Sonntag19. Oktober 2025

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Das große Wohn-DilemmaÖffentlicher Wohnbau in Luxemburg stockt trotz steigender Nachfrage

Das große Wohn-Dilemma / Öffentlicher Wohnbau in Luxemburg stockt trotz steigender Nachfrage
Der „Fonds du logement“ baut – aber der Bedarf an Sozialwohnungen bleibt hoch Symbolfoto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Luxemburgs Wohnungsbau steckt in einem Dilemma: Trotz ambitionierter Ziele gelingt es dem Staat nicht, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zwei parlamentarische Anfragen zeigen, wobei es konkret hakt – von schleppendem Neubau bis hin zur Neuunterbringung.

Der Luxemburger Wohnungsmarkt steckt seit Jahren in der Krise. Immer mehr Menschen ziehen ins Land, doch die Zahl an erschwinglichen Wohnungen bleibt weit hinter dem Bedarf zurück. Lediglich zwei Prozent des Wohnraums gehören der öffentlichen Hand. Zwei aktuelle parlamentarische Anfragen zeigen, wie komplex die Herausforderungen sind – von der Neuunterbringung bestehender Mieter bis hin zum schleppenden Neubau.

Meris Sehovic („déi gréng“) erkundigt sich nach den Neuunterbringungen, die öffentliche Bauträger wie der „Fonds du logement“ oder die „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) durchführen. Obwohl Verträge im Prinzip unbefristet laufen, wurden in den vergangenen fünf Jahren 260 Haushalte vom Fonds und in den vergangenen vier Jahren 37 Haushalte von der SNHBM umgesiedelt.

Laut Claude Meisch (DP), Minister für Wohnungsbau und Raumentwicklung, geschieht dies meist, wenn die Wohnungsgröße nicht mehr zur Haushaltsstruktur passt, Renovierungen anstehen oder gesundheitliche Gründe einen Umzug erfordern. Auch Mieter selbst beantragen mitunter ein „Relogement“, etwa nach einer Geburt oder einem Arbeitswechsel.

Große Ambitionen, kleine Fortschritte

Das Gesetz von 2023 über bezahlbaren Wohnraum schreibt zudem vor, dass bei Neuunterbringungen auf eine möglichst vergleichbare Wohnsituation geachtet werden muss. Besuchen Kinder des Mieters eine Grundschule, wird nach Möglichkeit eine Wohnung in derselben Gemeinde angeboten, in der sich die bisherige Wohnung befindet. Alternativ kann sie auch in einer Gemeinde liegen, die es den Kindern zum Zeitpunkt des Umzugs ermöglicht, weiterhin ihre Schulen zu erreichen. Ebenso wird angestrebt, dass die angebotene Wohnung so gelegen ist, dass die Haushaltsmitglieder ihren Arbeitsplatz gut erreichen können.

6.500


2024 gingen 1.620 neue Anträge ein und die Warteliste wuchs auf über 6.500 Haushalte

Die LSAP-Abgeordneten Mars Di Bartolomeo und Yves Cruchten lenken in ihrer Anfrage den Blick auf die Neubautätigkeit. Der „Fonds du logement“ veröffentlichte kürzlich seine Bilanz für 2024: 106 fertiggestellte Wohnungen, etwas mehr als im Vorjahr – aber deutlich unter den angestrebten 250 pro Jahr. Gleichzeitig gingen 1.620 neue Anträge ein, die Warteliste wuchs auf über 6.500 Haushalte.

Für 2025 plant der „Fonds du logement“ rund 130 neue Wohnungen. Laut Meisch sei das Ziel, die Zahl der jährlich bereitgestellten Wohnungen schrittweise zu erhöhen, um im Zeitraum von 2026 bis 2030 den angestrebten Durchschnitt von 250 Wohneinheiten pro Jahr zu erreichen. „In den nächsten 20 Jahren sollen rund 5.000 neue Wohnungen geschaffen werden“, schrieb der Fonds in seiner Bilanz. Besonders im Fokus stehen die Großprojekte „Wunne mat der Wooltz“ in Wiltz und „NeiSchmelz“ in Düdelingen, deren erste Übergabe für 2025 beziehungsweise 2028 geplant sind. Doch Meisch betont, dass die Zeitpläne dieser Projekte durch „verschiedene Unvorhersehbarkeiten“ beeinflusst werden können. Hierzu zählen Verzögerungen durch Genehmigungsverfahren oder die Entdeckung von Schadstoffen während der Bauarbeiten.

Fonds schreibt 2024 erneut Millionenverlust

Finanziell steht der Fonds ebenfalls unter Druck: 2024 schloss er mit einem Verlust von über 15 Millionen Euro ab, nach 11,5 Millionen Euro Minus im Vorjahr.

Doch die Herausforderungen sind nicht neu. Schon vor 30 Jahren berechneten Wissenschaftler, dass Luxemburg jährlich über 3.200 zusätzliche Wohnungen benötige, um die wachsende Schere zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen. Der Fonds verweist in seiner Bilanz auf rund 185 laufende Projekte und 235 bereits gesicherte VEFA-Einheiten („Vente en l’état futur d’achèvement“). Seit seiner Gründung vor 45 Jahren brachte er 4.558 Wohnungen auf den Markt, darunter 2.334 zu erschwinglichen Mieten, und hat damit nach eigenen Worten „den größten Mietwohnungsbestand des Landes geschaffen“.

Globale Problem
29. August 2025 - 21.13

Ass sowiesou e globalen Problem. D'Gesetzer missten gemeinsam vun allen Länner fir di Räich ugezunn ginn. Beispill d'Ierfschaft. Sidd der all stolz op sou Leit wéi d'Paris Hilton? Sou Leit wärten an Zukunft emmer méi rondrem lafen.

Neoliberales Modell statt sozialer Wohnungsbau
29. August 2025 - 15.32

Mich überrascht, wie der Fonds de Logement in die Miesen geraten kann. Müsste der soziale Wohnungsbau nicht von Staat und Gemeinden finanziert werden und zwar unabhängig von den Kosten? Statt dessen scheint der FdL zumindest einen Teil der Gelder zur Bereitstellung von Sozialwohnungen, was, in der Regel, Mietwohnungen meint, selbst erwirtschaften zu müssen und baut daher Wohnungen, für die sich am hiesigen Wohnungsmarkt keine Käufer finden und die daher im Ausland feilgeboten werden müssen.

Grober J-P.
29. August 2025 - 9.28

"Entdeckung von Schadstoffen während der Bauarbeiten." Wird das nicht vor Baubeginn geprüft , noch ehe man die Genehmigung erteilt? Hinter Sterpenich muss man.

Grober J-P.
29. August 2025 - 9.21

Kein Wunder, wenn es stockt. Warum zahlt man im nahen Ausland nur die Hälfte für einen viereckigen "Plattenbau". Über Preise für Grundstücke sollte man mal nicht mehr reden.
@ Nomi / Dann hu Dir jo schnell geschafft. Hunn duerfir 3 Joer gebraucht, mat 1 Mataarbéchterin. Deemols war den ITM nach nët esou präsent, waren Är 2 Mataarbéchter ugemeld?

Nomi
28. August 2025 - 15.28

Ech mengen wann den Staat do geif d'Fangeren eweg loossen geif et mei' schnell rullen !

Ech hun, Enn den 70er, zu 3 Mann, Owens an WE, een Rohbau mat Charpente an Couverture an 9 Meint dohinner gesaat ! Et ass laecherlech waat haut um Bau getriwelt gett.