Im dritten Jahr in Folge dominiert der Wohnungsbau mit weitem Abstand die Liste der dringlichsten Herausforderungen für Luxemburg. Das stellt der Polindex 2025 fest, eine Umfrage unter den Einwohnern des Landes, durchgeführt von der Universität Luxemburg in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ilres. 70 Prozent der Bürger, egal ob mit oder ohne luxemburgischen Pass, zählten die Wohnungsfrage in ihren Antworten zu den wichtigsten Problemen – besonders die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen. Dahinter folgen das Gesundheitswesen und Themen wie Kaufkraft und Inflation. Im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren hat jedoch auch die Umweltfrage wieder an Bedeutung gewonnen.
Ein gesellschaftliches Problem ohne Lösung: 69 Prozent der befragten luxemburgischen Staatsbürger sind der Meinung, dass es der Regierung nicht gelungen ist, den Anstieg der Mietpreise einzudämmen und diese erschwinglicher zu machen. Unter den ausländischen Einwohnern ist diese Sichtweise beinahe identisch. Sowohl bei der Einschätzung der Dringlichkeit als auch bei der Bewertung der Politik. Eine interessante Wahrnehmung, die sich durch beinahe die gesamte Studie zieht: Es gibt kaum noch signifikante Unterschiede zwischen luxemburgischen und ausländischen Einwohnern.
Die Unterschiede nach Herkunft schwinden
Auch in seiner aktuellen Runde dreht sich der Polindex um die sozioökonomische Lage und Wahrnehmung der Einwohner des Großherzogtums, deren politische Positionierung und Einschätzungen sowie den Zustand der Demokratie – mit besonderem Fokus auf den Unterschieden zwischen luxemburgischen Staatsbürgern und Ausländern. 1.637 Einwohner haben an der Online-Umfrage teilgenommen, darunter 1.108 Luxemburger und 529 Ausländer. Ganz grundsätzlich geht es den Menschen im Großherzogtum laut Polindex gut. Wie schon im Vorjahr ist Wohlbefinden das vorherrschende Gefühl unter den luxemburgischen Einwohnern. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die sich generell misstrauisch fühlen, im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gestiegen – das zweithäufigste Gefühl hinter dem „Bien-être“. Nichtsdestotrotz ist die Mehrheit der Befragten (51 Prozent) der Meinung, dass der aktuelle Lebensstandard stabil geblieben ist. Dieses Gefühl ist unter den Einwohnern der Hauptstadt am stärksten (72 Prozent), im Süden sinkt der Wert auf 55 Prozent. Umgekehrt ist das Gefühl einer Verschlechterung des Lebensstandards in bestimmten soziodemografischen Gruppen stärker ausgeprägt. Es ist bei den 45- bis 54-Jährigen am höchsten und nimmt mit sinkendem Bildungsniveau zu. Unter den Personen mit Grundschulbildung sind 54 Prozent der Meinung, dass sich ihr Lebensstandard verschlechtert hat.
Während Klassenzugehörigkeit also eine große Rolle spielt, scheint das für die Herkunft nicht zu gelten. Der Polindex zeigt in diesen Fragen kaum Unterschiede zwischen Luxemburgern und Ausländern. Bereits im Februar dieses Jahres hatte Philippe Poirier von der Uni Luxemburg einen allgemeinen Trend im Polindex beobachtet: „Es gibt immer mehr Konvergenz zwischen Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern.“ Die Gesellschaft sei heute politisch viel kohärenter als vor 20 Jahren. Dieser Trend scheint sich auch in der aktuellen Studie zu bestätigen.
Sowohl Luxemburger als auch Nicht-Luxemburger zeigen sich zu 77 Prozent zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie im Großherzogtum. Beunruhigend ist jedoch die Einigkeit bei der Politikverdrossenheit. Auf die Frage, wie sehr sich Politiker im Allgemeinen dafür interessieren, was die Bürger denken, antworteten 66 Prozent der Luxemburger mit wenig bis gar nicht – ebenso 71 Prozent der Ausländer. Auch bei geopolitischen Fragen wie die Bewertung der Präsidentschaft Donald Trumps oder der Unterstützung für Palästina gibt es kaum Abweichungen zwischen Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern. Leichte Unterschiede finden sich zum Beispiel bei der Frage nach der Erhöhung des Verteidigungsbudgets. Hier stimmen 47 Prozent der luxemburgischen Staatsbürger zu, 35 Prozent nicht. Unter den Ausländern liegen die Anteile bei 54 und 29. Aber auch hier zeigt sich: Der entscheidende Faktor ist nicht Staatsbürgerschaft, sondern Einkommen. Von den Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 3.000 Euro pro Monat befürworten nur 34 Prozent eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets. Bei den Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 8.000 Euro liegt dieser Anteil bei 59 Prozent.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die luxemburgische Gesellschaft in ihren Werten zusammenwächst. Im Guten wie im Schlechten. Zukunftsängste werden genauso geteilt wie Gefühle der Politikverdrossenheit. „Wie die luxemburgischen Staatsbürger empfinden auch die ausländischen Einwohner, dass die Politiker ihren Anliegen wenig Aufmerksamkeit schenken, realitätsfern sind und keinen Bezug zum Alltag haben“, schreiben die Autoren der Studie in ihren Konklusionen. „Dies ist zweifellos eine der größten Herausforderungen für die Politik: die Wiederherstellung der Verbindung zwischen den gewählten Vertretern und den politischen Gemeinschaften.“
Teil dieser Herausforderung bleibt das Demokratiedefizit: Die Werte und Einstellungen der luxemburgischen und ausländischen Staatsbürger im Großherzogtum mögen sich zwar immer mehr annähern, ihre politischen Rechte tun das jedoch nicht. Auch hier ist eine Lösung vorerst nicht in Sicht. Zehn Jahre nach dem Referendum von 2015 lehnt die Mehrheit der befragten Luxemburger im aktuellen Polindex das Ausländerwahlrecht weiterhin ab.
De Maart

Die größte Herausforderung unseres Sozialstaates ist die Wohnungsraumnot, d.h. bezahlbare Wohnungen für alle: darauf sollte die Regierung mal Wert legen und diese Wohnungen schaffen, um den sozialen Frieden zu gewährleisten, den wir brauchen, aber bei unserem aktuellen CEO wird das sträflich verpasst....der spaziert im Walde!