Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

BildungLSAP warnt vor Fragmentierung des Schulsystems

Bildung / LSAP warnt vor Fragmentierung des Schulsystems
Die LSAP zur Rentrée: Sacha Pulli, Ben Polidori und Francine Closener Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Im Großen und Ganzen haben die sozialistischen Bildungspolitiker nichts Fundamentales an den Plänen von Claude Meisch (DP) fürs kommende Schuljahr auszusetzen. Auch die LSAP sprach sich auf ihrer Pressekonferenz zur Rentrée für viele Reformen des Ministers aus. Im Detail gab es jedoch etliche Kritikpunkte.

Viele Reformen gingen in die richtige Richtung, auch sei ihre Partei für die Alphabetisierung auf Französisch und das entsprechende Projekt „Alpha – zesumme wuessen“, aber nicht mit der „Brechstange“. Nichts dürfe überstürzt werden. Die LSAP-Präsidentin Francine Closener wies darauf hin, „dass es vielen Lehrkräften zu schnell geht“. Ihre Partei setzt auf andere Akzente. Dass die LSAP traditionell für ein starkes öffentliches Schulsystem eintritt, ist nicht neu, auch nicht, dass für sie Chancengleichheit im Vordergrund steht.

Das Wohlergehen der Kinder ist eine Notwendigkeit: Nur wenn sie sich sicher und geborgen fühlen, können sie sich optimal entwickeln und ihr Potenzial voll ausschöpfen

Francine Closener,, LSAP-Präsidentin

Dieses Mal ist der Fokus vor allem aber auf das Wohlbefinden in der Schule gerichtet. Und damit ist es momentan in den luxemburgischen Bildungseinrichtungen nicht zum Besten bestellt. Schüler leiden zunehmend unter Schulstress und psychischen Belastungen, aber auch viele Lehrkräfte stehen kurz vor dem Burnout. Nach der HBSC-Studie der Universität Luxemburg sind immer weniger Jugendliche mit ihrem Leben zufrieden. Dies hat zwar nicht unbedingt primär etwas mit der Schule zu tun, aber diese nimmt zumindest einen großen Teil des Lebens von Jugendlichen ein.

„Uns geht es um das Wohlbefinden der Kinder“, betont Closener, die zudem Vizepräsidentin der parlamentarischen Bildungskommission ist. „Wir wollen eine Schule, in der sich jeder wohlfühlt“, sagt sie. Das klingt nach Utopie. Welcher Schüler hat nicht mal schon die Nase voll von der Penne gehabt? Würde es die wahre Wohlfühlschule geben, wäre es auch nicht zu Songs wie „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd oder „Hurra, hurra, die Schule brennt“ von Extrabreit gekommen. „Jedes Kind muss seinen Platz finden“, sagt Closener und richtet dabei das Augenmerk auf weitere Schwachpunkte des hiesigen Bildungssystems: etwa die seit vielen Jahren kritisierte schulische Orientierung, die auch bei internationalen Vergleichsstudien immer wieder angemerkt wurde.

Schluss mit der „orientaton par l’échec“

„Der starke Druck, den Schüler, Lehrer und Eltern spüren, wenn es um die Orientierung geht, hat eine lange Tradition“, schrieb schon 2014 die Revue. „Galt es früher, am Schuljahresende ein Examen zu bestehen, wurde 1997 die Orientierung eingeführt, die gewährleisten sollte, dass nicht die zufällige Tagesform oder Prüfungsangst über die schulische Laufbahn entscheidet, sondern ein Team von Pädagogen die Eignung jedes Einzelnen prüft. Die Idee einer Schnittstelle zwischen Primär- und Sekundarstufe. Leider zeigte sich in der Praxis, dass die Sekundarschullehrer nicht genügend Informationen über die Schüler hatten und sie damit von der Einschätzung des Grundschullehrers abhängen. Die LSAP-Parteichefin wies ebenfalls darauf hin, dass es in Sachen schulischer Orientierung noch einiges zu verbessern gilt. Mit der „orientation par l’échec“ müsse Schluss sein.

LSAP-Wohlfühloffensive
LSAP-Wohlfühloffensive Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Closener stellte fest, dass bis zum Ende der Legislaturperiode neun staatliche Europaschulen geschaffen würden, aber keine einzige traditionelle. Sicherlich sei es das Ziel, dass jedes Kind seinen Platz im Schul- und Betreuungssystem finde. Aber schon hier hake es, weil eben nicht in jeder Gemeinde genügend Plätze für Kinderbetreuung in den „Maisons relais“ oder „Crèches“ zur Verfügung stünden. Vielmehr zeige sich ein sich zunehmend „fragmentiertes Systems“ mit „vielen verschiedenen Inseln, zwischen denen die Kinder ertrinken würden“. Ein drastisches Bild, aber zugleich auch der Ansatz zu einem Plädoyer für ein ganzheitliches und umfassendes Bildungskonzept von den „Crèches“ bis zum Abitur.

