13:06 Uhr: Iran-Expertin hält Irans Atomprogramm für nicht „entscheidend geschädigt“
Nach Einschätzung der israelischen Iran-Expertin und ehemaligen Mossad-Mitarbeiterin Sima Shine ist das iranische Atomprogramm bei den bisherigen israelischen Angriffen nicht entscheidend beschädigt worden. Sollte der Krieg mit dem Iran enden, ohne dass sie Fähigkeiten Teherans zum Bau von Nuklearwaffen massiv eingeschränkt würden, wäre dies nicht gut, sagte Shine im Interview mit dem israelischen Fernsehsender N12.
Seit der Nacht auf Freitag greift Israel den Iran an und nahm vor allem Irans Atomprogramm ins Visier. Getroffen wurden nach israelischen Angaben seit Beginn des Einsatzes unter anderem die Uran-Anreicherungsanlage Natans. Der Iran habe dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, zudem mitgeteilt, dass auch die Atomanlagen in den Städten Isfahan und Fordo angegriffen worden seien.
Israel ist die einzige Atommacht in der Region. Es ist eine seit Jahrzehnten bestehende Doktrin Israels zu verhindern, dass feindliche Länder in der Region in den Besitz von Atomwaffen gelangen.
Israels Armee teilte unterdessen mit, neun führende Wissenschaftler und Experten aus dem Bereich der Nuklearforschung seien bei Angriffen des Militärs getötet worden. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete ebenfalls neun getötete Wissenschaftler.
11:30 Uhr: Israel kündigt weitere Angriffe an
Nach Angriffen auf Luftabwehrsysteme in der Region Teheran in der Nacht hat die israelische Armee weitere Angriffe auf die iranische Hauptstadt angekündigt. „Kampfflugzeuge werden ihre Angriffe auf Ziele in Teheran wieder aufnehmen“, erklärte die Armee am Samstagmorgen. „Der Weg in den Iran ist geebnet worden.“
Iranische Staatsmedien meldeten am Morgen israelische Angriffe auf Städte im Westen und Nordwesten des Landes. Den Nachrichtenagenturen Fars und Mehr News zufolge trafen die Angriffe die nordwestliche Stadt Täbris sowie Teile der westlichen Regionen Lorestan, Hamedan und Kermanschah. In diesen Gebieten befinden sich wichtige iranische Militärstützpunkte. (AFP)
11:00 Uhr: Jordanien, Syrien und Libanon öffnen Luftraum wieder
Nach den nächtlichen Angriffswellen zwischen Israel und dem Iran haben Jordanien, der Libanon und Syrien ihre Lufträume für den zivilen Luftverkehr wiedereröffnet. Der jordanische Luftraum sei seit 7.30 Uhr (Ortszeit) wiedereröffnet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Petra.
Das libanesische Verkehrsministerium erklärte den Luftraum ab 10 Uhr als wiedereröffnet. Die syrische Staatsagentur Sana erklärte am Vormittag, dass der Luftraum wiedereröffnet sei. Alle drei Länder hatten sich zu einer Schließung infolge der Eskalation zwischen Israel und dem Iran entschieden.
Die irakischen Behörden gaben indessen bekannt, dass die Schließung des eigenen Luftraums bis 13 Uhr (Ortszeit) verlängert wurde. (dpa)
10:20 Uhr: Iran bringt Atomausrüstung in Sicherheit
Der Iran hat vor dem Angriff auf die gut befestigte Atomanlage Fordo nach eigener Darstellung Ausrüstung in Sicherheit gebracht. Die Schäden außerhalb der Anlage seien überschaubar, sagte der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde Behrus Kamalwandi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Ein Großteil der Ausrüstung und Materialien sei in sichere Bereiche verlegt worden.
Die Atomanlage Fordo liegt rund 100 Kilometer südwestlich von Teheran. Auch dort sind Zentrifugen zur Urananreicherung installiert. Die Anlage befindet sich tief unter der Erde und wird durch Flugabwehrgeschütze geschützt. Der Iran informierte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA erst 2009, zwei Jahre nach ihrem Bau, über die Existenz der Anlage – nachdem die USA und verbündete westliche Geheimdienste bereits Kenntnis davon hatten.
