Die Bilder aus Budapest geben Hoffnung: Mehr als 180.000 Personen haben vergangene Woche an der von Ministerpräsident Viktor Orbán verbotenen Pride teilgenommen. Auch wenn verschiedene Teilnehmende vor allem als Protest gegen die Regierungspartei dabei waren – am Ende haben sie ein Zeichen für eine vielfältige und bunte Gesellschaft gesetzt. Eine Gesellschaft, in der auch LGBTQIA+-Personen ihren Platz haben. Einprägend waren besonders Fotos der Agenturen, die in fast allen Medien und etlichen Posts in den sozialen Medien verwendet wurden. Sie zeigen die Sicht von der St.-Gerard-Sagredo-Statue auf die Elisabeth-Brücke, wo sich ein nicht enden wollender Strom von Pride-Teilnehmern an vier Gegenprotestierenden vorbeischiebt.
Doch die Verunsicherung, die man vor der Teilnahme am Event verspürte und die sich in den zahlreichen Sicherheitswarnungen der Veranstalter widerspiegelten, zeigt auch: Eine laute Minderheit bringt es fertig, mit rechten Parolen und Gewaltdrohungen massiv Druck auszuüben. Allgemein betrachtet, steigt der organisierte Protest gegen die LGBTQIA+-Gemeinschaft. „Die Entwicklungen im Vereinigten Königreich, in Ungarn, Georgien und darüber hinaus sind nicht nur ein Zeichen für isolierte Rückschritte, sondern für einen koordinierten globalen Gegenschlag, der darauf abzielt, die Rechte von LGBTI zu beseitigen, der zynisch als Verteidigung der Tradition oder der öffentlichen Stabilität dargestellt wird, in Wirklichkeit aber darauf abzielt, Diskriminierung zu verfestigen und abweichende Meinungen zu unterdrücken“, formuliert es Katrin Hugendubel vom weltweiten Dachverband der LGBTQIA+-Organisationen ILGA auf deren Webseite.
Wenn man sich davon einschüchtern lässt und als Gesellschaft nicht den Mut hat, klare Kante zu zeigen; wenn nach Anfeindungen und Hassreden Schweigen herrscht; wenn man den Eindruck hat, machtlos gegen den globalen Gegenschlag zu sein, glaubt man als queerer Mensch schnell, allein und in Gefahr zu sein. Der Weg zurück in ein Versteck wirkt als eine sichere, wenn auch erstickende Alternative.
Dass sich so viele Menschen eben nicht von Orbán und Konsorten unterdrücken ließen, ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung in einer Welt, in der die bisher errungenen LGBTQIA+-Rechte unter Beschuss stehen. Es zeigt queeren Personen, dass sie eben nicht alleine dastehen. Es führt vor Augen, dass sich ein Großteil der Menschen eine gleichberechtigte Gesellschaft wünscht, in der man friedlich zusammenleben kann, als sich für Hass und Ausschluss mobilisieren lassen.
In dieser Woche ist nun auch in Luxemburg Pride. 3.000 Menschen haben im vergangenen Jahr laut Veranstaltern am Equality March teilgenommen. Abwarten, ob auch hierzulande eine breite Mehrheit signalisiert: Wir stehen geschlossen gegen Anti-LGBTQIA+-Bewegungen ein.
De Maart

L'union fait la force