Die Akteure im Bildungssystem sollten vernetzt miteinander arbeiten, so die Vizepräsidentin der parlamentarischen Bildungskommission. Europa- und Regelschulen dürften nicht getrennt voneinander betrieben werden. Auch müssten etwa Grundschulen enger mit Einrichtungen wie den „Maisons relais“ zusammenarbeiten. „Die Schüler müssten begleitet werden, statt durchs System geleitet werden“, betonte Closener.

Inklusion und „welfare teams“

Der Abgeordnete Ben Polidori sprach das Thema Inklusion an, eines der Schwerpunktthemen der diesjährigen Rentrée. Ein Problem sei, dass nicht genügend Plätze in den Kompetenzzentren zur Verfügung stünden, stellte er fest. Oft dauere es ein Schuljahr oder sogar länger, bis etwas frei werde. Er forderte, dass mehr in die intensive Betreuung für Kinder mit spezifischen Bedürfnissen investiert werden müsse. Dies gelte nicht nur im Fondamental, sondern auch etwa im Übergang zum Lycée.

Derweil wies LSAP-Generalsekretär Sacha Pulli darauf hin, dass seine Partei der Ansicht sei, dass die mentale Gesundheit in die Schulmedizin integriert werden solle. Das Thema müsse ein fester Bestandteil der Grundausbildung von Lehrkräften und Erziehern sein. Als Beispiel nannte er „welfare teams“ für Schüler, wie es sie in skandinavischen Ländern bereits gibt. Dabei handelt es sich um multiprofessionelle Teams aus unterschiedlichen Berufen, vom Sozialarbeiter bis zum Psychologen.

Den drei LSAP-Politikern nach erfüllt das hiesige Schulsystem nach wie vor nicht seine Funktion als sozialer Aufzug. Der soziale Status der Eltern sowie die Sprachbarrieren führten weiterhin zu Ungleichheiten und schließlich zu Frustrationen bei den Kindern und Jugendlichen. Dabei habe jedes Kind das Recht, gefördert und unterstützt zu werden, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Sprache und seinem Status. Und jeder habe das Recht auf ein Arbeitsumfeld, in dem er gehört und geschätzt werde. Das klingt utopisch, ist es aber nicht. Sondern ein anzustrebendes Ziel.

Schule des 21. Jahrhunderts

Die LSAP schlägt zehn Maßnahmen vor, die den Anforderungen der Schule des 21. Jahrhunderts gerecht werden:
1. eine starke öffentliche Schule mit einem einheitlichen und fächerübergreifenden pädagogischen Konzept – von der Krippe bis zum Schulabschluss;
2. die Interessen und Fähigkeiten der Kinder als Grundlage für die schulische Orientierung nutzen, mit Modulen für Haupt- und Nebenfächer in der Oberstufe;
3. eine gerechte Verteilung des Lehrpersonals auf die Schulen, um Bildungsungleichheiten zu verringern;
4. Fortschritte bei der Alphabetisierung in Französisch in einem durchdachten Rahmen, ohne die Differenzierung und die schulische Förderung in Frage zu stellen;
5. eine intensivere Begleitung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, ein garantierter Platz in einem Kompetenzzentrum und ein einziger Ansprechpartner für die Eltern;
6. Übernahme der psychischen Gesundheit im Rahmen der Schulmedizin;
7. gezielter Einsatz von psychosozialem Personal, aktive Bekämpfung von Mobbing und Verstärkung der Betreuung in den unteren Klassen der Sekundarstufe;
8. Erklärung des Kampfes gegen Mobbing und Gewalt – online und offline – zur Priorität;
9. Einführung eines Barometers zur regelmäßigen Messung des Wohlbefindens in der Schule;
10. partizipative Mitgestaltung der Schule verbindlich vorschreiben: Kreativität, kritisches Denken, Demokratie und Zusammenarbeit fördern.

Georges Engel
22. September 2025 - 14.27

Effektiv war den Edukatiounsministär an de läschten 46 Joer am ganzen 9 Joer a sozialistescher Hand (vun 2004-2013). DP stellt an däer Zäit de Minister 17 Joer lang an d’CSV 20 Joer.

Philippe
18. September 2025 - 21.37

Leif Sozien wann een laangen Joren an deenen verschiddenen Regierungen dobei waar an iwerall just Chaos produzeiert huet dann wier et besser villeicht emol ze Denken ier een mengt misst eppes gesoot gin.
Wou Sozien an den Ministären waaren ass elo genuch Aarbecht fir nees hallewweegs Ordnung ze maachen.
Daatselwecht wou die Greng waaren.

Reinertz Barriera Manfred
18. September 2025 - 20.43

Nomi richteg waat dir do soot awer elo braddelen goen a kritiseiren von den inkopetenten LSAP Politiker ass e Witz.....

Nomi
18. September 2025 - 9.44

Weivill Johren an Johrzengten war den Bildungsministaer an sozialistescher , LSAP Hand, an wei'vill Mescht ass do produzei'ert ginn. An elo wessen se rem Alles besser !