Experten warnten bereits vor dem israelischen Großangriff, dass der Iran im Kriegsfall hochangereichertes Uran an geheime Orte bringen und sichern könnte. Ein solcher Angriff würde die Führung in Teheran demnach erst recht dazu veranlassen, zur Abschreckung nach Atomwaffen zu streben. (dpa)
09:00 Uhr: Experte vermutet, dass Israel Abkommen zwischen Iran und USA verhindern wollte
Ein angesehener iranischer Experte wertet den israelischen Großangriff auch als Versuch, die Atomverhandlungen zwischen Washington und Teheran gezielt zu torpedieren. „Einer der Hauptgründe für den israelischen Angriff auf den Iran war gerade die Verhinderung einer möglichen Einigung zwischen dem Iran und den USA“, schrieb der regierungskritische Analyst Sadegh Sibakalam auf der Plattform X. All jene, die den Sturz der Islamischen Republik wollen, seien immer besorgt gewesen über die Möglichkeit einer Einigung zwischen Iran und Amerika.
Seit rund zwei Monaten verhandelten Washington und Teheran über das umstrittene Atomprogramm – zuletzt jedoch ohne Fortschritte. Für Sonntag war eigentlich eine neue Gesprächsrunde angesetzt. (dpa)
08:00 Uhr: Zusammenfassung der Nacht
Zwischen den Erzfeinden Israel und Iran ist auch am zweiten Tag nach Beginn des Krieges keine Deeskalation in Sicht. Israel wurde nach Angaben der Streitkräfte im Morgengrauen erneut mit Raketen und Drohnen angegriffen. Auch in Irans Hauptstadt Teheran war in der Nacht Berichten zufolge wieder die Luftabwehr aktiv. Augenzeugen und örtliche Medien meldeten Explosionen im Zentrum und Nordosten der Millionenstadt.
In Israel kamen infolge der erneuten Raketenangriffe der Islamischen Republik Medienberichten zufolge drei Menschen ums Leben. Dutzende weitere hätten teils schwere Verletzungen erlitten, meldete die Times of Israel am Morgen. Die meisten Raketen seien laut einem Militärsprecher abgefangen worden. Die USA helfen laut unbestätigten Medienberichten Israel bei der Raketenabwehr.
Explosionen im Raum Tel Aviv
Im Zentrum des Landes, darunter im Raum Tel Aviv, habe es jedoch Einschläge gegeben, teils seien Trümmer abgefangener Geschosse zu Boden gestürzt, berichtete die Zeitung. Mehrere Gebäude sind stark beschädigt. Am Morgen meldete die Armee einen erneuten Angriff aus dem Iran mit Drohnen. Die Luftabwehr sei aktiviert. Erneut heulten zuvor in mehreren Gebieten die Sirenen. Die Angriffe auf Ziele im Iran würden fortgesetzt, teilte die Armee mit.
Irans Attacken sind eine Antwort auf den Großangriff, den Israel in der Nacht auf Freitag gestartet hatte. Dabei wurden nach offiziellen iranischen Angaben Dutzende Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt. Die meisten Opfer seien Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, sagte Irans UN-Botschafter Amir Saeid Iravani vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.
Israels Verteidigungsminister: Iran hat rote Linie überschritten
Der Iran habe mit Angriffen auf zivile Ziele eine rote Linie überschritten und werde einen „sehr hohen Preis“ zahlen, drohte Israels Verteidigungsminister Israel Katz. Ein ranghoher israelischer Sicherheitsbeamter wurde in heimischen Medien mit der Aussage zitiert, Israel werde iranische Öl-Anlagen ins Visier nehmen, wenn der Iran Bevölkerungszentren in Israel angreifen sollte.
Der Iran reagierte umgehend auf die Drohungen: Dann würden wichtige Wirtschafts- und Energiezentren in Israel „sofort und weitaus zerstörerischer und verheerender“ angegriffen, schrieb die als Sprachrohr der iranischen Elitestreitkräfte bekannte Nachrichtenagentur Fars. Zuvor hatte bereits Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei auf X geschrieben: „Die Streitkräfte der Islamischen Republik werden diesem verruchten zionistischen Feind gewiss vernichtende Schläge versetzen.“
IAEA: Anlage für Uran-Anreichung teilweise zerstört
Israel ist die einzige Atommacht in der Region und nahm vor allem Irans Atomprogramm ins Visier. Getroffen wurden nach israelischen Angaben mehr als 100 Ziele unter anderem in den Millionenstädten Teheran, Tabris und Schiras sowie die Uran-Anreicherungsanlage Natans.
