„Das sieht ja schön aus, aber so braucht ihr ja eine Ewigkeit.“ Das Urteil von Winzer Laurent Kox war ernüchternd. Drei Stunden hatten wir uns mit Pflegearbeiten, wie dem Zurückschneiden und dem sogenannten „Pallisage“, dem Aufbinden der Triebe an den Reben, abgemüht. Das Ergebnis war offenbar – sagen wir – ausbaufähig.
Dabei haben wir ohnehin alle Hände voll zu tun, unseren Redaktionsalltag mit der Arbeit im Weinberg zu vereinbaren. Doch wir machen es uns auch selbst nicht gerade leichter. Am vergangenen Freitag etwa war unser Lokalchef Cédric Feyereisen allein in unserer 30-Ar-Parzelle im Einsatz. Nach einer kurzen Einweisung durch Winzerin Corinne Kox machte er sich an die Arbeit. Ein paar Stunden – und einen Sonnenbrand – später hatte er zwei Reihen geschafft.
Als unsere Grafikerin Jil – mit bislang wohl mit am meisten Einsätzen im Weinberg – und ich am Montagmorgen die nächsten Reihen übernahmen, erklärte Cédric uns telefonisch das Vorgehen. Wir fragten uns, warum er dafür drei bis vier Stunden gebraucht hatte. Doch als er später im Weinberg erschien und unsere Arbeit kritisch beäugte, wurde uns klar, warum: Wir waren deutlich weniger gründlich.

Motivationsprobleme?
Das sollte sich ändern. Also gingen wir gewissenhafter vor – allerdings umsonst. „Einfach durch die Reihen gehen und die großen Triebe hochbinden. Das geht wesentlich schneller. Die kleinen fallen beim nächsten Wind ohnehin wieder raus“, erklärte uns Laurent Kox erst nach der Arbeit. Klingt logisch. Trotzdem: Wir müssen in den nächsten Tagen zurück.
Eigentlich müssten wir sogar viel öfter nach dem Rechten sehen, denn die Reben wachsen rasant. Alle zwei bis drei Wochen wären Pflegemaßnahmen ideal. Wie wir das mit Redaktionsschluss, Terminen und Artikelfristen in Einklang bringen sollen, ist noch unklar.
Interessanterweise war es im Winter offenbar einfacher, Kolleginnen und Kollegen bei Minustemperaturen in den Weinberg zu lotsen als jetzt – bei Sonnenschein und angenehmen 20 Grad. Vielleicht ist es ja nur die Frühjahrsmüdigkeit. Immerhin: Unsere am Montagvormittag bearbeiteten Reihen sahen am Ende richtig gut aus. Das musste selbst der erfahrene Winzer anerkennen.
Zumindest – bis zum nächsten Windstoß.

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