Samstag18. Oktober 2025

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EditorialIllegale Müllentsorgung in Esch: Die Bemühungen der Gemeinde reichen nicht aus

Editorial / Illegale Müllentsorgung in Esch: Die Bemühungen der Gemeinde reichen nicht aus
Oft wird auch Müll entsorgt, der eigentlich ins Recyclingcenter gehört Foto: privat

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Überquellende Mülltonnen gehören in Esch mittlerweile zum Alltag. Vor allem im Zentrum stapeln sich Abfallsäcke neben den öffentlichen Eimern. Vor drei Jahren berichteten wir bereits über die illegale Entsorgung von Hausmüll in öffentlichen Abfalleimern. Das Problem ist nicht verschwunden – im Gegenteil: Es hat sich verschlimmert. Damals hieß es, neue Gesetze würden Abhilfe schaffen, die „Pecherten“ sollten mehr Kompetenzen erhalten. Doch all das reicht nicht aus – und das Problem löst sich nicht von allein.

Man kann der Gemeinde nicht vorwerfen, sie hätte nichts gemacht. Der Hygienedienst fährt jeden Tag seine Runden, bis zu dreimal täglich im Zentrum. Doch egal, wie oft die Eimer geleert werden – sie sind kurz darauf wieder voll. Die Gemeindearbeiter durchsuchen auch die Müllsäcke nach Indizien. Vergangenes Jahr wurden so 49 Strafzettel verhängt und dieses Jahr sind es bisher 24. Das sind allerdings keine Zahlen, die Zuversicht vermitteln.

Also ist die Lösung, öfter zu leeren? Nicht wirklich. Schon heute fahren 95 Mitarbeiter in Schichten durch die Stadt. Mehr Ressourcen in Überwachung und Strafzettel stecken? Auch das bringt offensichtlich wenig, wenn die Menschen einfach aufpassen, keine Objekte mit persönlichen Informationen wegzuwerfen. Das Hauptproblem ist also weiterhin das Verhalten der Menschen.

Und hier bleibt die Gemeinde erstaunlich blass. Natürlich gibt es Broschüren, Veranstaltungen, einzelne Hinweise. Aber wo ist die wirklich große Aufklärungskampagne? Eigentlich müsste jede öffentliche Mülltonne – oder mindestens die in den besonders betroffenen Vierteln – mit einem klaren Hinweis versehen werden, dass Hausmüll dort nichts zu suchen hat. Warum wird nicht noch stärker daran erinnert, dass Recycling in Esch kostenlos ist? Zumal es für einen kleinen Haushalt möglich ist, mit einer monatlichen Leerung der grauen Tonne, die ebenfalls umsonst ist, auszukommen.

Stattdessen entsteht der Eindruck von Resignation. „Wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, entsteht automatisch viel Müll“, sagte Bürgermeister Christian Weis gegenüber dem Tageblatt. Hygienedienstleiter Tom Arend verweist darauf, dass zusätzliche Tonnen das Problem nur vergrößern würden. Das mag stimmen – ist aber auch ein Eingeständnis, dass man die Lage nicht in den Griff bekommt.

Auch wenn der Unmut der Bewohner in den sozialen Medien verständlich ist, darf die Verantwortung nicht allein bei der Gemeinde abgeladen werden. Denn letztlich sind es die Menschen selbst, die ihren Müll achtlos in und neben den öffentlichen Tonnen entsorgen. Es geht nicht nur um fehlendes Geld für die graue Tonne – es geht auch um Bequemlichkeit, fehlenden Respekt und mangelnde Rücksichtnahme. Dieses Verhalten findet sich quer durch alle Schichten und Viertel.

Die Gemeinde hat schon viel unternommen und natürlich liegt die Schuld nicht allein bei ihr. Doch nichts zu tun oder einfach so weiterzumachen wie bisher, ist ebenso wenig eine Lösung. Es braucht neue Ideen, größere Anstrengungen und vor allem mehr Sichtbarkeit. Denn solange illegale Müllentsorgung in Esch zum gewohnten Stadtbild gehört, bleibt sie nicht nur ein Ärgernis – sie ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass Politik und Bürger gemeinsam versagt haben.