Wer frühmorgens an der Mosel entlanggeht, begegnet ihnen oft: den Anglern auf ihren schmalen Plattformen. Die langen Ruten ragen weit über das Wasser, der feine Nylonfaden ist kaum sichtbar. Aus dem dichten Ufergras summt es, während auf der Route de Vin dahinter schon die ersten Fahrräder und Autos vorbeiziehen. Ruhig halten die Angler ihre Ruten – bis die Pose untertaucht. Dann ein kurzer Ruck, die Spitze geht hoch, und der Fisch hängt am Haken. Mit routinierten Handgriffen wird er gelöst, eine Made neu aufgezogen, und schon fliegt die Schnur wieder ins Wasser.

Angeln hat in Luxemburg eine lange Tradition. An vielen Grenz- und Binnengewässern darf gefischt werden – Voraussetzung ist ein Angelschein. Wer die Petinger Sportfischer trifft, merkt schnell: Hier geht es nicht nur um Fänge, sondern um Gemeinschaft. Nach einem ersten Gespräch mit seinen Vorstandskollegen im Chalet Langwiss lädt uns Vereinspräsident Joé Altmann zum Training an die Mosel ein. Der Club wurde 1946 gegründet, heute zählt er 45 aktive Mitglieder und gehört, zusammen mit Wasserbillig und Bettemburg, zu den erfolgreichsten Vereinen in Luxemburg. 2024 gewann die Mannschaft beim Sechs-Nationen-Match in Holland und Vorstandmitglied Fernand Schmitt holte sich im Juni 2025 den Vizeweltmeistertitel bei den Masters.
Ein teures Hobby
„Eigentlich ist es heute zu warm zum Fischen. Außer ein paar Grundeln werden wir wohl nicht viel aus dem Wasser holen“, warnt Joé Altmann gleich zu Beginn. Frühling und Herbst seien die besseren Jahreszeiten – „da sind die Fische bissiger.“ Was er an Material mitbringt, überrascht: drei Plastikeimer, mehrere Taschen und Kisten stapeln sich neben dem Angelplatz. Sogar seinen Lieferwagen hat er für die Passion ausgebaut. Dass Sportfischen ins Geld geht, verschweigt er nicht. Allein die Ruten, die er heute dabei hat, schlagen mit einem vierstelligen Betrag zu Buche. Das sei wohl einer der Gründe, warum immer weniger junge Menschen nachrücken. „Ich verstehe, dass sich das manche Familien einfach nicht leisten können.“ Für den Verein ist das eine Entwicklung mit Folgen: „Wenn das so weitergeht, gibt es uns in ein paar Jahren nicht mehr. Das Sportfischen ist vom Aussterben bedroht.“
3-4
Stunden dauern die Wettbewerbe. In dieser Zeitspanne fangen die Sportfischer teilweise hunderte Fische.
Und worin unterscheidet sich Hobbyangeln vom Sportfischen? „Beim einen geht es um den Spaß, beim anderen um den Wettbewerb“, sagt Altmann, während er das Futter anfeuchtet und anrührt. Wir dürfen kurz daran riechen: Das eine erinnert an Schokoladencroissants, das andere an eine Kräutermischung. „Bei Wettkämpfen holen wir ganz andere Mengen raus – manchmal mehrere hundert Fische. Am Ende zählt das Gesamtgewicht des Fangs, der in drei bis vier Stunden eingeholt wird.“

Eine gründliche Vorbereitung sei für den Wettkampf unerlässlich, betont Altmann. Ein Turniertag beginne für Sportfischer oft im Morgengrauen – genug Zeit, um das gesamte Material herzurichten. „Wir wissen nie, welche Fische an diesem Tag beißen. Deshalb müssen wir auf alles vorbereitet sein.“ Beim Training reicht es heute mit zwei Ruten: einer 13-Meter- und einer 4,50-Meter-Variante. Rollen sucht man vergeblich. „Die nutzen wir nur beim Fischen à l’anglaise. Ansonsten hängt die Schnur mit Pose direkt an einem langen Stock.“ Die Haken bereitet Altmann in den Wintermonaten vor – eine Arbeit für ruhige Hände. „Da ist viel Feinmotorik gefragt“, sagt er und hebt eine kleine Kiste hoch. Ihre Inhalte erstaunen: Die meisten Haken sind dünner als eine Sicherheitsnadel und kaum größer als ein halber Daumennagel.

