„Wir kommen mit den Leuten zusammen, das ist für uns eine extrem bereichernde Erfahrung“, sagte Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) am Montag in der Gemeinderatssitzung über die sogenannten „Apéri’tours“ – also über Zusammenkommen des Schöffenrats mit den Menschen aus den verschiedenen Stadtvierteln. Bei einstündigen Spaziergängen im Sommer und Herbst 2024 informierten die politischen Verantwortlichen und die kommunalen Dienste über Projekte in Luxemburg-Stadt. Derzeit läuft die zweite Runde der Veranstaltungen.
Insgesamt 22 „Apéri’tours“ fanden letztes Jahr laut der Bürgermeisterin statt. Teil nahmen 1.800 Interessierte. Wie in der Schöffenratserklärung 2023 bis 2029 von DP und CSV vorgesehen, fand so 2024 das Jahr der 24 Stadtviertel statt. Lydie Polfer erklärte am Montag: „Die Idee kam von der Politik und wurde gemeinsam mit unseren Diensten ausgeführt. Aber: Wir haben auch mit Firmen zusammengearbeitet.“ Die Universität Luxemburg war auch beteiligt: „Um herauszufinden, was bei den Leuten ankommt und was sie am meisten interessiert.“
Kostenpunkt: rund 707.000 Euro. Etwa 29.500 Euro wurden in einer ersten Phase investiert – in interaktive Karten der Viertel, eine Online-Umfrage und eine Auftaktveranstaltung im Juni 2024. Es folgten Spaziergänge mit anschließendem „Patt“, bei denen mithilfe verschiedener Methoden Anregungen, Ideen und Kritik gesammelt – und später ausgewertet – wurden. Die Kosten für externe Expertise, die Dokumentationen und für die Organisation der Veranstaltungen belaufen sich auf 300.000 Euro; weitere 275.000 sind für die zweite Runde eingeplant. Mit Mehrwertsteuer ergeben sich laut der Stadt Gesamtkosten von über 700.000 Euro.
Kritik an Umsetzung
Obwohl sich die Stadt die Veranstaltungsreihe einiges kosten lässt, stieß diese nicht überall auf Zustimmung – wie die Besuche mehrerer „Apéri’tours“ im vergangenen Jahr zeigten. Bei der Ausgabe in Bonneweg im Oktober 2024 kritisierten so gleich mehrere Leute, dass die kurzen und knappen Erklärungen der Bürgermeisterin vor Ort nur schwer zu verstehen gewesen seien. Eine Frau wunderte sich über das fehlende Mikrofon und forderte mehr Erklärungen zu konkreten Projekten. Auch im Pfaffenthal wünschten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer detailliertere Erläuterungen.

Diese vermisste auch eine Teilnehmerin bei der Apéri’tour im Bahnhofsviertel, die allerdings die Möglichkeit zum direkten Dialog mit der Politik schätzte. Diesem stand bei der Ausgabe in Hollerich die große Anzahl an Teilnehmern im Weg. Der Besuch der Veranstaltungen zeigte, dass das Format grundsätzlich in den Vierteln auf großes Interesse stieß – jedoch aus Sicht vieler in der Umsetzung noch Verbesserungspotenzial hat.
Für Lydie Polfer sind die „Apéri’tours“ als Form der Bürgerbeteiligung allerdings gelungen. „Hundertprozentig finden wir das“, antwortete sie am Montag auf eine entsprechende Nachfrage von Rat François Benoy („déi gréng“). Die Veranstaltungen seien für alle zugänglich gewesen: „Wir haben zugehört und die Leute konnten sagen, was sie denken. Wir sind eine Stunde spaziert und haben uns über Projekte ausgetauscht – genau das ist Bürgerbeteiligung.“ Aktuell werden die Veranstaltungen laut der Bürgermeisterin strukturiert nachbearbeitet. Termine der aktuellen Touren sowie die mehrseitigen Ergebnisse der „Apéri’tour“ gibt es auf vdl.lu.
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De Maart

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