Dienstag28. Oktober 2025

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EditorialWarum der Rückgang des Einzelhandels uns alle betrifft

Editorial / Warum der Rückgang des Einzelhandels uns alle betrifft
 Foto: Julie Rasquin

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Die Feststellung ist nicht neu: Der innerstädtische Einzelhandel ist im Land seit Jahren insgesamt rückläufig (-8,4 Prozent seit 2019). Das ergibt sich auch aus den Zahlen des „Cadastre de commerce“, die das Tageblatt in der wöchentlichen Artikelserie „Handel im Wandel“ in Zusammenarbeit mit dem „Observatoire national des PME“ (GIE) genauer analysiert. Es geht darum, der Geschäftswelt der Luxemburger Gemeinden auf den Puls zu fühlen – und herauszufinden, wie die unterschiedlichen Lokalitäten auf diese Herausforderung reagieren.

Doch Zahlen bleiben abstrakt. Sie zeigen zwar Entwicklungen, bleiben aber oft schwer greifbar. Aus ihnen können wir zwar herauslesen, dass Traditionsgeschäfte immer seltener werden, dass sich der Handel ins Netz oder in die großen Einkaufshäuser verlagert. Doch sie können nicht wirklich messen, welche sozialen Begegnungszentren aus der Mitte der Gemeinde verschwinden – und welchen Effekt dies auf das Zusammenleben hat.  

Als konkretes Beispiel dient „Guy, de Coiffeur“. Der Friseur in der rue de la Libération in Esch war einer der letzten reinen Herrenfriseure in Esch und hat sich am Samstag in die wohlverdiente Rente verabschiedet. Im Gespräch mit dem Tageblatt betonte er, dass er treue Kunden hatte, die für ihn „zu Freunden“ geworden sind. Guy Kraetzer kennt sich in der Gemeinde aus, immerhin hat er die Mehrheit seines Lebens in Esch gelebt und gearbeitet, mit vielen mehr oder minder bekannten lokalen Persönlichkeiten ist er per du. Durch seine offene Art kamen seine Kunden nicht nur mit ihm, sondern auch untereinander ins Gespräch. Sein Geschäft bot also mehr als nur Haarschnitte an. Es war ein Ort des Austauschs. 

Das Gleiche gilt für den Bäcker, den Metzger, die „Epicerie“ oder das kleine Café um die Ecke. Hier begegnet sich die Nachbarschaft und kommt miteinander ins Gespräch. Hier spricht man darüber, wo der Schuh drückt, wann das nächste Fest stattfindet oder wie der lokale Sportverein gespielt hat. Und diese Gespräche schaffen eine gemeinsame Identität, das Gefühl von „Gemeinschaft“. Je mehr diese kleinen Läden verschwinden, desto mehr verschwindet auch das lokale „Wir“.

Schon in den großen Shoppingcentern gehören die meisten Einkäufer zur anonymen Masse. Bleibt man hier wirklich noch stehen und kommt mit einem ins Gespräch, den man nicht vorher kannte? Und wer im Internet alles Nötige per Mausklick in den Warenkorb schiebt, der verzichtet ganz darauf, mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu treten. 

Der Versuch, den lokalen Handel zu erhalten oder sogar wiederzubeleben, ist daher nicht nur eine wirtschaftliche Aufgabe, sondern auch eine soziale. In einer Zeit, in der die Bevölkerung wächst und sich verschiedene Gruppen zunehmend voneinander entfremden, braucht es Orte der Begegnung. Dort, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen, können Vorurteile abgebaut werden. Nur wenn es diese Gelegenheiten gibt, erkennen wir: „Die“ sind oft nicht so anders als „wir“. 

Philippe
2. Juni 2025 - 19.18

Die Verantwortlech wëllen jo nach just Velo an Trottinette Vollek am Zentrum, Auto an hier Besetzer sin nett wellkom also bekloot Iech nett.

Grober J-P.
2. Juni 2025 - 9.24

"Warum der Rückgang". Fragten wir uns auch, als Buchholtz und Ettinger aus unserm Dorf verschwand. War für uns das Amazon von damals.

Wulfrik
2. Juni 2025 - 7.11

Letzebuerg muss sech der zeit upassen, mir liewen an villen sachen nach an den 2000er. Sozial Medien an Internet ass haut essentiel wenn een well als Buttik iwerliewen