Wandelnde Fisch-Enzyklopädien
Ob das Angeln die Fische nicht verletze? – „Natürlich bedeutet es Stress“, räumt Altmann ein. „Aber große Schäden gibt es wegen dieser Haken nicht. Das kannst du mit einem Piercing vergleichen: unangenehm, aber es verheilt wieder. Im Sportfischen werden alle Tiere zurückgesetzt.“ Respekt vor den Fischen – und enormes Wissen über sie – zeigt sich nicht nur im Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern, sondern auch während des Trainings. Wo sich welche Arten aufhalten, wann sie besonders aktiv sind, wie sie aussehen, welche Merkmale, Größe und ungefähres Gewicht sie haben: Viele Sportfischer sind wandelnde Fisch-Enzyklopädien.

Mittlerweile formt Altmann die ersten Anfütterbälle – und mischt „Extras“ unter: eine Dose Hanfsamen, eine nach Curry duftende Kräutermischung und leuchtend orangefarbene Flocken. „Da hat jeder Sportfischer sein eigenes Rezept“, sagt er mit einem Schmunzeln. Bei Wettbewerben sei die Zone streng abgesteckt – man dürfe sie nicht verlassen. „Aber man kann schon seine Begleitung fragen, ob sie mal schauen geht, was der Nachbar ins Futter mischt.“ Trotz strenger Regeln, erzählt er, versuchten manche dennoch zu tricksen: Fische beschweren, tote Tiere mitbringen – „manche sind sich für nichts zu schade“, grummelt Altmann.
Die großen Wettbewerbe finden längst im Ausland statt. „Es gibt zwar noch einen Moselabschnitt, den wir Fischer die Weltmeisterstrecke nennen – das war Ende der 70er, Anfang der 80er, als die Weltmeisterschaft einmal hier stattfand“, erinnert sich Altmann. Heute sei das undenkbar, nicht zuletzt wegen der vielen Fahrradwege am Ufer. „Die werden gebaut und mit Absperrungen gesichert, damit niemand in die Mosel stürzt. Aber für uns bedeutet das: Wir kommen kaum noch ans Wasser, müssen klettern – und geraten dann mit Radfahrern in Konflikt, die uns beim Aufbau als Hindernis sehen.“ Mehr Zugänge zum Wasser, etwa in Form von Treppen, wären seiner Meinung nach eine Lösung. Von festen, gebündelten Angelplätzen hält er dagegen wenig: „Da kämen wir uns nur gegenseitig in die Quere. Am besten wäre es, wenn man am ganzen Ufer fischen könnte – aber mit besserem Zugang.“
Es gibt noch einen Moselabschnitt, den wir Fischer die Weltmeisterstrecke nennen – das war Ende der 70er, Anfang der 80er, als die Weltmeisterschaft einmal hier stattfand

Zu saubere Flüsse schaden den Fischen
Die Vorbereitung ist abgeschlossen: Das Futter fliegt ins Wasser, das überzählige Material wird verstaut – endlich beginnt das eigentliche Angeln. „Die Mosel steht heute wieder“, kritisiert der Petinger Präsident, als wir am Ufer sitzen. Für einen Laien wirkt der Fluss unverändert. „Schau auf die Äste – die treiben kaum ab.“ Das verändere das Verhalten der Fische und schade ihnen, erklärt Altmann. Immer häufiger sei die Mosel „quasi ein Stehgewässer“. Woran das liegt, wisse er nicht genau, vermutet aber: „Wahrscheinlich bleiben einige Schleusen einfach zu lange geschlossen.“
Die Flüsse sind zu sauber. Ich meine nicht Chemikalien – sondern den natürlichen Dreck, der sonst aufgewirbelt wird: Boden, Pflanzenreste. Davon ernähren sich unsere Fische. Und genau das fehlt uns.
Entlang des Ufers wabert zudem eine schleimige Schicht. „Blaualgen“, urteilt Altmann. „Noch so ein Nebeneffekt der langsamen Mosel. Als Sportfischer kommt man ständig damit in Kontakt – und muss vorsichtig sein.“ Und wie steht es um die Wasserqualität in Luxemburg? – „Nicht gut“, urteilt Altmann. „Die Flüsse sind zu sauber. Ich meine nicht Chemikalien – sondern den natürlichen Dreck, der sonst aufgewirbelt wird: Boden, Pflanzenreste. Davon ernähren sich unsere Fische. Und genau das fehlt uns.“

