Einer Katze die Ohren kürzen, einem Hund den Schwanz abschneiden oder die Stimmbänder kappen: Das Europaparlament will solche Verstümmlungen und weitere Vergehen an den Tieren künftig größtenteils verbieten. Die Abgeordneten stimmten am Donnerstag in Straßburg für eine Verordnung, die Einschränkungen und Bestimmungen für die Zucht, die Haltung und die Vermittlung von Hunden und Katzen in der EU vorschreibt. Das Tageblatt berichtete vor der Abstimmung bereits ausführlich.
Mehrere Parteien (Greens/EFA, EVP, Renew, The Left, S&D) hatten Änderungsvorschläge eingereicht, genauso wie der Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europaparlaments. Einige davon wurden angenommen, darunter die Forderung, die Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht nicht nur auf Hunde und Katzen im Verkauf zu beschränken. Jetzt soll diese für alle betreffenden Tiere gelten. Die Verordnung wurde außerdem um ein Verkaufsverbot von Hunden und Katzen in Tierhandlungen ergänzt.
Für Luxemburg könnten also demnächst Anpassungen des Tierschutzgesetzes von 2018 anstehen, vornehmlich im Bereich des Onlinehandels mit Tieren. Dazu gibt es hierzulande noch keine Bestimmungen. Weitere Reglungen wie die Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht aller Hunde und Katzen oder das Verkaufsverbot der Tiere in Zoohandlungen deckt das Tierschutzgesetz hingegen bereits ab.
Reaktionen
Die luxemburgische Europaabgeordnete Tilly Metz („déi gréng“), welche die Verhandlungen in dem zuständigen Agrarausschuss (Agri) als Schattenberichterstatterin für ihre Fraktion begleitete, zeigt sich in einer Pressemitteilung erfreut: „Erstmals haben wir auf EU-Ebene die Chance, wirksam gegen den illegalen Handel mit Katzen und Hunden vorzugehen und grausame Zuchtpraktiken zu beenden.“ Ähnlich sieht es die tschechische Berichterstatterin und Vorsitzende des Agri-Ausschusses, Veronika Vrecionová (EKR). Sie spricht nach der Abstimmung von einem „wichtigen Schritt gegen die illegale Zucht und die unverantwortliche Einfuhr von Tieren in die EU“. „Auch wenn weitere Gespräche zur Feinabstimmung einiger Details notwendig sein werden, glaube ich, dass wir uns in unserem Ziel einig sind, das Wohlergehen von Hunden und Katzen zu schützen“, sagt sie.
Die Tierschutzorganisationen Four Paws und Eurogroup for Animals schreiben in einer gemeinsamen Pressemitteilung von einem Meilenstein. „Wir können endlich von einem Versuch sprechen, den Haustierhandel vollständig zu regulieren“, wird Iwona Mertin, Leiterin des Programms für Haustiere bei Eurogroup for Animals, dort zitiert. „Viel zu lange wurden Tiere in einer multimillionenschweren Industrie unter schlechten Bedingungen gezüchtet und gehalten, ohne dass dies große Beachtung fand.“
Das Europaparlament muss nun mit dem Rat der 27 EU-Mitgliedsländer über das Gesetz verhandeln. Bis die Vorgaben tatsächlich in Kraft treten, dürfte es deshalb noch mehrere Monate dauern.
De Maart
Gut so ein Schritt in die richtige Richtung also weitermachen bitte...
Prima! Gratulation an alle Vierbeiner unter uns!
Vielleicht klappt‘s ja auch eines Tages mit einem EU-Lieferkettengesetz, das effizient durchgreift, wenn‘s um den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt geht.
Schon lange lange, sehr lange überfällig.