
Handel im Wandel: Die Serie
In der wöchentlichen Artikelserie „Handel im Wandel“ schaut sich das Tageblatt in Zusammenarbeit mit dem „Observatoire national des PME“ (GIE) die Geschäftswelt der Luxemburger Gemeinden an. Mithilfe des Datentools „Cadastre de commerce“ wird zunächst die Situation in der jeweiligen Kommune analysiert, dann kommen die Gemeindeverantwortlichen zu Wort: Wie steht es um den lokalen Einzelhandel? Das Tageblatt untersucht jeden Montag eine oder mehrere neue Gemeinden. Nach Diekirch ist nun Düdelingen an der Reihe.
Mit derzeitig rund 22.000 Einwohnern ist Düdelingen die viertgrößte Stadt des Landes. Auch in puncto Einzelhandel und Gastronomie nimmt Düdelingen, was die Gesamtzahl der Betriebe angeht, einen Spitzenplatz ein. Laut den aktuellen Daten aus dem „Cadastre de commerce“ gibt es im Düdelinger Stadtgebiet insgesamt 341 Geschäfte, Horeca- und Dienstleistungsbetriebe – nur in Luxemburg-Stadt (2.468) und in Esch (1.018) gibt es noch mehr Betriebe. Dabei gibt es eine vergleichsweise hohe Konzentration der Geschäfte auf die Innenstadt – im Stadtzentrum befinden sich fast 71,9 Prozent aller Geschäfte. Zum Vergleich: In Esch beträgt der Anteil der innerstädtischen Geschäfte 54,1 Prozent, in Differdingen 51,9 Prozent und in Petingen 46,6 Prozent.
Flankiert werden die 53 Einzelhandelsgeschäfte, die sich im Stadtzentrum auf einer Verkaufsfläche von über 9.500 m2 verteilen, von 57 Horeca- und 98 Dienstleistungsbetrieben. Im Vergleich zu den meisten anderen Innenstädten gibt es einen auffällig hohen Anteil an inhabergeführten Geschäften – darunter zahlreiche Traditionsbetriebe. Statt auf Filialen multinationaler Konzerne setzt die Stadt neben der Unterstützung für alteingesessene Händler vor allem auf junge, aufstrebende Geschäftsleute.

Dazu sagt Bürgermeister Biancalana
Tageblatt: Wie viel Einfluss haben Sie darauf, welche Geschäfte sich in Düdelingen niederlassen?
Dan Biancalana: Wir haben verschiedene Methoden: Dazu gehören temporäre Pop-ups. Und als Gemeinde sind wir auch Mieter von verschiedenen Lokalen, die wir dann an Geschäftsleute untervermieten – aber immer mit dem Ziel, dass die Kommune sich irgendwann zurückzieht und dieses Lokal dann eigenständig funktionieren kann. Wir haben einen City-Manager eingestellt, dessen Aufgabe es unter anderem ist, Kontakt mit den Besitzern der Lokale aufzunehmen. Er übernimmt die Vermittlerrolle und ist das Bindeglied zwischen Eigentümer, Gemeinde und Mieter. Wir geben uns Mühe, mit den Lokalbesitzern über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Die allermeisten sind sehr offen für solche Gespräche, bei anderen ist das nicht der Fall. Wir versuchen in Düdelingen junge, innovative Geschäftslokale zu haben, die komplementär zu den bestehenden sind. Zum Teil versuchen wir auch, eine Nischenpolitik zu betreiben. (fey)
Die Düdelinger Innenstadt scheint in Anbetracht der „Cadastre“-Zahlen überaus resilient zu sein. Der innerstädtische Einzelhandel ist im Land seit Jahren insgesamt rückläufig (-8,4 Prozent seit 2019). In Düdelingen blieb die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte im Stadtzentrum seit 2019 nahezu unverändert.
Dies gilt auch für das Verkaufsflächenangebot. Gastronomie- und Dienstleistungen konnten in den vergangenen Jahren sogar deutlich zulegen (+18 Betriebe seit 2019). Die aktuelle Leerstandsquote von 6,5 Prozent gehört zu den niedrigsten des Landes. Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt aller Innenstädte liegt bei 14,3 Prozent. Als eine der ersten Nutznießer des „Cadastre“-Tools greift die Stadt Düdelingen seit der Pilotphase im Jahr 2019 regelmäßig auf die „Cadastre“-Daten zurück.
Größere Herausforderungen für den Einkaufstandort Innenstadt stellen perspektivisch die zahlreichen Wohnbau- und Einzelhandelsprojekte dar, die in den kommenden Jahren überwiegend außerhalb der Innenstadt entstehen sollen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang insbesondere das Quartier „Neischmelz“, in dem gleich mehrere tausend Quadratmeter an neuen Verkaufsflächen entstehen sollen. In der Summe würden die Wohnprojekte nach Umsetzung zwar einen signifikanten Einwohnerschub von rund 4.500 Einwohner beziehungsweise einen Einwohnerzuwachs von 17 Prozent bewirken, gleichzeitig könnte jedoch auch die Gesamtverkaufsfläche – je nach Szenario – mit der Umsetzung aller Projektvorhaben bis zu 54 Prozent steigen.
Um die Geschäftsflächenentwicklung vorausschauend zu steuern, hat die Stadt Düdelingen deshalb im vergangenen Jahr ein renommiertes Beratungsunternehmen mit der Umsetzung einer Einzelhandelsstudie beauftragt. Dadurch sollen unerwünschte Entwicklungen, die sich beispielsweise negativ auf den Hauptstandort Innenstadt auswirken könnten, vermieden werden.

Dazu sagt Bürgermeister Biancalana
Tageblatt: Wie wollen Sie verhindern, dass die neuen Verkaufsflächen im Quartier „Neischmelz“ den Geschäften der Innenstadt schaden?
Dan Biancalana: Wir haben mit dem Shared Space bereits in den Stadtkern investiert. „Neischmelz“ soll urbanistisch in die bestehenden Stadtteile eingegliedert werden. Es ist auch wichtig, dass das Viertel eine Nahversorgung bekommt, ohne dass es zum zweiten Einkaufszentrum von Düdelingen wird. Metzger, Bäcker, Zeitungsgeschäft: Diese Geschäfte können sich im neuen Viertel ansiedeln, aber beispielsweise kein Supermarkt. Es wird also auf eine Komplementarität gesetzt. (fey)
De Maart
Ass elo genuch Graas iwert den Dreck am Frankenlach gewuest datt elo do kann gebaut ginn ?
Mehrere Immobilienhändler und sogar ein Totengräber sind nicht gerade Geschäfte wo man mal kurz reingeht für einen Impulskauf.