam alles gleichzeitig“, sagt Giordano Bruno. Dass sein Team mehr Essen vorbereitet hat, war jedenfalls die richtige Idee. „Wir haben alles verkauft.“

Maryse kümmert sich mit dem restlichen Team des „Groupe ravitaillement“ um die Versorgung der Polizisten und Notdienste
Maryse kümmert sich mit dem restlichen Team des „Groupe ravitaillement“ um die Versorgung der Polizisten und Notdienste Foto: Editpress/Cédric Feyereisen

Gulaschsuppe für die Notdienste

Wer viel arbeitet, muss auch gut essen. Während vor dem Palais die Militärmusik spielt, bereiten Maryse und ihr Team Essen für 200 Polizisten und CGDIS-Mitarbeiter vor. Sie ist Chef de service beim „Centre de soutien logistique“ (CSL) und auf großen Veranstaltungen mit dem „Groupe ravitaillement“ für die nötige Versorgung zuständig. Heute auf dem Menü: Gulasch- und Gemüsesuppe. Kaffee, andere Getränke und Schokolade gibt es auch. „Bei diesen Wetterkonditionen ist das das Beste und das geht auch einfach“, erklärt Maryse. Die Vorbereitungen haben schon gestern begonnen, damit um Punkt 11.00 Uhr die erste Gruppe der Polizei zu Mittag essen kann.

Gegen zwei Uhr wird dann alles abgebaut und der Spüldienst beginnt. „Morgen geht es auf dem Glacis weiter“, sagt Maryse. Dann wird der Polizei und dem Notdienst „Ierzebulli“ aufgetischt.

Nach einer kurzen Stärkung beim Foodtruck des CGDIS fällt die Arbeit leichter
Nach einer kurzen Stärkung beim Foodtruck des CGDIS fällt die Arbeit leichter Foto: Editpress/Cédric Feyereisen