Freitag31. Oktober 2025

Demaart De Maart

Der aktuelle Stand des ProjektesNeues Viertel auf der Metzeschmelz nimmt langsam Gestalt an

Der aktuelle Stand des Projektes / Neues Viertel auf der Metzeschmelz nimmt langsam Gestalt an
Beim Rundgang ist es schwer sich vorzustellen, dass hier in ein paar Jahren ein ganz neues Viertel stehen wird Foto: Christian Muller

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Esch wächst: Auf dem Gelände der Metzeschmelz entsteht ein neues Viertel. Was begeistert, was bereitet Sorgen? Einblicke ins Projekt und Stimmen aus der Nachbarschaft.

Agora-Betriebsleiter Alexandre Londot (r.) freut sich, das Projekt dem Publikum zu präsentieren
Agora-Betriebsleiter Alexandre Londot (r.) freut sich, das Projekt dem Publikum zu präsentieren Foto: Jeanne Pietschmann

Nach der endgültigen Schließung des Stahlwerks „Metzeschmelz“ im Jahr 2016 stand rasch fest: Auf dem ehemaligen Industriegelände soll ein neues Wohnviertel entstehen. Das Vorhaben ist ambitioniert. Rund 10.000 Menschen sollen künftig auf etwa 800.000 Quadratmetern leben. Teile der alten Werksgebäude bleiben erhalten, die Alzette wird renaturiert und ein neuer Bahnhof mit Tram- und Zuganbindung soll das Quartier mit der Stadt und dem Land vernetzen. Zudem ist vorgesehen, rund 30 Prozent der Wohnungen als erschwinglichen Wohnraum anzubieten. Ein schnelles Projekt ist es nicht, der Einzug der ersten Bewohner ist frühestens für 2031 geplant.

Derzeit befindet sich das Vorhaben noch in der Vorbereitungsphase. Am vergangenen Samstag organisierte Agora ein Nachbarschaftsforum, um Anwohnerinnen und Anwohner über den aktuellen Stand zu informieren. Dabei konnten sie sich die städtebaulichen Pläne ansehen und an einem geführten Rundgang über das Gelände teilnehmen.

Bedürfnisse werden ernst genommen

Laut Agora-Betriebsleiter Alexandre Londot spielen Meinungen und Bedürfnisse der Bevölkerung seit Projektbeginn eine zentrale Rolle. Schon 2017, während der Wettbewerbsphase, wurde die Zivilgesellschaft aktiv eingebunden. Begleitet wird das Projekt vom sogenannten „Zukunftsrot Metzeschmelz“, einem beratenden Gremium, das sich zu zwei Dritteln aus interessierten Bürgerinnen und Bürgern und zu einem Drittel aus Vertretern verschiedener Interessensgruppen zusammensetzt. Es trifft sich mehrmals im Jahr, um über den Fortschritt zu diskutieren. Zwar besitzt der Rat keine Entscheidungsmacht, doch die Entwicklungsgesellschaft Agora gibt die Ergebnisse regelmäßig an das beauftragte Architekturbüro weiter. Am Samstag zeigten sich viele Mitglieder des Gremiums zufrieden mit dem bisherigen Ablauf – und signalisierten Bereitschaft, weiterhin mitzuwirken.

Doch nicht alle Fragen sind geklärt. Unter den Besucherinnen und Besuchern des Forums herrschte etwa Besorgnis über die zukünftige Verkehrssituation. Besonders die Luxemburger Straße könne durch das neue Viertel zusätzlich belastet werden. Agora sieht dieses Risiko als begrenzt. Das Quartier soll möglichst fußgängerfreundlich konzipiert werden. Viele Straßen werden für den motorisierten Verkehr eingeschränkt oder ganz gesperrt. Dank des geplanten öffentlichen Verkehrs – mit Tram, Bus und Zug – sollen die Bewohnerinnen und Bewohner weitgehend auf ein Auto verzichten können. Ob dieser Ansatz angenommen wird, bleibt offen.

Auch Umweltaspekte wurden kritisch hinterfragt. Familie Becker aus Lallingen etwa kam aus Neugier zum Forum: Sie ist grundsätzlich vom Konzept überzeugt, fragt sich aber, ob von den ehemaligen Industrieflächen Risiken für die Gesundheit ausgehen könnten. Agora verweist in diesem Zusammenhang auf die vorgesehene umfassende Sanierung. Altlasten wie asbesthaltige Materialien sollen systematisch entfernt werden. Chemisch belastete Böden will man nach Möglichkeit nicht antasten. Zudem ist geplant, auf den Bau von Tiefgaragen zu verzichten, ein Ansatz, der Eingriffe in den Boden reduziert und den Autoverkehr begrenzen soll.

Familie Becker gefällt das Projekt, Joanne (r.) könnte eines Tages in das neue Viertel ziehen
Familie Becker gefällt das Projekt, Joanne (r.) könnte eines Tages in das neue Viertel ziehen Foto: Jeanne Pietschmann

Industrieerbe im Herzen des Projektes

Für Jean-Marie aus Schifflingen, der direkt neben dem Gelände wohnt, war es wichtig, am Samstag dabei zu sein: „Ich habe noch nicht viel vom Projekt mitbekommen, als Nachbar wollte ich mich heute hier informieren.“ Besonders am Herzen liegt ihm das industrielle Erbe des Geländes: Mehrere Mitglieder seiner Familie arbeiteten früher in der Metzeschmelz. Auch anderen Besucherinnen und Besuchern ist der geschichtliche Bezug wichtig.

Alain (M.) und seine Kollegen vom Schmelzaarbechter-Museum setzen sich für das Industrieerbe des Geländes ein
Alain (M.) und seine Kollegen vom Schmelzaarbechter-Museum setzen sich für das Industrieerbe des Geländes ein Foto: Jeanne Pietschmann

Organisationen wie das Schmelzaarbechter-Museum und das Ferroforum setzen sich seit Jahren für den Erhalt der Geschichte des Geländes ein. Alain Günther, früher selbst Mitarbeiter im Stahlwerk, findet es noch immer befremdlich, das Areal heute so ruhig und verlassen zu sehen. Umso mehr freut es ihn, dass das Museum auch im künftigen Viertel weitergeführt wird und einige Werksgebäude bestehen bleiben. Auch Mich Feinen vom Ferroforum betont die Bedeutung einer „lebendigen Geschichte“, die gemeinsam mit der Bevölkerung weitergeschrieben werden solle.

Ob alle Wünsche und Sorgen der Anwohner berücksichtigt werden können, bleibt abzuwarten. Derzeit jedoch scheint das Projekt offen für zivilgesellschaftliche Beteiligung und bereit, auf Kritik einzugehen.

John G.
30. Juni 2025 - 18.50

Immerhin wird hier 70% « unerschwinglicher » Wohnraum geschaffen.
Na denn: wohl bekommt’s den Promotören!

Grober J-P.
30. Juni 2025 - 9.43

Kriege wieder den kleinen Frosch in den Hals, wenn ich die Bilder sehe. Wusste nicht, dass schon soviel abgeräumt wurde. Fast 31 Jahre dort u.a. rumgeturnt. 😊
Was ist mit Finanzen?