Nach wenigen Minuten zuckt die Schnur. Altmann zieht eine Grundel aus dem Wasser. „Mit diesem Fisch kann ich nichts anfangen“, sagt er, während er den Haken löst und uns den Fang zeigt. „Siehst du den Saugknopf am Bauch? Damit haftet er sich an Booten fest.“ Grundeln seien eine invasive Art, erklärt er: „Die sind heute fast überall zu finden. Das Problem: Sie fressen unseren Fischen das Futter weg – und machen selbst vor deren Laich nicht halt.“ Doch im Sportfischen könne man sich immerhin auf sie verlassen. „In drei, vier Stunden fange ich mehrere Hundert, wenn sonst nichts beißt – und komme so wenigstens auf ein respektables Gewicht.“
Nur drei kleinere Weißfische zieht Altmann an diesem Morgen aus der Mosel, während wir dabei sind. Auf die Frage, wie er selbst zum Fischen gekommen sei, muss er nicht lange überlegen. „Viele von uns sind durch Eltern oder Großeltern dazugekommen. Bei mir war es mein Großvater. Schon mit acht, neun Jahren war ich mit ihm an der Mosel.“ Heute ist Altmann 52. „Das Material hat sich verändert. Aber vieles vom Angeln von früher gibt es auch noch heute.“ Wieder schwingt er die Rute aus, konzentriert wie vor Jahrzehnten mit seinem Großvater, wartet, bis die Pose wieder untertaucht – und schon hängt die nächste Grundel am Haken.
De Maart





„Wenn das so weitergeht, gibt es uns in ein paar Jahren nicht mehr“
Die sagen das, als ob es was Schlechtes wär.
Mam Netz as verbueden.
Ausserdem ged oni Wiederhacken gefescht,an laud Gesetz därfen Fesch nedd mei zereck gesaat gin.
An den Mathey soll an senger Nues feschen.
"Immer häufiger sei die Mosel „quasi ein Stehgewässer“ . Bald wird es nur noch Tümpel geben, wenn nichts mehr von Bussang nachkommt. Naja, dann sind wir das Problem Cattenom los! Schade um die Marie-Astrid.
"Das Futter wird in Plastikeimern angerührt – und riecht deutlich besser als erwartet".
Bei hohen Temperaturen,wo der Sauerstoffgehalt des Wassers eh schon geringer ist,werden Kilos von Futtermixturen,ist Wasser geworfen. Aber dass es überhaupt noch Fische gibt wundert schon. Man sieht aber an viel geringeren Zahl der Kormorane,dass es dem Ende zu geht. Die Grundeln machen den Rest.
Vollkommen abartig eine derart unsinnige Tierquälerei als "Sport" zu bezeichnen. Respekt vor der Kreatur - Fehlanzeige! Diese "Sportart" sollte nicht bloss aussterben, vielmehr sollte sie umgehend verboten werden. Fischen sollte nur nach dann erlaubt sein, wenn die entnommenen Fische der Nahrung des Menschen dienen.
Funktioniert das nicht mehr wie früher? Wir haben an der Donvenerbaach Mündung mit dem Netz gefischt, Fischmehl mit etwas Blutwurst vermischt klumpenweise ins Wasser und schon waren die Netze voll mit Rotaugen.
Vläicht mol op der Chiers probéieren! D'Weieren vun der Arbed sinn voll mat Fësch. domat brauch een kee Spinat méi.
Wenn die stummen gequälten Fische schreien würden wie Rehe, Hasen und andere bei der Jagd wäre der entartete Sport schon längst vergessen.
Training ist zum Spass verletzen von Lebewesen.
Armen Tieren das Maul zerfleddern und wieder reinschmeissen, und dieser 'Sport' ist gefährdet?
Sagt, es sei nicht wahr!