Montag22. Dezember 2025

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ING-Neuausrichtung ABBL: Keine Anzeichen, dass sich andere Banken zurückziehen möchten

ING-Neuausrichtung  / ABBL: Keine Anzeichen, dass sich andere Banken zurückziehen möchten
Das Geschäftsviertel des luxemburgischen Banken- und Finanzplatzes auf dem Kirchberg Symbolfoto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Bank ING Luxembourg hat sich aus dem Geschäft mit Privatkunden und kleinen Gewerben zurückgezogen – aus Profitgründen. Das Tageblatt hat mit der Luxemburger Bankenvereinigung ABBL über Auswirkungen auf die Bankenlandschaft gesprochen.

Kleinvieh macht doch keinen Mist: Für viele Banken wird die Betreuung von Privatkunden und KMU (kleine bis mittlere Unternehmen) immer unattraktiver. Der Fall ING Luxembourg zeigt: Das Geschäft mit den kleineren Kunden scheint nicht mehr profitabel genug. Neben den Privatpersonen ließ die Bank 4.500 kleine Unternehmen fallen. Auch die vereinbarte Übernahme dieser ING-Unternehmenskunden durch die Post deckt nicht alle Bedürfnisse ab. 

Die Situation wirft Fragen rund um Geldgeschäfte in Luxemburg auf: Werden andere Finanzinstitute dem Beispiel der ING folgen? Haben Privatkunden am Ende gar keine Möglichkeit mehr, bei einer richtigen Bank ein Konto zu eröffnen? Sollte sich die Regierung einmischen? Das Tageblatt hat nachgefragt.

„Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keine Anzeichen dafür, dass sich andere Akteure aus diesen Märkten zurückziehen möchten“, sagt Jerry Grbic, CEO des Luxemburger Bankenverbandes „Association des banques et banquiers Luxembourg“ (ABBL). Das „ausgeprägte Interesse“ anderer Banken daran, die ING-Kunden zu übernehmen, zeige, dass das Privatkundengeschäft und die Betreuung von KMU weiterhin relevant seien. Zudem sei der Markt nach wie vor „äußerst gut bedient“.

ABBL: Anzahl der Kontoeröffnungen 2023/24 stabil

Die ABBL beschreibt den Kurswechsel des Finanzinstituts als „Zeichen für den intensiven Wettbewerb in den Märkten für Privatkunden und Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen in Luxemburg“. Grbic verweist darauf, dass von ABBL-Mitgliedern gemeldete Zahlen für 2023/24 eine stabile Anzahl an Kontoeröffnungen zeigen.

Bei der Frage nach der Notwendigkeit einer Regulierung durch die Regierung, um den Menschen und Unternehmen eine Grundversorgung mit Bankdienstleistungen zu garantieren, unterscheidet Grbic zwischen Privatpersonen und juristischen Personen. Für alle Privatpersonen – unabhängig von ihrer finanziellen oder sozialen Situation – bestehe bereits der gesetzliche Anspruch, bei einigen Instituten ein sogenanntes Basiszahlungskonto zu eröffnen. Grundlegende Bankdienstleistungen seien dadurch garantiert.

Eine Bank zur Kontoeröffnung zu zwingen ist, wie einen Arzt zu verpflichten, ein Rezept auszustellen, ohne vorher eine Untersuchung vorzunehmen

Jerry Grbic, CEO der ABBL

Anders sieht es bei juristischen Personen aus, also beispielsweise Organisationen, Unternehmen, Zusammenschlüssen: „In Luxemburg – wie auch in einigen anderen europäischen Ländern – besteht für Banken keine gesetzliche Pflicht, juristischen Personen ein Bankkonto zu eröffnen“, sagt Grbic. Dieses Recht sei im Jahr 2017 abgeschafft worden. Die Einführung eines automatischen Rechts auf ein Bankkonto bei juristischen Personen sei mit „erheblichen Risiken“ verbunden. Zum Beispiel müssten auch Kunden mit hohem Risiko oder unzureichender Dokumentation akzeptiert werden. Das würde „das gesamte System zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung“ schwächen und den Finanzplatz „unnötig gefährden“. Ein solches Recht wäre auch ein „Eingriff in die Vertragsfreiheit und würde die Verantwortung einseitig den Banken übertragen“.