Der oberirdische Teil der Anlage in Natans, in der Uran auf bis zu 60 Prozent angereichert werde, sei zerstört worden, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, im UN-Sicherheitsrat. Für Kernwaffen wird ein Reinheitsgrad von gut 90 Prozent benötigt.
Der Iran habe zudem mitgeteilt, dass auch die Atomanlagen in Isfahan und Fordo angegriffen worden seien, sagte Grossi. Bisher verfüge die IAEA aber nur über Informationen, dass es militärische Aktivitäten rund um diese Anlagen gegeben habe. Zu möglichen Schäden gebe es noch keine Erkenntnisse.
Führende iranische Militärs getötet
Laut iranischen Angaben wurden zudem führende Köpfe des eigenen Militärs getötet, darunter der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, der Generalstabschef Mohammed Bagheri und der Kommandeur der Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden, Brigadegeneral Amir Ali Hadschisadeh.
Zudem wurden iranischen Berichten zufolge mindestens sechs führende Wissenschaftler und Professoren aus den Bereichen Nuklearforschung und Physik bei Angriffen auf ihre Wohnungen in Teheran getötet.
UN-Chef fordert Ende der gegenseitigen Angriffe
UN-Generalsekretär António Guterres rief beide Länder eindringlich zur Deeskalation auf. «Israelische Bombardierung iranischer Nuklearanlagen. Iranische Raketenangriffe auf Tel Aviv. Genug der Eskalation», schrieb er auf X. Frieden und Diplomatie müssten sich durchsetzen.
Danach sieht es jedoch derzeit nicht aus. Ein ranghoher iranischer Beamter sagte dem US-Sender CNN, der Iran werde seine Angriffe auf Israel verstärken und die regionalen Stützpunkte aller Länder ins Visier nehmen, die Israel verteidigen.
Warnung vor Flächenbrand
„Noch nie war die Region so nah an einem ausgewachsenen Flächenbrand wie jetzt“, sagte Ali Vaez, Leiter der Iran-Abteilung beim Thinktank International Crisis Group, dem arabischen Sender Al-Dschasira. Zwar sei unklar, wie viele Waffen und Verteidigungssysteme ihres Erzfeindes die Israelis zerstört hätten. Der Iran verfüge aber definitiv weiterhin über Angriffspotenzial – und habe nicht nur eines der am weitesten entwickelten und umfangreichsten Arsenale von Marschflugkörpern im Nahen Osten, sondern auch starke Verbündete in der Region wie die Huthi-Miliz im Jemen.
Auch die palästinensische Terrororganisation Hamas und die libanesische Hisbollah-Miliz werden maßgeblich von Teheran unterstützt. «Wenn das so weitergeht, kann es also sehr schnell sehr hässlich werden», warnte Vaez.
Israels Großangriff habe dem iranischen Machtapparat einen schweren Schlag versetzt, „aber das heißt nicht, dass es die Art von Lähmung oder Implosion des Regimes bedeutet, die sich Israel erhofft“, erklärte Vaez. Falls die Opferzahlen weiter steigen und auch in Israel lebende Amerikaner getötet werden sollten, werde es zudem „sehr schwierig“ für die US-Regierung sein, sich nicht stärker in den militärischen Konflikt einzuschalten.
„Wir stehen erst am Anfang“
Israel und andere Staaten wie die USA wollen den Iran am Bau einer Atombombe hindern. Teheran bestreitet, dieses Ziel überhaupt zu verfolgen – und beharrt darauf, Kernenergie allein für zivile Zwecke nutzen zu wollen.
Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir erklärte den Großangriff mit Blick auf Irans Atomprogramm so: „Wir haben diese Operation begonnen, weil die Zeit gekommen ist“ – es gebe kein Zurück mehr. „Wir können es uns nicht leisten, auf einen anderen Zeitpunkt zu warten, wir haben keine andere Wahl.“
„Wir stehen erst am Anfang eines Ereignisses, das sich wahrscheinlich stark von früheren direkten Zusammenstößen zwischen Israel und dem Iran unterscheiden wird“, sagte Danny Citrinowicz vom israelischen Institut für Nationale Sicherheitsstudien dem Wall Street Journal. Die Folgen des jetzigen Konflikts könnten seiner Ansicht nach weitreichend und bedeutend für die Zukunft des Irans und der Stabilität der gesamten Region sein. (dpa)
De Maart
Es waere doch nun langsam an der zeit,dass die EU oberen einen krisengipfel einberufen um sanktionen gegen den agressor Israel zu beschliessen.