Die in den Augen der ABBL eigentliche Schwierigkeit für die Unternehmenskunden sind die „komplexen und zeitintensiven Verfahren bei der Kontoeröffnung“, sagt Grbic. Diese Komplexität werde durch einen Rechtsanspruch nicht reduziert. Darüber hinaus erschwere die internationale Kundschaft der Luxemburger Privatkundenbanken eine Automatisierung. Für Grbic ist klar: „Eine Bank zur Kontoeröffnung zu zwingen ist, wie einen Arzt zu verpflichten, ein Rezept auszustellen, ohne vorher eine Untersuchung vorzunehmen.“

Aleba: Beispiel ING macht keine Schule

Die auch in Luxemburg vermehrt auftauchenden Neobanken, die ihre Dienste rein digital anbieten, sind nach Ansicht der ABBL eher Ergänzung als Konkurrenz für traditionelle Institute. Zwar sei es „unbestreitbar“, dass eine Reihe von Kunden Neobanken als Alternative für „eine Reihe von gängigen Transaktionen“ betrachten. Bei komplexeren Bedürfnissen werde sich jedoch weiterhin an klassische Banken gewendet. Darüber hinaus seien traditionelle Finanzinstitute durch das Auftreten von Neobanken dazu gezwungen, ihr Angebot schneller den Erwartungen der Kunden anzupassen. Die digitalen Gegenstücke hätten ihr Angebot von Grund auf an moderne Kundenbedürfnisse angepasst, während klassische Banken ihre Systeme erst „fit für die Zukunft“ machen müssen.

Dass das Beispiel ING in Luxemburg keine Schule macht, glaubt auch der Aleba-Vizepräsident Jean-Jacques Rieff. Er sagt im Gespräch mit dem Tageblatt, dass die Gewerkschaft von der von ING eingeschlagenen Richtung „generell ziemlich überrascht“ ist. Dass im Geschäft des „Private Banking“ (reiche Kunden, die mindestens ein paar 100.000 Euro zum Investieren haben) noch „viel zu holen ist“, zweifelt er an. Die Aleba glaube, dass sich das Institut langfristig vom Luxemburger Markt zurückziehen will. „Natürlich können sie nicht sofort die Bank schließen, aber wir spüren den Trend“, sagt Rieff.

Anmerkung: Das Tageblatt hat zu diesem Thema auch eine Anfrage an die „Union luxembourgeoise des consommateurs“ (ULC) geschickt. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels blieb diese unbeantwortet.

Die ING trennt sich von vielen Privatkunden – aus Rentabilitätsgründen. Fühlen Sie sich bei Ihrer Bank gut aufgehoben?


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Alain
28. September 2025 - 21.51

Och mat Biller kann een falsch Messagen verbreeden. Op ärer Foto "Geschäftsviertel des Banken- und Finanzplatzes Kirchberg" gesinn ech keng eenzeg Bank, keng eenzeg Assurance, kee vun de Big Four oder soss eng Entreprise. An all deene Tierm sinn nëmmen europäesch Institutiounen oder national Ministèren a Verwaltungen ënnebruecht, mat Ausnahm vum résidentiellen Infinity Tower. Firwat ginn d'Héichhaiser um KB ëmmer als Symbolbild fir d'Finanzplaz mëssbraucht? Wat soll den ënnerschwellege Message dovun sinn, wat soll dat Bild bei de LieserInnen ausléisen?

Reinertz Barriera Manfred
28. September 2025 - 18.41

Die ABBL kann Orakelen wie sie will, unser Fianzplatz ist am Abgleiten im internationalen Vergleich...traurig nur, dass es das Segment Privatkunden und mittelständische Unternehmen im Ländschen trifft.